Review: INSIDIOUS: CHAPTER 2 - Von allen guten Geistern verlassen

Erstellt am 25. Februar 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln


                                                                         

Fakten:
Insidious: Chapter 2
USA, 2013. Regie: James Wan. Buch: Leigh Whannell, James Wan. Mit: Patrick Wilson, Rose Byrne, Lin Shaye, Barbara Hershey, Ty Simpkins, Steve Coulter, Leigh Whannell, Angus Sampson, Andrew Aster, Hank Harris, Jocelin Donahue, Gaarrett Ryan, Tyler Griffin u.a. Länge: 102 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Dank Medium Elise konnten die Lamberts die Seele ihres Sohns Dalton aus der Geisterwelt befreien. Direkt danach verstarb sie jedoch, offensichtlich ermordet. Josh Lambert, der sich zur Rettung seines Sohns selbst in die Schattenwelt begab, steht zunächst unter Verdacht, was sich schlussendlich nicht beweisen lässt. Doch Ehefrau Reani und seine Mutter Lorraine hegen Zweifel. Sie spüren immer noch die Anwesenheit einer bösen Macht und Josh verhält sich unheimlich. Zusammen mit dem ehemaligen Team von Elise versuchen sie, Kontakt zu ihr herzustellen um sie um Hilfe zu bitten.
  
Meinung:
Mit „Insidious“ gelang James Wan vor einigen Jahren ein echter Überraschungserfolg, da schien eine Fortsetzung nur eine Frage der Zeit. Das ein Sequel eigentlich ziemlich sinnlos wäre, steht bei so einer Entscheidung leider selten zur Debatte. Der Erstling wirkte in sich abgeschlossen, wirklich Stoff für ein Sequel hatte die Story nicht zu bieten. Aber wen stört das schon in Hollywood, gerade da sich aus in der Regel sehr kostengünstigen Wan-Filmen immer eine bemerkenswert hohe Gewinnspanne ergibt. Über die Qualität der Originals gibt es erheblich geteilte Meinungen, von gelungenem Old-School-Grusel bis hin zu einfallsloser Jump-Scare-Parade. Zumindest das sollte hier ausbleiben: „Insidious: Chapter 2“ kann wirklich nur sehr schwer irgendwas als gelungen angerechnet werden, um es mal höflich zu formulieren. Eine Fortsetzung rein aus finanziellem Interesse, was man leider in jeder Sekunde merkt.

Verstecken hilft nicht, der Mist ist abgedreht.

Obwohl sich James Wan bei seinem Erstling ausschließlich an altbekannten und wohlerprobten Genre-Versatzstücken bediente, funktionierte da (zumindest in der ersten Hälfte) die Umsetzung sehr präzise. Da existierte lange Zeit eine unbehagliche Grundspannung und Wan setzte seine Schockmomente mit einem eiskalten Timing hervorragend in Szene. So etwas wie Grundspannung ist hier gar nicht existent, nicht mal im Ansatz. Da der Zuschauer einen viel zu großen Wissensvorsprung hat und die Ereignisse aus Teil 1 ja nun schlicht fortgeführt werden, gibt es keine Geheimisse mehr. Wan und sein Buddy Leigh Whannell kopieren sich gelangweilt selber, können überhaupt keine Akzente mehr setzen und selbst das handwerkliche Geschick scheint Wan am Set von „Conjuring“ liegen gelassen zu haben. Da funktioniert nichts mehr. Die wenigen Momente, die eventuell zum Aufzucken gedacht waren, verpuffen komplett. Ob es so eine gute Idee gewesen ist, gleich zwei thematisch ähnliche Filme kurz hintereinander auf den Markt zu schmeissen, wenn man den qualitativen Unterschied schon bei den grundliegenden Dingen sieht...

"Der da...der hat's verbockt!!!"

Der Regisseur passt sich mit seiner laschen Inszenierung dem schlurigen Skript an, gegen das zumindest ein engagierter Patrick Wilson versucht anzuspielen. Das reißt im Endeffekt aber nichts mehr raus. Zu allem Überfluss verrennt sich der ohnehin schon öde Streifen- wie schon sein Vorgänger – gegen Ende gewaltig, wenn das hier überhaupt noch möglich ist. Damals ließ sich leider (oder wenigstens?) noch ein deutlicher Qualitätsunterschied feststellen, jetzt wird es halt noch zusätzlich albern. Die Querverweise zu Teil 1 sind so unnötig wie belanglos, das neue Schreckgespenst wirkt wie ein billiger Abklatsch von Norman Bates samt Mütterchen und verursacht statt Angst und Terror nur fassungsloses Kopfschütteln und eine dicke Portion Fremdscham. Lächerlich. Das ein Sequel klar Federn lassen musste war wohl kaum zu vermeiden, aber so deutlich und ohne jede erkennbare Motivation hingeschissen, das ist schon bald unverschämt.
Ja, und weil die Kuh noch Milch gibt kommt natürlich noch Chapter 3, zumindest kann das kaum schlechter werden. Nur wie oft hat man das schon gedacht. James Wan sollte bloß aufpassen, den aufgebauten Kredit nicht durch solche Fließbandware wieder zu verspielen. Selbst gestandene Regisseure haben sich teilweise nicht wieder von so was erholen können. Hoffentlich wird das kein Dauerzustand, Talent hat der Mann, er muss es nur nutzen.
3 von 10 ausgewüfelten Drehbüchern.