Review: Irgendwo zu Hause

Von Sebastian Gaebelein @Japaniac
Fumio Obata wuchs damals in Japan auf, zog aber 1991 nach London, um Illustration und Kommunikationsdesign zu studieren. Heute sehen wir uns seine Graphic Novel Irgendwo zu Hause (Just so Happens) an, wobei die Frage aufkommt, ob er sich mit seiner Geschichte identifizieren kann oder die Protagonistin Yumiko sogar ein Abbild seiner selbst ist.

Handlung

Yumiko ist erfolgreich, hat einen Freund, lebt in London ihren Traum und will bald heiraten. Doch plötzlich erreicht sie die Nachricht, dass ihr Vater unerwartet gestorben ist und so tritt Yumiko ihre Reise nach Japan, in ihre Heimat, an, um sich von ihrem Vater zu verabschieden.

Während dieser Reise scheint sie zurück zu sich selbst zu finden und beginnt ihr Leben aus einem anderem Blickwinkel zu betrachten. Eine unglaublich schöne und gleichermaßen traurige Handlung, welche dem Leser immer wieder Denkanstöße zu geben scheint. So wie Yumiko beginnt, ihr Leben nachzuvollziehen, so tut es der Leser ihr gleich.

Diese Graphic Novel ist so berührend wie einfach. Obwohl der Handlungsstrang recht simpel zu sein scheint, so geht einem die gesamte Handlung sehr nahe, als wäre man als Leser selbst betroffen. Wertung 9

Zeichenstil

Der Zeichenstil wirkt als würde das Bild gerade noch entstehen, quasi in die Handlung hineinwachsen. Bewusst ungefärbte Partien und getuschte Verläufe geben dem Stil eine fast magische Note, welche zum genießen und wohlfühlen einlädt. In diesen Stil kann man sich durchaus verlieben!

Proportionen und Gesichtszüge sind sehr realitätsnah, alles wirkt unglaublich natürlich. Die Farben sind sehr schlicht und überwiegend in beige oder dunklem Pastell gehalten, somit erschafft der Zeichenstil eine äußerst gemütliche Atmosphäre. Wertung 9,5

Perspektive

Yumiko wirkt anfangs äußerst selbstbewusst. Doch als sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters erreicht, braucht es seine Zeit, bis sie sich sich selbst und ihrer Gefühle bewusst wird. Sie scheint vieles in Gedanken erneut zu erleben und findet auf diesem Weg zu sich selbst. Es ist sehr ergreifend, ihr bei diesem Prozess zuzusehen und lässt einen selbst über vieles nachdenken.

Allerdings lässt Yumiko auch sehr viel wichtiges offen. Somit ist es ein nahezu unbefriedigendes Gefühl, am Ende der Graphic Novel nicht zu wissen, ob sie wirklich vollständig mit sich selbst im Reinen ist. Wertung 7

Fazit

Irgendwo zu Hause schickt einen auf eine Reise. Was mich persönlich begeistert und überrascht hat ist, dass man als Leser immer wieder auf den Gedanken gebracht wird ,,Fühle ich mich wo ich lebe eigentlich wohl?" ,,Fühle ich mich zuhause?" ,,Habe ich schon zu mir selbst gefunden oder geht es mir irgendwann auch wie Yumiko?".

Somit hat Fumio Obata es mit seinem Werk nicht nur geschafft, Yumiko auf ihren Weg zu sich selbst zu schicken, sondern auch uns. Also lasst euch begeistern und lasst euch auf den Weg zu euch selbst einladen!