Review: KICKBOXER: DIE VERGELTUNG - Van Damme tanzt nicht mehr

Erstellt am 30. November 2016 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

  

Fakten:Kickboxer: Die Vergeltung (Kickboxer: Vengeance)USA, 2016. Regie: John Stockwell. Buch: Dimitri Logothetis, Jim McGrath. Mit: Alain Moussi, Dave Bautista, Jean-Claude Van Damme, Sara Malakul Lane, Gina Carano, Georges St.-Pierre, Sam Medina, Darren Shahlavi u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:Karate-Champion Eric wird von einer zwielichtigen Promoterin mit viel Geld zu einem illegalen Martial-Arts-Turnier in Thailand gelockt. Sein Bruder Kurt muss mitansehen, wie Eric in der Arena von der unbesiegten Kampfmaschine Tong Po das Genick gebrochen wird. Kurt sinnt auf Rache. Er sucht Erics Trainer Durand auf, um sich für die Konfrontation mit Tong Po zu wappnen.
   Meinung:Der Kickboxer (bei uns als dritter Teil der im Original eigentlich gar nicht existenten Karate Tiger-Reihe auf den Markt geworfen) war einer der größten Erfolge von Jean-Claude Van Damme und begründete zusammen mit dem kurz zuvor erschienen Bloodsport dessen Karriere in den USA. Damals als hartes Action-Brett mit beeindruckenden Kampf-Szenen wahrgenommen, heute als ein augenzwinkerndes, trashiges Kind seiner Zeit immer noch mit hohem Spaß-Potenzial versehen. Nicht zuletzt wegen der legendären Tanzeinlage von JCVD, einmalig! Man könnte meinen, dass Kickboxer: Die Vergeltung nun eines dieser Spät-Sequels wäre, gerade da der Star von einst auch wieder mitmischt, diesmal in der Rolle des Trainers. Das wäre schon mehr als überflüssig, tatsächlich handelt es sich sogar um ein Remake. Warum dieser Weg gewählt wurde erschließt sich nicht, denn die Handlung dieser Filme ist eh immer gleich und mit einer Quasi-Fortsetzung könnte wenigstens die Chance bestehen, dass Fans des Originals nicht protestierend auf die Barrikaden gehen. Die haben nun allen Grund dazu, denn wie leider nicht anders zu erwarten, der urige Charme der Vorlage kann unmöglich wiederhergestellt werden. Noch schlimmer: Es wird nicht mal versucht.

Finishing-Move: Käsefuß

Story wie gehabt, in Details leicht abgewandelt, das Grundgerüst bleibt das gleiche. Wie in nahezu jedem US-Kampfsportfilm der 80er. Ein unbesiegbarer Monster (in diesem Fall: Dave Bautista) - ab jetzt können irrelevante Variablen eingebaut werden - demütigt/verkrüppelt/tötet den Freund/Bruder/Vater des eigentlichen Helden, der daraufhin Rache schwört, hart trainiert, theoretisch keine Chance hat, aber am Ende den Fiesling mit Schmackes durch die Matte kloppt. Nichts anderes macht auch Kickboxer: Die Vergeltung und das ist ja auch völlig in Ordnung, mehr darf und sollte wirklich nicht erwartet werden. Das Wie ist endscheidend und da funktioniert der Film weder nach ehemaligen, noch nach aktuellen Kriterien. Damals hatte man mit Jean-Claude Van Damme einen vom schauspielerischen Talent miserablen Hauptdarsteller, der zum Ausgleich beeindruckende Kampf-Skills mitbrachte und trotz seines unbeholfenen Spiels über eine gewisse Form von Stoffel-Charisma verfügte. Star-Appeal, das hat man oder eben nicht. Alain Moussi, hier in seiner ersten Hauptrolle, hat das definitiv (mit etwas gutem Willen noch) nicht. Mit Sicherheit topfit, von seiner Ausstrahlung dagegen leichenblass, stinklangweilig, nichtssagend. Keine Leinwandpräsenz, die darüber hinaus von Urlaubskatalog-Regisseur John Stockwell (der dreht wohl immer nur da, wo er nach Feierabend die Location genießen kann) niemals ansprechend gepusht wird.
Dass der Film sich bierernst nimmt, sich nicht mal zufälliger Humor in der aus 20 Jahre alten Fond angesetzten Brühe fischen lässt ist schon verwunderlich, dann muss zumindest die Action stimmen. Der nun alles andere als taufrische und Spagat-unfähige Van Damme kann bei seinen wenigen, körperlichen Szenen mühelos mithalten, so schnarchig wird der Nahkampf hier serviert. Das hat kaum Dynamik, vermittelt nie das Gefühl von echter Körperlichkeit, ist unterdurchschnittlich geschnitten und arrangiert. Man sollte natürlich nicht bei Maßstäbe von z.B. The Raid ansetzen, aber heutzutage gelten auch im DTV-Grabbeltisch-Bereich schon andere Gesetze (Stichwort: Scott Atkins). Passend dazu hält Dave Bautista auch nur seinen massiven Körper in die Kamera, seine Bewegungen gleichen denen eines angeketteten Tanzbären. Der Unterhaltungswert tendiert zwischenzeitlich gen Null, den einzigen „Lichtblick“ (was traurig genug ist), stellt Van Damme dar. Nicht etwa weil seine Leitung so spitze ist oder er sich besonders viel Mühe gibt, er watschelt als Einziger halbwegs entspannt mit Sonnenbrille und Hut lässig durch den Murks und tut wenigstens nicht so, als gebe es hier irgendwas zu beschönigen. Dieser Spritzer Lockerheit geht dem Film durchgehend ab. Wer tapfer bis zum Abspann dran bleibt bekommt dann wenigstens den ultimativen Direktvergleich, warum dieser Kickboxer von vornherein eine verdammt dumme Idee war. 
3 von 10 Kokosnuss-Knackern