Fakten:
Knock Knock
CL/US, 2015. Regie: Eli Roth. Buch: Eli Roth, Nicolás Lopez, Guillermo Amoedo. Mit: Keanu Reeves, Lorenza Izzo, Ana de Armas, Ignacia Allamand, Aaron Burns, Colleen Camp u.a. Länge: 99 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab 10. Dezember 2015 im Kino.
Story:
Der Architekt Evan Webber führt ein idyllisches Leben mitsamt opulentem Wohnhaus, wunderschöner Frau und quirligen Kindern. Als die über das Wochenende an den Strand fahren, will er sich allein zuhause ganz der Arbeit widmen. Spät am Abend klopft es allerdings an der Tür und zwei extrem attraktive, junge Frauen stehen durchnässt vor ihm. Als Evan die beiden in seinHaus lässt, ahnt er nicht, worauf er sich da eingelassen hat.
Meinung:
Eli Roth genießt schon länger einen zweifelhaften Ruf. Sein Debüt "Cabin Fever" zog durch seine leidenschaftliche Hingabe an Backwood-Horror-Vorbilder unter anderem die Aufmerksamkeit von Star-Regisseur Quentin Tarantino auf sich, der schnell ein freundschaftliches Verhältnis zu Roth entwickelte. Tarantino ist es wohl auch zu verdanken, dass dessen "presented by"-Prädikat für eine ungemein höhere Aufmerksamkeit bei Roth´s nächsten Film "Hostel" gesorgt hat. Mit "Hostel" und "Hostel 2" hat sich der Regisseur schließlich den Ruf eines geschmacklosen Provokateurs erarbeitet, der praktisch als Begründer des "Torture-Porn"-Subgenres im Mainstream gilt.
Nix als Ärger mit den Frauen, was Keanu?
"Knock Knock", der mittlerweile fünfte Film des Regisseurs, ist neben seiner eigentlichen Genre-Zuweisung dabei ein auffälliges Spiel von Roth, bei dem dieser augenzwinkernd mit seinemeigenen Status jongliert. Entgegen der allgemeinen Erwartungshaltung gegenüber jedem neuen Projekt von ihm bietet der Streifen überraschend wenig explizite Gewalt und ist auch sein erster Film, der hierzulande für Jugendliche freigegeben wurde. An der Qualität ändern diese Tatsachen allerdings wenig, denn Roth hat sein Handwerk noch etwas weiter geschärft und setzt in "Knock Knock", welcher lose auf einem Exploitation-Streifen aus den 70ern basiert, auf eine Mischung aus Home-Invasion-Psycho-Thriller und genüsslicher Verdrehung gängiger Gender-Klischees. Zunächst liefert der Regisseur einen ruhigen Einstieg, bei dem der Zuschauer die Hauptfigur und dessen vorbildhaftes Leben kennenlernt. Als wenig später dann die beiden Damen auf den Plan treten, die sich klatschnass, hilfsbedürftig und überaus reizvoll Eintritt in das Haus des Architekten verschaffen, formt Roth auf atmosphärische Weise ein sehr ausgedehntes, mitunter erotisches Vorspiel, das den Zuschauer fast ebenso unerträglich reizt wie Hauptfigur Evan.Wollen wohl "John Wick" nachspielen
Nachdem der Regisseur die Anspannung kurzzeitig in einem prickelnden Höhepunkt entlädt, entwickelt sich "Knock Knock" fortan zu einer dichten Mischung aus irritierend-unterhaltsamen Schabernack sowie ernstzunehmenden, gut platzierten Thrills. Aus dem altbekannten "Killer-jagt-unschuldige- Mädchen"-Szenario formt Roth hier eher "Zwei-Teufelinnen-terrorisieren-unschuldigen-verweichlichten-Familienvater" und hat sichtlich Spaß an der Verdrehung der Rollenbilder. Einen wesentlichen Teil trägt das zentrale Hauptdarsteller-Trio bei, das aus Keanu Reeves, Lorena Izzo und Ana de Armas besteht. Während die Frauen gewieft zwischen unglaublich verführerisch und diabolisch schalten, spielt Reeves hier so befreit und überzeugend wie schon lange nicht mehr. Vor allem eine bestimmte Szene, in welcher der gesamte Terror zu einem unvergleichlichen, nervlichen Zusammenbruch führt, muss man einfach selbst gesehen haben, um sie zu glauben. Dabei ist der Film nicht frei von Schwächen. Einige wesentliche Entscheidungen und Motivationen, welche viele elementare Handlungszüge bestimmen, sind etwas weit hergeholt oder wenig nachvollziehbar und bei der ein oder anderen Szene hat die Logik definitiv Pause.Am Ende ist "Knock Knock" aber ein gelungener Horror-Spaß, der Kurzweiligkeit, gelungenes Schauspiel und eine stimmige Balance zwischen Spannung und amüsanter Unterhaltung bietet. Eli Roth´s Regie ist diesmal weitaus weniger reißerisch und heftig ausgefallen als gewohnt, überzeugt aber mit einer geradezu eleganten Inszenierung, die von den Kamerafahrten bis hin zur passenden Musik für viel Atmosphäre sorgt. Selbstironisch und trotzdem ernstzunehmend zeigt der Regisseur, dass er auch ohne Provokation und Gewaltexzesse abliefern kann.
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von Pat