Juan of the Dead (Juan de los Muertos)
Kuba, Spanien. 2011. Regie und Buch: Alejandro Brugués. Mit: Alexis Diaz de Villegas, Jorge Molina, Andrea Duro, Andros Perugorria, Jazz Vilá, Eliecer Ramirez, Antonio Dechent, Blanca Rosa Blanco, Elsa Camp, Susan Pous u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Lebenskünstler Juan schlägt sich in Kuba, zusammen mit seinen Freunden, durch den Alltag. Ohne Geld, dafür aber mit mehr oder weniger pfiffigen Einfällen versucht er das Beste aus seinem Leben zumachen. Als seine Heimat von Zombies überrannt wird, gründet Juan kurzerhand eine Firma, die für Geld Zombies beseitigt. Das ein grandiose Geschäftsidee, die Juan und seine Kameraden Geld sowie eine stetige Beschäftigung beschert.Meinung:
Ein Film aus Kuba? Das können wir Mainstream-Zuschauer durchaus als Rarität bezeichnen. Doch bei dieser Rarität handelt es sich nicht um einen bedeutungsschwangeres Werk über die üblichen Themen, die einem im Kopf herum spuken wenn man an Kuba denkt, sondern eine schwarzhumorige Zombie-Komödie, in der ein kleiner Mann von der Straße zum Geschäftsmann und Untotenjäger wird.
So sehen kubanische Zombiejäger aus
Nur weil „Juan of the Dead“ nicht die formellen Standards des anspruchsvollen Arthouse-Kinos befolgt, heißt dies aber nicht, dass sich Autor und Regisseur Alejandro Brugués mit politischen wie gesellschaftlichen Statements zurückhält. Ganz im Gegenteil. Sein zweiter Spielfilm mag unter dem Gesichtspunkt einer reinrassigen Zombie-Komödie, wie etwa „Zombieland“, nicht vollkommen überzeugen, doch dafür hinterlässt Brugués andere humorvolle und vor allem spöttische Kommentare, die mehr über das Kuba von heute verraten, als so manch investigative Reportage. Was Brugués von der Politik und deren Zusammenhang mit den Medien Kubas hält, zeigt sich deutlich daran, dass das kubanische Fernsehen und somit auch die Obersten, die fleischfressenden, wandelnden Toten als Dissidenten bezeichnen, die vom amerikanischen Klassenfeind geschickt wurden, um das Land ins Chaos zu stürzen. Der titelgebende Held des Films, Juan, ist an dieser Information nicht interessiert. Der geborene Kubaner agiert in der Krise ganz und gar kapitalistisch und nimmt Geld fürs erledigen und beseitigen der sogenannten Dissidenten. Dabei spielt Juan zwar immer wieder mit dem Gedanken seine Heimat in Richtung Amerika zu verlassen, doch kann er seine Vaterlandliebe dennoch nie wirklich ganz vergessen. Kuba wird also gerettet von einem einheimischen Helden, der sein Land trotz aller Fehler liebt. Für diese Aussage pocht das kommunistische Herz. Doch diese Ausführung wird durch Juans Antrieb, der vornehmlich im Geldverdienen besteht, vor einem satirischen Zerrspiegel geworfen. Das Ergebnis ist eine so einfache wie clevere Reflektion die mehr Biss besitzt wie die auf Kuba anzutreffenden Wiedergänger.Und das ist ein kubanischer Zom... äh Dissident
„Juan of the Dead“ kann als Allegorie durchweg überzeugen. Doch kann er damit nicht ganz kaschieren, dass in seiner rein unterhaltungstechnischen Seite nicht absolut überzeugt. Zombies mussten schon immer auch für Komödien herhalten und vor allem seitdem „Shaun of the Dead“ das Lachen über die Untoten großräumig salonfähig gemacht hat, vermehren sich die Werke, in denen die Menschenfresser nicht nur für Schrecken, sondern auch für Schmunzler sorgten. „Juan of the Dead“ sticht aus der Massen dieser Genre-Clashs, trotz seiner kubanischen Sonderstellung, nicht sonderlich heraus. Er besitzt zwar mehr gallige Komik als seine Kollegen, dafür gelingt es Regisseur Brugués aber nicht seine Geschichte kurzweilig zu verpacken. Immer wird der Erzählfluss durch zähe Momente unschön aufgehalten und auch so manche humoreske Idee wird leider zu oft wiederholt, ohne sie weiterzuentwickeln. Dem gegenüber steht Brugués Liebe zu schrägen Figuren. Egal wie krude seine Charaktere daherkommen, sie besitzen trotz ihrer scheinbar unüberwindbaren Schutzmauer aus überdosierter Skurrilität einen liebenswerten Kern. Zu schade, dass dieser eher selten genutzt wird.Mit einem charmanten, wenn auch sich schnell erschöpfenden, Ideenfundus sowie seiner bissigen und nicht gerade dummen, sinnbildlichen Ausrichtung hat Alejandro Brugués einen durchaus geglückten Versuch unternommen eine humorvolle Zombie-Epidemie nach Kuba zu bringen. Doch trotz seiner Stärken kann der Film seine Schwächen nicht verleugnen und je länger die Figuren sich mit den Untoten herumschlagen, desto beliebiger wirkt es. Die alte Phrase „hier wäre deutlich mehr drin gewesen“ tut der Komödie zwar etwas Unrecht, anwendbar ist sie aber dennoch, auch wenn „Juan of the Dead“ am Ende einen eher mit einem Lächeln in den Abspann entlässt, als mit einem Schulterzucken.
6 von 10 bissigen Dissidenten