Review: JOHN WICK - Frau tot, Hund tot, Auto weg, Waffen her

Erstellt am 20. Januar 2015 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
John Wick
USA. 2015. Regie: Chad Stahelski. Buch: Derek Kolstad. Mit: Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen, Adrianne Palicki, Willem Dafoe, Ian McShane, Lance Reddick, Randall Duk Kim, David Patrick Kelly, Bridget Moynahan, John Leguizamo, Clarke Peters, Daniel Bernhardt, Keith Jardine, Brdiget Regan, Kevin Nash u.a. Länge: 101 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 29. Januar im Kino.

Story:
Das letzte Geschenk seiner toten Frau war dieser Hund, doch als ein paar Jung-Gangster diesen, bei einem Einbruch töten reicht es John Wick. Er kramt seine Waffenkiste raus und beginnt die Jagd auf dem Anführer der Übeltäter, der sich noch in Sicherheit wiegt. Noch weiß er nämlich nicht, dass John Wick einer der besten Profikiller aller Zeiten war.


Meinung:
Keanu Reeves agiert in einer Schattenwelt. Damit ist nicht die Figur des „John Wick“ gemeint, sondern seine Karriere. Irgendwie hat es Reeves geschafft, trotz diverser Flops immer noch so zu wirken, wie zu den Zeiten, als er groß im Geschäft war. Das liegt zum einen wohl daran, dass Reeves scheinbar nur Projekte annimmt, die ihn selbst interessieren (auch wenn diese oftmals weit entfernt von gut sind), zum anderen auch daran, dass seine Karriere schon immer ein stetiges Auf und Ab war. Ob er mit „John Wick“ wieder ein Auf erreicht, das ist zu bezweifeln, jedoch wird sich Reeves in dem Actionfilm von Regisseur und Stuntman Chad Stahelski gewiss in die Herzen vieler Actionfans prügeln und ballern, die ihn noch nicht kennen oder ganz einfach nicht bemerkt haben.

John Wick bei der Arbeit

„John Wick“ ist reinrassiges Action-Konzentrat. Die Handlung ist dünn und unsinnig, versprüht deswegen und durch ihre glasklare Linie, die sich ans Genre anschmiegt wie ein Seidenschal, einen gewissen prolligen Charme, der sich vor allem immer dann zeigt, wenn die Action pausiert und das Drehbuch Dramatik und Emotionen vorsieht. Dann wird „John Wick“ vollends zum Panoptikum des Beschränkten. Frau tot, Hund tot, Auto weg, Waffen her. Das dabei entfachte Feuerwerk an physischer und ballistischer Action, die oft genug mit einander einhergehen, ist stets ansehnlich und gut choreographiert, es fehlt ihm aber dann doch noh das letzte Quäntchen Druck, der sich an allen Seiten entlädt. „John Wick“ wirkt ein wenig so, als ob man sich nicht ganz sicher war, welchen Weg man nun einschlagen will. Den der PG-13-Action oder doch die erwachsene Holzhammermethode, in der die Ästhetik aber auch Folgen der Gewalt im Vordergrund stehen. Was Regisseur Stahelski nun präsentiert besitzt durchaus agilen wie teils auch kraftvollen Budenzauber, wiederholt sich aber zunehmend und wird irgendwann ziemlich redundant.

Gott vergibt - John Wick nicht

In Sachen Action kann „John Wick“ also leider nicht so überzeugen, wie erhofft. Dafür macht es Spaß Keanu Reeves in solch einer einfachen wie stimmungsvollen Rolle zu sehen. Reeves, der oft Schelten einstecken musste, wegen seiner Schauspielkunst, scheint hier wirklich der perfekte Protagonist zu sein. Eine Mischung aus Verletzlichkeit, eiskalten Profi und gezwungenem Anti-Helden, vereint als Mann im schwarzen Anzug. Aber auch verblasst gegenüber der wahren Stärke des Films: seiner Welt. „John Wick“ ist nicht dann am stärksten, wenn geschossen, gestochen oder gerast wird, sondern wenn man als Zuschauer die scheinbar höchst differenzierte Welt der Auftragskiller und Gangster erklärt bekommt. Die Schattenwelt des Verbrechens bekommt hier ein stimmungsvolles wie attraktives Setting spendiert, in die der Film immer wieder genussvoll hinabgleitet. Wirklich lange hält sich „John Wick“ mit Expositionen nicht auf und erhöht damit nur noch weiter den Status des mysteriösen, den diese Zwielichts-Welt besitzt. Bedauerlich, dass es am Ende nur kurze Ausflüge zum Luft schnappen sind, zwischen den Actionzelebrationen, die zu Beginn noch Laune machen, später aber mehr wie eine Fließarbeit anmuten.

„John Wick“ wird Actionfan problemlos sättigen und besitzt darüber hinaus durchaus infantilen Charme. Kaum zu glauben, aber hinter der simplen Handlung und den noch einfacher gestrickten Figuren steckt durchaus auch eine comichafte Welt, die ihre ganz eigenen Regeln und somit auch Reize bietet. Dass sich Regisseur Chad Stahelski nur sekundär für diese interessiert ist die wohl größte Schwäche, bzw. Fehler des Films. So bleibt „John Wick“ reinrassige Action, der es an echter Wucht und Verve fehlt, die aber gewiss Fans des Genres zufrieden stellen sollte.

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