Review: INSPECTOR MORSE (Staffel 1) – Der Eigenbrötler vom Dienst

Review: INSPECTOR MORSE (Staffel 1) – Der Eigenbrötler vom Dienst
Fakten:
Inspector Morse – Staffel 1
UK. 1986/87.
Regie: Peter Hammond, John Madden u.a. Buch: Anthony Minghella, Julian Mitchell, Michael Wilcox u.a.. Mit: Kevin Whatley, John Thaw, James Grout, Peter Woodthorpe, Clare Holman, Maureen Bennett u.a. Länge: 410 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:
Inspektor Morse ermittelt im malerischen Oxford. Trotzdem elitärem Ruf, ist auch diese Stadt nicht frei von Mord und Totschlag und so versucht Morse, der durch seine sarkastische Art nicht nur Freunde haz, gemeinsam mit seinem Kollegen Robert Lewis, die Übeltäter dingfest zu machen. Keine einfache Aufgabe.


Meinung:
Es ist Gang und Gäbe, dass ein Ermittler in einem guten Krimi-Format nicht ohne Spleens auch kommt. Dies ist eine Tatsache – zumindest in der TV-Landschaft. Es gibt nicht erst seit dem äußerst populären „Monk“ diverse Spürnasen, die nicht nur durch ihre treffsichere Aufklärungsquote bei einem großen Publikum punkten, sondern vor allem durch ihre ganz speziellen und nicht zuletzt durchaus manierierten Eigenheiten. Inspector Morse, der seinen Dienst im Jahre 1986/87 antrat, bildet da natürlich auch keine Ausnahme. Vor der malerischen wie klischeebehafteten Oxford-Kulisse, geht er packenden Mordfällen auf die Spur, die er zusammen mit seinem Kollegen Robert Lewis, der später mit „Lewis – Der Oxford Krimi“ seine ganz eigene Serie erhalten sollte, die Morse in Sachen Quantität und Beliebtheit überholen sollte, löst.

Review: INSPECTOR MORSE (Staffel 1) – Der Eigenbrötler vom Dienst

Ein Bier wäre Lewis jetzt sicherlich viel lieber

Die legendäre Universitätsstadt Oxford ist dabei nicht nur bloße Kulisse, sondern dient der Serie auch bewusst als manifestierendes Stilmittel und Stimmungsbarometer. Oxford kleidet die Krimiserie in ein feingliedriges Gewand aus elitäre Burschikosität und altmodisch-antiquierter, wie oft genug aus dezent amüsanter Spießigkeit. Freunde von schnelllebiger Kriminalkost, die auf eine effektüberladene wie eine durch und durch rasante Inszenierung Wert legen, werden mit dem ruhigen „Inspector Morse“ selbstredend nichts anfangen können. Doch selbst diejenigen die das Privileg der Langsamkeit, welches die Serie konsequent ausnutzt, genießen, müssen sich darauf einstellen, dass die Serie inzwischen deutlich Staub angesetzt hat. Selbst ähnlich gelagerte britische TV-Ware wie das bereits erwähnte „Lewis“-Spin-Off oder der (nicht nur) in Deutschland äußerst beliebte „Inspector Barnaby“ wirken – aus heutiger Sicht betrachtet – wesentlich anregender und frischer in ihrer narrativen Form, Struktur und filmischen Umsetzung. Etwas wuchtigere Dramaturgie hätte der Serie dennoch ab und an gut getan. Zu oft überlässt die Serie der Seichtigkeit das Hoheitszepter, dabei gibt es gewiss einige Situationen, die durch etwas mehr emotionale Kraft, um einiges knackiger geworden wären.

„Morse“ ist ganz einfach grundsolide Hausmannskost, die mittlerweile schon ein wenig zu lang auf dem Herd stand. Aber keine Sorge, die Fälle des englischen Ermittlers können den Genre-Fan dennoch überzeugen, vor allem durch eine einnehmende Unaufdringlichkeit der Charaktere und Erzählung. Denn obwohl Morse mit gefühlt dutzenden Eigensinnigkeiten „gesegnet“ ist, so verkommen diese niemals zum reinen Selbstzweck.‏

6,5 von 10 süffigen Bieren

von souli

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