Review: KEINE HALBEN SACHEN 1 + 2 - Der freundliche Auftragskiller aus der Nachbarschaft

Review: KEINE HALBEN SACHEN 1 + 2 - Der freundliche Auftragskiller aus der Nachbarschaft
Fakten:Keine halben Sachen (The Whole Nine Yards)USA, 2000. Regie: Jonathan Lynn. Buch: Mitchell Kapner. Mit: Bruce Willis, Matthew Perry, Natasha Henstridge, Amanda Peet, Michael Clarke Duncan, Rosanna Arquette, Kevin Pollak, Harland Wiliams, Carmen Ferland, Serge Christianssens u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Zahnarzt Nicholas "Oz" Oseoransky hat einen Berg von Schulden und lebt in einer lieblosen Ehe. Obwohl zwischen ihm und seinem Hausdrachen schon lange nur noch pure Abneigung herrscht, kommt eine Scheidung aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Mit seinem neuen Nachbarn Jimmy bekommt sein Leben plötzlich richtig Schwung. Sofort erkennt Oz in ihm den Auftragskiller Jimmy "Die Tulpe" Tudeski, der nach einer Aussage gegen seinen alten Boss untertauchen musste. Oz' Ehefrau hat gleich die Dollarzeichen in den Augen und zwingt ihn nach Chicago zu fliegen, um einen "Finderlohn" einzustreichen. Gleichzeitig versucht sie, Jimmy auf Oz anzusetzen. Doch alles kommt ganz anders und schon bald ist der bemitleidenswerte Oz mitten in einem Kleinkrieg von Killern und Gangstern. Ausgerechnet dort findet er seine große Liebe - Jimmy's Exfrau.

Meinung:Was hätte wohl aus Matthew Perry werden können, wenn er nicht zu oft ins Glas und den Medikamentenschrank geschaut hätte? Diese Frage stellt sich unweigerlich wenn man ihn und seinen vollen Körpereinsatz in diesem Film erlebt. Der ehemalige Sitcom-Star blüht in der Rolle des liebenswerten und gleichzeitig dauerhaft um sein Leben fürchtenden Zappelphilipps richtig auf. Mit herrlichen Slapstick-Einlagen und wunderbarer Mimik bildet er den perfekten Gegenpol zum charmant-coolen wie eiskalt-konsequenten Profikiller Bruce Willis. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern ist ausgezeichnet und nur einer der vielen Vorzüge von "Keine halben Sachen".

Review: KEINE HALBEN SACHEN 1 + 2 - Der freundliche Auftragskiller aus der Nachbarschaft

Jimmy beweist Oz seine Freundschaft

In der turbulent-rasanten Komödie von Jonathan Lynn gibt es kaum Verschnaufpausen, ganz besonders nicht für den armen Oz (Perry), der wie ein Gummiball zwischen seiner ätzenden Ehefrau, den ganz bösen und den vielleicht doch nicht ganz so bösen Jungs hin und her geschleudert wird, immer wieder irgendwo gegenknallt, sei es die massive Brust von Michael Clarke Duncan oder eine Glastür (großartige Szene!), trotzdem immer wieder aufsteht und auf seine leicht naive, dabei so knuffige Art schnell die Sympathien des Zuschauers auf seiner Seite hat. Der arme Kerl kann einem echt leid tun, aber Schadenfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Besonders, wenn es jemand wie Perry versteht, ein sagenhaftes Timing an den Tag zu legen. Generell ist Timing das Stichwort bei "Keine halben Sachen", das funktioniert alles außerordentlich gut. Das Skript ist wendungsreich geschrieben, die Dialoge klasse, die Situationskomik auf den Punkt. Nur weniges überschreitet die Albernheitsgrenze zu weit oder wird gleich darauf durch die enorme Spielfreude des Cast mühelos aufgefangen. Manche Szenen sind selbst nach dutzendfacher Wiederholung einfach zum schießen, selbst zu lapidare Dinge wie die "Bierdosen-Szene" kurz vor Schluss.

Solche Kleinigkeiten sind das perfekte Beispiel dafür, warum dieser Film aus der Masse in seinem Genre heraussticht. Komödien gibt es wie Sand am Meer, viele machen beim Erstkonsum auch noch Spass, nur eine grosse Haltbarkeitszeit lässt sich nur einem geringen Prozentsatz unterstellen. Gags werden selten besser, wenn sie nochmal abgespult werden, eher das Gegenteil ist der Fall. "Keine halben Sachen" funktioniert immer wieder und ist unter den zahllosen Eintagsfliegen der Hollywood-Komödien ein richtig fetter Brummer.

8 von 10 Burger OHNE Mayonnaise

Review: KEINE HALBEN SACHEN 1 + 2 - Der freundliche Auftragskiller aus der Nachbarschaft
Fakten:Keine halben Sachen 2 - Jetzt erst recht! (The Whole Ten Yards)USA, BRD, 2004. Regie: Howard Deutch. Buch: Mitchell Kapner, George Gallo. Mit: Bruce Willis, Matthew Perry, Amanda Peet, Natasha Henstridge, Kevin Pollak, Frank Collison, Johnny Messner, Silas Weir Mitchell, Tasha Smith, Elisa Gallay, Tallulah Belle Willis u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Nach ihrem erfolgreichen Coup vor vier Jahren haben sich Zahnarzt Oz und Killer Jimmy nicht mehr gesehen. Nun müssen sie wieder ran. Oz' Ehefrau Cynthia wurde von Laszlo Gogolek entführt, der nach seiner Entlassung aus dem Knast stinksauer über den Tod seines Sohns ist. In dieser brenzligen Situation wendet sich Oz an seinen Ex-Nachbarn Jimmy, der im Exil in Mexiko scheinbar zum Pantoffeltiger geworden ist.

Meinung:
Der clever konstruierte, urkomische Comedy-Hit "Keine halben Sachen" musste scheinbar zwingend fortgesetzt werden, das Resultat ist so dürftig wie zu erwarten. Immerhin konnte der Cast zusammengehalten werden, was insgesamt auch nicht das allergrößte Kunststück darstellt. Bruce Willis war schwer im Karrieretief, Matthew Perry hatte jegliche Ambitionen kurz nach dem Erstling in der Betty Ford Klinik vergessen, Amanda Peet und Natasha Henstridge brauchten die Jobs und was Kevin Pollak zu diesem peinlichen Auftritt geritten hat, weiß er maximal selbst.

Review: KEINE HALBEN SACHEN 1 + 2 - Der freundliche Auftragskiller aus der Nachbarschaft

Typisch Sequel: ein erhöhter Body Count. Armes Huhn

Selten wirkte ein Sequel so erzwungen wie hier. Die Kuh konnte noch gemolken werden, also keine falsche Scheu an den Tag legen. Irgendwie lassen sich der hektische Zahnklempner Oz und sein abgebrühter Gegenpart Jimmy schon wieder zusammenführen, das passt schon. Leider nicht. Das Drehbuch stammelt sich peinlich bemüht von A nach B, das perfekte Timing der Vorlage wird nicht ansatzweise erreicht, eigentlich hält nur der routiniert auftretende Bruce Willis den Laden halbwegs zusammen. Speziell Matthew Perry, dem Highlight im Original, ist der Verfall anzusehen. Schauderhaft versucht er an seine alte Form anzuknüpfen, wirkt dabei wie eine billige Kopie seine alten Ichs, ein einziges Trauerspiel. Ab und an wird ihm mal eine halbwegs lustige Zeile in den Mund gelegt, doch was ist das im Vergleich zum Vorgänger? Nicht mehr als Leichenschändung. Alles erscheint erschreckend unbeholfen, notdürftige zusammengeschustert, an den Charme vergangener Tage erinnert kaum etwas. Sicher gibt es noch kurze Momente, das ist bei der Konstellation ja schon unvermeidlich, nur alles so grobschlächtig, holperig und einfach nur aufgewärmt, braucht wohl kein Mensch. Außer Perry...

"Keine halben Sachen 2" schreit vom ersten Moment an seine Hilflosigkeit laut heraus und wird leider im Verlauf nur bestätigt. Mit ganz heißer Nadel gestricktes Sequel im Fahrwasser eines kleinen Höhepunktes im oft so belanglosen Komödien-Genre. Ging vollkommen zurecht gnadenlos unter und bedarf auch nicht mehr Worte. Zumindest Bruce hat die Kurve im Anschluss wieder gekriegt, um Perry ist es schade.

3,5 von 10 Totgeburten

von JackoXL

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