Review LAST VEGAS - "Hangover" in der Ü60-Variante

Erstellt am 17. März 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln


Fakten:
Last Vegas
USA 2013. Regie: Jon Turteltaub.
Buch: Dan Fogelman. Mit: Michael Douglas, Robert DeNiro, Morgan Freeman, Kevin Kline, Mary Steenburgen, Romany Malco, Michael Ealy, Bre Blair, Keith Middlebrook, Jerry Ferrera, Roger Bart, Joanna Gleason, Curtis “50 Cent” Jackson, Stefan "Redfoo" Gordy u.a. Länge: 105 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Ab 27. März 2014 auf DVD und Blu-ray in Handel erhältlich.
Story:
Sie kennen sich seit ihrer Kindheit, doch nun sehen sich
Archie, Paddy, Billy und Sam nur noch unregelmäßig. Doch als Billy eine jüngere Frau heiraten will, kommen seine drei besten Freunde zu ihm nach Las Vegas, um gemeinsam eine Junggesellenabschiedsparty zu feiern. Doch dabei bleibt es nicht, denn alte Zwistigkeiten, neue romantische Verwicklungen und jede Menge Chaos warten auf die alten Herren.
Meinung:
Das Kino ist heute schon weit mehr als 100 Jahre auf dem Buckel, da verwundert es doch schon ziemlich, dass die Filmschaffende erst jetzt auf die brillante Idee gekommen sind, das Zielpublikum 60+ massentauglich für sich zu entdecken. Nach äußerst erfolgreichen Tragikomödien wie „Das Beste kommt zum Schluss“, „Zwei vom gleichen Schlag“, „Wenn Liebe so einfach wäre“ und „Best Exotic Marigold Hotel“ (der es dieses Jahr auch zu einem Sequel bringen wird) zeichnete sich ein fluffiger Trend ab, der nun in Jon Turtletaubs „Last Vegas“ fortgesetzt wird. Dabei steht in erster Linie aber nicht das Thema im Mittelpunkt, sondern die prominente Besetzung um Hollywoodgrößen wie Kevin Kline („Silverado“), Robert DeNiro („Wie ein wilder Stier“), Morgen Freeman („Sieben“) und Michael Douglas („Wall Street“), für die man einzeln noch vor gut 20-25 Jahren den Kinosaal aufgesucht hätte.

No Country for Old Men? Pah, von wegen!

Möchte man es sich ganz einfach machen und „Last Vegas“ in einem Satz beschreiben, so könnte man den Film als 'bemüht selbstironisch erzählte Geriatrieversion eines belanglosen „Hangover“-Verschnitts bezeichnen'. Nur, steht hier nicht das inzwischen ikonisch vermarktete Wolfsrudel, welches in „Hangover 3“ seinen hoffentlich letzten Atemzug getan hat, im Mittelpunkt, sondern eben eine vierköpfige Truppe Senioren unterschiedlichster Couleur, die in Vegas die Fetzen fliegen lassen wollen: Da hätten wir den gutsituierten Womanizer (Douglas), den trauernden Griesgram (De Niro), den ulkigen Opi von nebenan (Kline) und Morgan Freeman (Freeman). Wie schon die in der Einleitung erwähnten Filme von ähnlicher Statur, behandelt auch „Last Vegas“ die Höhen und Tiefen des Alters. Der Verlust von langjährigen Beziehungen, freundschaftlich wie zwischenmenschlich, die körperliche Gebrechlichkeit und die Reduktion auf den physischen und psychischen Verfall durch Mitmenschen. Jedoch ist „Last Vegas“ nicht sonderlich daran interessiert, den Alterungsprozess (über-)sentimental herauszuarbeiten oder sich in Theatralik zu wälzen.

Zwischen Paddy und Billy gibt es noch einiges zu klären

Vielmehr setzt das Drehbuch von Dan Fogelman ("Crazy Stupid Love", "Unterwegs mit Mum") auf unnötig  schnelllebige, inkomplexe, schnellverständliche Situationskomik, die vor allem auf die Kosten des Alters der Hauptprotagonisten gehen. Das bringt den Nachteil mit sich, dass die Gags schon nach wenigen Minuten so riechen, wie die Darsteller unter dem Arm nach drei Stunden in der prallen Wüstensonne Nevada. Was man „Last Vegas“ allerdings zugutehalten kann, ist die Tatsache, dass er seine Figuren dahingehend ernst nimmt, dass er ihnen allen durchweg den gleichen Spielraum erlaubt und niemanden auf halber Strecke im Regen stehen lässt. Vor allem aber sticht Kevin Kline aus dem spielfreudige Altersensemble heraus, der nach einer gefühlten Ewigkeit und unnötigen Auftritten in Filmen wie „Freundschaft plus“ mal wieder richtig ungebremst mit Vollbart und Baskenmütze agieren darf. Man muss „Last Vegas“ in seiner Altersthematik so verstehen, dass er sich weder an Heucheleien labt, noch wirklich Tiefgang ermöglichen möchte. Ziel ist es hier, Kurzweil zu entfachen und das Publikum über 100 Minuten bei Laune zu halten – ohne dieses auch nach dem Abspann noch weiter mit dem Gezeigten beschäftigen zu wollen.
Jon Turtletaub, der sich zuvor mit Filmen wie „Das Vermächtnis der Tempelritter“ schon mit antiken Schätzen beschäftigte, serviert mit „Last Vegas“ einen anspruchslose, aber nie verlogene Rentner-Komödie, die sich ganz auf die namhafte Besetzung und die daraus entstehende Dynamik verlässt. Das ist zwar fast durchgehend oberflächlich, aber gerade noch sympathisch, auch wenn man den Film zwei Stunden nach dem Abspann wieder vergessen hat. Trotzt Altersbonus eine durch und durch redundantes Lustspiel.


4 von 10 Viagras von der Gattin
von souli und stu