Square Enix präsentiert den neuesten Streich des berühmten Disney-Crossovers in neuem Glanz und Klang, der sich in seiner Gesamtpräsentation definitiv nicht zu verstecken braucht. Wir haben das Spiel mal etwas genauer unter die Lupe genommen und verraten euch, wie gut es wirklich geworden ist. Ganz wichtig: Diese Rezension ist komplett spoilerfrei.
Gameplay
In altbekannter Kingdom Hearts-Manier schlüpft ihr erneut in die Rolle des jungen Sora und bereist gemeinsam mit Donald und Goofy verschiedene Disney-Welten. Bedingt durch die Ereignisse aus vergangenen Teilen, muss Sora im neuesten Abschnitt seine Kräfte wiedererlangen, um die restlichen Schüsselschwertmeister zu finden und somit dem finsteren Xehanort endgültig das Handwerk zu legen.
Gameplaytechnisch bietet Kingdom Hearts 3 zwar viel Neues, allerdings könnte vieles davon auch ein wenig überladen wirken. Gewohnt schlagt ihr euch mit diversen Schlüsselschwertern durch die Welten, von denen ihr sogar drei ausrüsten und auch beliebig während des Kampfes wechseln könnt. Zusätzlich lassen sich diese Schlüsselschwerter upgraden, um euch die Kämpfe noch ein wenig zu erleichtern.
Abhängig von eurem Spielstil bekommt ihr ebenfalls mehrere Situationkommandos, die man ganz leicht mit einem Knopfdruck auslösen kann. Nutzt ihr mehrfach Magie, dürft ihr starke Magie-Finisher benutzen. Reiht ihr hingegen mehrere Schlüsselschwert-Kombos aneinander, wird die Waffe transformiert.
Selbstverständlich könnt ihr mit eurer Party ebenfalls Situationkommandos benutzen, jedoch habt ihr meist keinen Einfluss darauf, ob nun Goofy, Donald oder jemand anderes eine Partner-Attacke mit euch ausführen wird. Ein sehr umstrittenes Thema innerhalb der KH-Community ist der Gebrauch der ebenfalls neu eingeführten Attraktions-Kommandos, mit denen Attraktionen aus dem Disneyland, wie eben die Teetassen oder das Schiff, sozusagen „beschworen" werden können.
Diese kamen deutlich zu oft vor und vereinfachen die Kämpfe ungemein, was für diejenigen, die eine gewisse Herausforderung suchen, ein wenig enttäuschend ist. Zusätzlich ist es möglich per Koop-Kommando weitere bekannte Disney-Figuren wie Ralph, Stitch oder Arielle zu rufen, die euch ebenfalls im Kampf mit diversen Fähigkeiten unterstützen.
Die riesige Auswahl an Kampfmöglichkeiten lassen das Spiel zwar sehr spaßig wirken, dennoch fühlen sich viele Kämpfe sehr chaotisch an und selbst auf höheren Schwierigkeitsgraden stellt das Spiel keine allzu große Herausforderung dar. Nichtsdestotrotz haben sich die Entwickler diese Kritik zu Herzen genommen. Nachträglich wurde der kritische Modus als zusätzlichen Schwierigkeitsgrad hinzugefügt, welcher die Spieler nochmal ordentlich fordern wird.
Für diese Kategorie vergeben wir eine Wertung von 8,0 Punkten.
Präsentation
Eins muss man Square Enix lassen: Die Liebe zum Detail ist das gesamte Spiel deutlich spürbar. Die Gebiete halten sich extrem ans Original und lassen das Herz eines jeden Disney-Fans höher schlagen. Visuell stellt dieser Teil der KH-Reihe alle anderen komplett in den Schatten. Ob man nun gemeinsam mit Buzz und Woody den riesigen Spielzeugladen erkundet oder gemeinsam mit Rapunzel durch das Königreich Corona wandert - In den insgesamt 10 Welten gibt es viel zu entdecken.
Im Vergleich zu den bisherigen Teilen sind die Areale weitläufiger, größer und erscheinen durch NPCs nun auch wesentlich lebhafter. Kingdom Hearts sah nie vielfältiger aus, denn auch der Detailgrad der Charaktermodelle trägt einiges dazu bei diese abwechslungsreichen Welten zum Leben zu erwecken. Einige Szenen wurden teilweise 1:1 aus den Originalfilmen übernommen, was man gut oder schlecht finden kann. Oftmals spielt man lediglich die Handlung des Disney-Films, zumindest oberflächlich, nach.
Für diejenigen, die die entsprechenden Filme nicht gesehen haben, könnten daher viele Stellen ein wenig verwirrend sein. Die Story in Kingdom Hearts 3 kommt teilweise nur sehr schleppend voran und lässt viele wichtige Plot-Elemente des Öfteren außen vor. Generell ist die KH-Reihe bekannt dafür, über die Jahre eine komplizierte Handlung aufgebaut zu haben, wodurch Neueinsteiger es deutlich schwerer haben, sich in die ganze Materie reinzufinden. Komplett unvorbereitet sollte man sich daher nicht an den dritten Teil wagen.
An die Newcomer hat Square Enix natürlich auch gedacht und passend dazu ein paar Zusammenfassungen bereitgestellt, die im Hauptmenü aufgerufen werden können. Sicherlich empfiehlt es sich, vorher die anderen Ableger gespielt zu haben, um eine gewisse emotionale Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Jedoch entscheidet im Endeffekt jeder selbst, wie er das Spiel am besten genießen möchte. Auch neue Fans werden mit diesem Teil bestimmt ihren Spaß haben.
Von uns bekommt dieser Bereich eine Wertung von 8,0 Punkten.
Sound
Wer Square Enix kennt weiß, dass man bei ihnen musikalisch immer Großartiges geboten bekommt. Diese Tradition wurde auch bei Kingdom Hearts 3 beibehalten. J-Pop Queen Utada Hikaru liefert dieses mal mit „Face My Fears" (Kollaboration mit Skrillex) und „Don't Think Twice" zwei Titelsongs, die sich perfekt in die Atmosphäre des Spiels eingliedern. Das restliche Sounddesign und der Soundtrack, der wieder von Yoko Shimomura stammt, sind gleichermaßen ausgezeichnet. Hier wird man von Neuarrangements vergangener Tracks als auch mit neuen Stücken geradezu verwöhnt. Das „Dearly Beloved" Hauptmenü Theme bereitet einem immer wieder aufs neue pure Gänsehaut und leitet wunderbar in das Spiel ein.
Zum Entsetzen vieler Fans wurde leider auf die beliebte deutsche Synchronisation aus Teil 1 und 2 verzichtet, was definitiv sehr schade ist, da sie damals wahrscheinlich zu den besten Vertonungen in Videospielen gehörte. Dennoch machen die englischen Sprecher rund um Ex-Kinderstar Haley Joel Osment (bekannt aus The Sixth Sense) als Sora einen fantastischen Job und wissen auch in emotionalen Szenen zu überzeugen.
Für den grandiosen Sound bekommt das Spiel eine Wertung von 9,5 Punkten.
Umfang
Möchte man sich ledigilich mit der Hauptstory beschäftigen, wird man womöglich nach 25-30 Stunden den Abspann sehen. Bedingt durch den Aufbau der Story könnte dies eventuell zu kurz für manche Spieler sein. Wer allerdings gewillt ist, alles, was das Spiel hergibt, in Angriff zu nehmen, der dürfte mindestens 60-70 Stunden beschäftigt sein. Kingdom Hearts 3 besitzt Minispiele in Hülle und Fülle, sei es gemeinsam mit Remy aus Ratatouille Koch-Challenges zu bewältigen, oder sogenannte Glücksembleme zu finden und mit dem Gummi-Fon, eurem „Smartphone", zu fotografieren. Im Minispiel-Bereich kommt das Spiel keinesfalls zu kurz. Im Gegenteil, man hat das Gefühl, von Minispielen nahezu überhäuft zu werden. Ich persönlich habe für das Erreichen der Platinum-Trophäe auf der PS4 etwa 80 Stunden gebraucht. Für den Preis von ungefähr 45 Euro für die reguläre Version und 80 Euro für die Deluxe Edition bekommt man also einiges an Spielspaß geboten.
Dieser Bereich erhält eine Wertung von 8,5 Punkten.
Fazit
Kingdom Hearts 3 ist kein perfektes Spiel und bei weitem nicht der beste Teil der Reihe, aber es bemüht sich zumindest alle Stränge zusammenzuführen. Den Erwartungen der Fans gerecht zu werden, war schwierig und viele Dinge, wie eben Charakterentwicklung und Story, kamen an einigen Stellen deutlich zu kurz. Trotz allem bietet der Titel eine Menge Spielspaß und nimmt einen mit auf eine nostalgische Reise. Kingdom Hearts ist keineswegs zu Ende und Fans dürfen auf die Zukunft der Reihe weiterhin gespannt bleiben. Hoffentlich dieses mal auf stationären Konsolen.