Review: KARLA – Nur die Frau des Vergewaltigers von Scarborough?


Review: KARLA – Nur die Frau des Vergewaltigers von Scarborough?
Fakten:
KarlaUSA. 2006. Regie: Joel Bender. Buch: Joel Bender, Manette Rosen, Michael D. Sellers. Mit: Laura Prepon, Misha Collins, Patrick Bauchau, Tess Harper, Cherilyn Hayres u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: Ab 16/18 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.
Story:
Die junge Frau Karla (Laura Prepon) lernt in einem Restaurant den ein paar Jahre älteren Paul Bernardo (Misha Collins) kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick, sie ist ihm völlig verfallen und würde alles für ihn tun, obwohl sie weiß, dass er ein Vergewaltiger ist. Schon bald äußert er auch seine Wünsche: eine Jungfrau zu Weihnachten. Karla will diesem Wunsch nachkommen und „schenkt“ ihm ihre Schwester Tammy zu Weihnachten. Paul und Karla vergewaltigen das Mädchen, das wenig später an ihrem Erbrochenen erstickt. Doch das ist nur der Auftakt zu einer schier unglaublichen Serie aus Sex, Mord und Gewalt


Meinung:
„Karla“ ist ein kleiner, recht unbekannter Film aus den Vereinigten Staaten, in dem die Geschichte des Vergewaltigerpaares Karla Homolka und Paul Bernardo erzählt wird. In den 1990er Jahren kam es in Kanada zu einer langen Reihe an Vergewaltigungen, in deren Rahmen auch einige junge Mädchen getötet und zerstückelt wurden. Ein Stoff, der um eine Verfilmung geradezu bettelte. Nach Homolkas Haftentlassung dauerte es auch nicht lange, bis der Film in den Kinos erschien, ein Film aus der Sicht der Täter, des „Scarborough rapist“ und seiner Mittäterin Karla. Eine schockierende Geschichte, die aber nicht annähernd so schockierend umgesetzt wurde.

Review: KARLA – Nur die Frau des Vergewaltigers von Scarborough?

Beim Verhör wirkt Karla enorm abgeklärt und kalt

Laura Prepon spielt die anhängliche und partiell psychopathische Karla Homolka überraschend gut und auch Misha Collins überzeugt als wankelmütiger Vergewaltiger Paul Bernardo. Leider können die weitgehend unbekannten Nebendarsteller dieses Niveau nicht halten. Wohl auch deshalb wirken die Leistungen Prepons und Collins so überzeugend – es ist einfach sonst niemand anständiges dabei. Besonders auffällig ist die Ähnlichkeit der Darsteller mit ihren Figuren, hier wurde vom Casting-Team sehr gute Arbeit geleistet. Problem ist aber, dass Homolka zu sehr selbst in die Opferrolle gedrängt wird, genauso, wie sie es im Strafprozess gemacht hat. Als Kronzeugin sagte sie gegen ihren Ehemann aus und erhielt so eine deutlich geringere Haftstrafe. Von der Öffentlichkeit wurde das scharf kritisiert – zurecht, denn auch Karla vergewaltigte wohl aus eigenem Antrieb heraus ihre Opfer und war auch an der Tötung und der Vertuschung der Tat involviert. So richtig deutlich wird das aber in diesem Film nicht und wir als Zuschauer sind danach genauso schlau wie zuvor.

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Ein glückliches Ehepaar mit einem verdammt dunklen Geheimnis

Dem Setting sieht man stets an, dass es sich lediglich um einen relativ preiswert produzierten Film handelt. Vieles sieht billig aus, an zusätzlicher Einrichtung, die für größere Authentizität gesorgt hätte, wurde vehement gespart. Auch der Musikeinsatz scheint auf ein Mindestmaß heruntergebrochen zu sein, ohne Esprit und Originalität, so, wie man es in jedem x-beliebigen Fernsehfilm auch hört. Wenn es spannend werden soll, dann versucht die Musik spannend zu werden. Wenn es romantisch wird, dann ist auch die Musik leichter. Das ist zwar prinzipiell löblich, doch geschieht das alles so plump, dass die Musik zu sehr auffällt und eher störend anstatt befeuernd wirkt. Überhaupt mag keine rechte Spannung in diesem Thriller aufkommen. Zumindest kann die Spannung nicht über die volle Laufzeit gehalten werden und den Zuschauer nur in kurzen Abschnitten fesseln. Es bleibt zu vorhersehbar, die einzelnen Szenen wiederholen sich und insgesamt wäre ein bisschen mehr Mut der Filmemacher von großem Vorteil gewesen

Insgesamt ist der Film sicher nicht schlecht, aber ein wenig spannungsarm. Zwar kann er in seinen guten Momenten durchaus fesseln, über weite Strecken wirkt der Film dennoch unausgereift und einfach auch schwach erzählt. Die eigentlich interessante Geschichte wird trotz aller Detailtreue auch nie richtig aufgelöst. Ob Karla nun eine psychopathische Persönlichkeit oder „nur“ aus einem abartigen Liebesverhältnis zu ihrem Ehemann handelte – aus dem Film heraus kann man es nicht beantworten. Einfach zu mutlos und im Endeffekt verklärend, denn in der Realität weiß man bereits, dass sie bewusst vielfach vergewaltigt und getötet hat.

5 von 10 Füße im Beton


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