Review: JEREMIAH JOHNSON – Robert Redford sucht sein Glück in den Rocky Mountains

Review: JEREMIAH JOHNSON – Robert Redford sucht sein Glück in den Rocky Mountains
Fakten:
Jeremiah Johnson
USA. 1972. Regie: Sydney Pollack. Buch: John Milius, Edward Anhalt, Vardis Fisher (Vorlage). Mit: Robert Redford, Will Geer, Stefan Gierasch, Josh Albee, Allyn Ann McLerie, Delle Bolton, Charles Tyner, Matt Clark, Jack Covin, Paul Benedict u.a. Länge: 108 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Colorado, 1850: Der Ex-Soldat Jeremiah beschließt ein einsames Leben als Trapper zu führen. Kein einfaches Unterfangen, wie er bereits im ersten Winter erfahren muss. Doch dank Hilfe des alten, erfahrenen Trappers Bear Claw, der Jeremiah unter seine Fittiche nimmt, wird er nach und nach zu einem erfolgreichen Jäger und Überlebenskünstler und legt somit den ersten Grundstein für seine eigene Legende.


Meinung:
Sydney Pollack konnte sich für viele Klassiker verantwortlich zeigen, ob „Die drei Tage des Condor“, „Der elektrische Reiter“, „Tootsie“ oder auch seinen größten Erfolg „Jenseits von Afrika“. Nur gehörte Pollack immer zu diesen Regisseure, die ein gar formidables Händchen dafür besaßen, Geschichten in ihrem ruhigen Aufbau adäquat zu inszenieren, ihnen aber nie einen solch charakteristischen Stempel aufdrücken konnte, der es dem Zuschauer leicht machen würde, einen seiner Filme problemlos als ein echtes Pollack-Werk zu identifizieren. Ist dies der künstlerischen Vielfältigkeit geschuldet oder liegt es dann doch eher daran, dass Pollack die Drehbücher zu seinen Produktionen nie selber verfasst hat, sondern ausschließlich auf die schöpferische Arbeit verschiedener Autoren zurückgriff? Überdurchschnittlich war seine Ägide nahezu immer, genau wie seine Auftritte vor der Kamera. Gerne, aber grundlos oft fällt in der Auflistung von Pollacks Sternstunden sein Western „Jeremiah Johnson“ unter den Tisch.

Review: JEREMIAH JOHNSON – Robert Redford sucht sein Glück in den Rocky Mountains

All is lost? Nein, nur der Rasierer.

Dass „Jeremiah Johnson“ bis heute nicht den Weg in das Rampenlicht finden würde, ist gerade deshalb schade, weil Pollack und sein Drehbuchautoren John Milius Edward Anhalt ein ungemein differenziertes Bild der Indianerstämme zeichnen und der Romanvorlage von Vardis Fisher „The Mountain Man“ diesbezüglich treu geblieben sind, nicht aber „Crow Killer“ von Raymond W. Thorps und Roberts Bunkers, in dem Jeremiah Johnson nach seinem finalen Rachefeldzug auch noch zum Kannibalen wurde und die Lebern seiner Widersacher gegessen hat. „Jeremiah Johnson“ steht für einen Wendepunkt innerhalb des Westerngenres, denn er lässt die heroischen Romantisierungen des Männerbildes im staubigen Wilden Westen hinter sich und eignet sich eine realistische und durchaus liberale Perspektive an. Jeremiah Johnson (Robert Redford) ist ein Mann, dessen klare Vergangenheit im Dunkeln verweilt und nur sein vorheriges Dasein als Soldat an den Hosen zu erkennen ist: „Jeremiah Johnson“ ist ein Film, der sich in der Mitte des 19. Jahrhundert mit dem Hier und Jetzt beschäftigt.

Jeremiah Johnson gehört zu den Menschen, die ihre Existenz in der Zivilisation nicht mehr ertragen – Warum er sich in die Rocky Mountains verziehen möchte, bleibt unklar, wie er es tut ist jedoch nicht frei von jedem ironischen Unterton. Und genau dieser Schritt ist es dann, der Jeremiah an einen Punkt bringt, an dem er akzeptieren muss, dass auch eine autarkes (Über-)Leben in den Weiten der unberührten Natur nicht gänzlich ohne Fremdhilfe zu bewerkstelligen ist, egal wie laut der Schrei nach Freiheit durch die Gehörgänge poltert. Vom exzellent bebilderten Survival-Abenteuer, in dem noch auf eigene, diplomatische und raffinierte Faust für die alltäglichen Mahlzeiten gesorgt werden muss, rutscht Jeremiah in die Rolle des Familienvaters wider Willen, lernt die Kulturen der Ureinwohner kennen und muss sich schließlich auch als Rächer wiederfinden, der seine Menschlichkeit aber nie unter den Bergen von Schnee vergräbt. „Jeremiah Johnson“ ist eine Geschichte über den Aufbruch und die Kehrseite eines solchen, über einen Neuanfang, der Vergangenes immer wieder evoziert. Wenn der Abspann doch nur 10 Minuten früher eingesetzt hätte…

7 von 10 Grizzlykrallen

von souli

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