Wie bereits erwähnt, durften wir beinahe zwei Wochen vor der österreichischen Premiere, einen Blick auf Les Misérables werden und wir sind hin und weg.
Wo soll man da nur anfangen?
Zu Beginn sollten wir anmerken, dass während dem ganzen Film, alle Gesangsnummern live gesungen wurden und nicht wie sonst üblich im Studio aufgenommen und anschließend während dem Dreh als Playback abgespielt. Natürlich stechen bei dieser Menge an Leistungen einige Schauspieler aber besonders hervor.
Anne Hathaway in der Rolle der Fantine überzeugt dabei auf voller Länge und spielt die tragische Rolle in einer Weise, die definitiv nach Oscar schreit! Ebenfalls nominiert für den begehrten Preis ist Hugh Jackman und auch hier würde er diesen unserer Meinung nach verdienen, da er von allen Darbietungen, die wir gesehen haben (ja auch Bradley Cooper, der eigentlich unser Favourit war) am meisten Facetten gezeigt hat und in manchen Szenen sogar als Opernsänger durchgehen würde.
Auch Eddie Redmayne kommt zwar erst in der zweiten Hälfte des Films vor, muss hier jedoch auch angeführt werden, da er es schafft, eine ausgesprochen gute Darstellung von einerseits des jungen Hals über Kopf verliebten Romantiker, so wie auch des mutigen und kameradschaftlichen Revolutionäres der für die Rechte des Volkes einsteht, zu erbringen. Die bis dato unbekannte Samantha Barks, spielt ebenfalls eine so gefühlsvolle Éponine, dass man ihr trotz der langjährigen Liebe zu Amanda Seyfried und ihrer Cosette (oder doch Polette, oder wars Colette?
Als krasser Gegensatz dazu Sacha Baron Cohen und Helena Bonham Carter die dem Film an den richtigen Stellen die Schwere nehmen und ihm auch ein wenig Leichtigkeit und Humor verpassen. Gut gespielt, aber beide Schauspieler schon in ähnlichen Rollen ähnlich erlebt.
Eigentlich ist der Film nicht “nur” ein Musical, sondern auch ein Gesangsfilm, da von zwei einhalb Stunden Laufzeit, bestimmt kaum 10 Minuten gesprochen werden. Es wird also nicht wie bei Musicals sonst üblich zwischen dem gesprochenen Text ab und zu eine Gesangsnummer zum Besten geben, sondern der Film setzt sich aus unzähligen Liedern, mit wiederkehrenden Melodien zusammen und wird höchstens um ein paar gesprochene Zeilen ergänzt. Dabei haben uns die Lieder “Empty chairs at empty tables” (Marius – Eddie Redmayne), “On my own” (Éponine – Samantha Barks) und vor allem das in einem Stück gedrehte “I dreamed a dream” (Fantine – Anne Hathaway) berührt und uns nicht nur eine Träne entlockt hat.
Natürlich ist kein Film perfekt und so hat auch Les Misérable so seine inhaltlichen Ungereimtheiten und ein paar Schwächen im Aufbau, da er zu Beginn ein wenig langatmig ist und zum Schluss doch noch sehr viel Inhalt bereit hält. Man merkt auch, dass der Film von der Bühne übernommen wurde und muss hierbei zugeben, dass das System der Szenenwechsel auf der Bühne besser funktioniert als auf der Leinwand. All dies ist jedoch leichter zu verschmerzen, da der Film vor allem mit der gesanglichen Glanzleistung durch seine Schauspieler und der rießigen Bandbreite an vermittelten authentischen Gefühlen überzeugt. Besonders großer Gänsehaut Faktor, der einem auch noch nach dem Verlassen des Kinosaals begleitet.
Oscar-Fazit: Der Film ist in insgesamt 8 Kategorien nominiert, wobei 3 Nominierungen sogar aus den “Hauptkategorien” (Bester Film, Bester Hauptdarstellerin, Beste Nebendarstellerin) stammen. Wie bereits erwähnt, muss man über Hautdarsteller und Nebendarstellerin gar nicht mehr diskutieren. Und auch in der Kategorie Bester Film können Silver Linings oder Django Unchained mit dem Filmepos nicht vollends mithalten – wir haben also einen neuen Oscarfavoriten, bleiben aber noch offen für die anderen Nominierten, die noch ausstehen.
Alles in allem ein Muss nicht nur für Musical Liebhaber, da man sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase an den dauerhaften Gesang gewöhnt, und mitgeriessen wird von der fulminanten Geschichte!
xoxo Beatrice & Jasmin