Review: IT FOLLOWS - Die Nüchternheit des Respekts

Erstellt am 11. September 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
It Follows
USA. 2014. Regie und Buch: David Robert Mitchell. Mit: Maika Monroe, Keir Gilchrist, Daniel Zovatto, Olivia Luccardi, Lil Sepe, JakeWeary, Linda Boston, Heather Fairbanks, Debbie Williams u.a. Länge: 94 Minuten. FSK: noch nicht bekannt. Startdatum noch nicht bekannt.

Story:
Die 19-jährige Jay (Maika Monroe) wird nach einer sexuellen Annäherung plötzlich von seltsamen Visionen geplagt. Sie wird das beunruhigende Gefühl nicht los, dass jemand oder etwas hinter ihr her zu sein scheint.


Meinung:
Ein sehr konservativer und größtenteils zurückgenommener Slow-Burn-Horrorfilm aus den Surburbs, angelehnt an Carpenter'sche Stilistiken, vorallem in technischer Hinsicht - dabei hauptsächlich Urängste aus Teenie-Sexualität schöpfend wie beim standardisierten Gros des Slasher-Genres, nur eben mit einer konsequenten, unerklärt-übernatürlichen Eigenmacht am Start. Die Retro-Avancen stellen in diesem Zusammenhang eine gewisse Problematik dar, einerseits erlaubt man sich hin und wieder modernere Formalitäten (wie unnatürliche Digitaleffekte), die eine Disharmonie zur jeweiligen entgegengesetzten filmischen Ebene schaffen - zudem dann doch ernüchternd Konventionen erfüllen -, andererseits will der Stil mit aller Kraft eine dringliche, ätherisch-schaurige Atmosphäre erschaffen, die man womöglich nicht so stark verinnerlichen kann, auch weil die Charaktere und Settings in ihr allzu klassischen Rollenmodellen entsprechen und die allgemeine, inhaltliche Substanz des Ganzen für meinen Geschmack etwas zu überschaubar bleibt (variiert je nach Erwartungshaltung des Zuschauers).

Ob Jay die sexuelle Annäherung nun bereut?

Ganz abgesehen davon, bleibt ein sehr methodisch-geschicktes Gruselstück auf Augenhöhe mit ganz angenehmen (im Dialog etwas steifen) Teens, die unabhängig von den Eltern auch mal im Kreis sitzend miteinander abhängen und allmählich mit den bekannten Zuckungen der Adoleszenz in Kontakt kommen, nun aber im Angesicht unbekannter Terror-Geister eine unaufhaltbare Furcht erleben, die man immer wieder mit den selben Mitteln zu bekämpfen versucht, welche aber schlicht immer wieder zurückkommen kann (jener Prozess wird so oft wiederholt, dass man knapp 3mal einen passenden Schlusspunkt für den Film erwartet, der aber doch erst viel später kommt). Interessanterweise können diese verfolgenden Gestalten die Form von Bekannten ihrer Opfer annehmen und ab und an wird darin ein Subtext verdrängter Vergangenheit (oder so ähnlich) suggeriert, doch Regisseur David Robert Mitchell belässt es beim Ansatz, kramt schlichtweg kaum irgendwelchen überbordenden Bullshit aus dem Hut - was schon eine sehr löbliche, respektvolle und geschickte Genre-Erfahrung hervorbringt, aber für mich persönlich ein Gefühl von Trockenheit hinterließ, auch weil man emotional nur insofern abgeholt wird, dass man die Hormone der Protagonisten nachvollziehen kann.

Ist für einen normalen Horrorfilm sicherlich total in Ordnung, nur der rechte Funken der Besonderheit, des Erfrischenden, wohl auch gewissermaßen der eigenen Stimme, mag nicht komplett überspringen. Mitchell weiß auf jeden Fall Tension aufzubauen und in gewissen Augenblicken die erschreckende Pointe anders als erwartet zu setzen, sowieso furchterregende Konzepte unaufhaltsamer Verfolgung zu vermitteln - von daher bleibt er in Zukunft ein interessanter Kandidat, der hier schon mit geringen Mitteln eine Menge mehr aus reinster Bescheidenheit aus erreicht hat, als so manch anderer, selbsterklärter Retro-Reißer. Er trifft die Balance die meiste Zeit wirklich gut, aber er muss noch lernen, über den Tellerrand zu schauen, sich nicht auf düstere Synth-Drones und von HALLOWEEN emulierte Steadycam-Unterhaltungen zu verlassen, auch wenn's stilecht ist...und manchmal dann doch wieder nicht. Er ist da irgendwie so unentschlossen wie ich über seinen Film, aber empfehlen kann ich ihn dennoch.

6,5 von 10 übertragenen Flüchen

vom Witte