Review: LAST HITMAN - Verschenktes Talent für das Heimkino

Erstellt am 16. Juli 2013 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln
  
Fakten:

Last Hitman (The Liability)
GB, 2012. Regie: Craig Viveiros. Buch: John Wrathall. Mit: Tim Roth, Jack O'Connell, Talulah Riley, Peter Mullan, Kierston Wareing, Christopher Hatherall, Tomi May, Jack McBride, Neil Eddy, Jimmy Knights, Jenny Pike u.a. Länge: 83 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Taugenichts Adam zerlegt den 60.000 Pfund Mercedes von Stiefvater Peter. Der ist verständlicherweise stinkig, Adam soll den Schaden abarbeiten. Einer der Jobs ist als Fahrer für Roy herzuhalten. Roy ist ein eher stiller Zeitgenosse. Naiv wie Adam ist glaubt er ihm zuerst sogar, dass der sein Geld mit dem Verkauf von Küchen verdient. Dabei weiß Adam eigentlich, dass Stiefpapis Business nicht ganz legal ist. Natürlich ist Roy alles andere als ein seriöser Geschäftsmann, sondern Auftragskiller. Als Adam ihm bei der Beseitigung des letzten Geschäfts hilft, taucht eine Augenzeugin auf. Sie entkommt und nun haben die Beiden sich darum zu kümmern.
  
Meinung:

Bei einigen Schauspielern stellt sich die berechtigte Frage, warum sie irgendwann praktisch weg vom Fenster waren. Da gibt es die üblichen Gründe wie Größenwahn, Suchtprobleme, erst spät (dann aber zurecht) erkanntes Anti-Talent, das unfaire Prädikat Kassengift (was oft eher auf die Macher, weniger auf die Ausführenden zurückzuführen ist), die Liste ist lang. Nur warum verschwinden prägnante, hochtalentierte Mimen irgendwann von der Bildfläche? Tim Roth ist einer, bei dem ich gerne die Gründe wüsste. In den 80ern ein kleines Licht, obwohl mit starkem Debüt. 1984 gab er dieses an der Seite von Terence Stamp und John Hurt in dem (zu unrecht) völlig in Vergessenheit geratenen Thriller "The Hit" ("Die Profi-Killer"), in den 90ern ging sein Stern auf, sicherlich dank Quentin Tarantino, für den er in drei Filmen spielte. Er war nie der Hollywood-Star, überzeugte eher in kleinen, extrem feinen Nischen-Filmen ("Little Odessa", "Unter Brüdern", um nur zwei zu nennen). Vielleicht war es das Tim Burton Debakel "Planet der Affen", in dem er sich mal für Blockbusterkino hingab und die berechtigte Bauchlandung erlebte. Reine Spekulation, wie auch immer, jetzt ist er wieder ein Hitman, wie vor fast 30 Jahren, daher die lange (überflüssige? Egal...) Einleitung.

Der Trottel und der Profi

"Last Hitman" (bzw. "The Liability", für Deutsche wohl zu schwer) ist ein rein technisch ansprechend umgesetztes B-Movie mit fadem, potenzial-vergeudendem Skript. Regisseur Craig Viveiros scheint was auf dem Kasten zu haben, denn rein optisch und akustisch ist das gar nicht verkehrt. Die Bilder sind kühl und teilweise schön eingefangen, der Score stimmig und geschickt eingesetzt, da lässt sich kaum meckern. Nur rettet er so eine schläfrig-einfallslose Geschichte vor der totalen Belanglosigkeit. Das fatale bei diesem Film: Mit einer Laufzeit von knapp über 80 Minuten langweilt er schon, obwohl ihm 20-30 Minuten mehr gut tun könnten. Eigentlich, nur dann bitte nicht so und mit mehr Einfällen. Auf eine längere Laufzeit könnte so was wie eine Figurenentwicklung entstehen die nachvollziehbar wäre, die Raum für Verständnis und Tiefe geben könnte, dann aber bitte nicht so 08/15 wie das Gezeigte. Das ist nicht mehr als ein luschiges, einfallsloses Killer-Filmchen in netter Verpackung. Lakonischer Humor blitzt kaum merkbar mal ganz am Rande durch, sonst eher melancholisch, ohne dabei zu packen. Tim Roth läuft auch etwas schläfrig durch das Geschehen, nur was soll er auch machen? Tatsächlich hat er selbst so noch genug Charisma, um den dödeligen Nebenpart locker an die Wand zu spielen.  Ob es an Darsteller Jack O'Connell liegt oder an der unsympathisch-doofen Rolle, schwierig zu sagen. Der tolle Peter Mullan darf sich für einige Minuten zeigen, immerhin, das macht den Streifen aber auch nur geringfügig besser. Der Funke springt niemals über, obwohl ich das Gefühl nicht los werde, da hätte was drin sein können.
Unter Strich eine Heimkinopremiere, die rasch in der Belanglosigkeit verschwinden wird. Schade um die handwerklichen Fahigkeiten des Regisseurs, Tim Roth und das durchschimmernde Potenzial, nur dies rettet den uninspirierten Streifen in die graue Masse jenseits von Gut und Böse.
5 von 10 Killer-Azubis