Review: HOUSE OF WAX – Das Blut der blinzelnden Wachsfiguren

Review: HOUSE OF WAX – Das Blut der blinzelnden Wachsfiguren
Fakten:
House of Wax
USA. 2005. Regie: Jaume Collet-Serra.
Buch: Chad Hayes, Carey Hayes, Charles Belden. Mit: Elisha Cuthbert, Chad Michael Murray, Jared Padalecki, Brian Van Holt, Paris Hilton, Robert Ri’chard, Jon Abrahams, Dragicia Debert u.a. Länge: 113 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Ein wichtiges Football-Spiel steht an. Für sechs Studenten Grund genug per Auto dort hin zu reisen, auch wenn sie etwas länger unterwegs sind. Doch eine Panne lässt den Road Trip abrupt enden. Mitten in der Nacht sitzen sie irgendwo in Nirgendwo fest und dass ein mysteriöser Trucker sie scheinbar beobachtet, macht die Lage auch nicht gerade besser. Am nächsten Morgen schlagen sie sich zu Fuß weiter und finden eine seltsame Kleinstadt, die komplett aus Wachs besteht. Dies wäre nicht weiter schlimm, wenn da nicht noch ein unbekannter Killer wäre, der plötzlich die Jagd auf die verunsicherten Reisenden eröffnet.

Meinung:
„House of Wax“ durfte Zeit seiner Produktionsgeschichte reichlich Schelte kassieren und wurde schon allein aufgrund der amüsanten Besetzung von Fashion Victim und Hungerhaken Paris Hilton verständlicherweise schnell als lächerlicher Flop abgetan. Warum die zukünftige Hotelerbin aber den Weg in den Cast des Re-Remakes des 1933 erschienenen „Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts“ fand, ist vollkommen klar und die Publizität hat wieder einmal den Vorzug gegenüber des eigentlichen Könnens erhalten: Ein gekonnter Marketingfeldzug ist eben doch etwas profitabler. Nun lassen sich also schon zwei Indikatoren entdecken, die nicht unbedingt auf ein wirklich gelungenes Filmerlebnis sprechen wollen: Frau Hilton und die Tatsache, dass der Film eben nicht nur den Klassiker von 1933 aufbereitet, sondern auch „Das Kabinett des Professor Bondi“ von 1953 modernisiert. Im Sumpf des Remakewahnsinns der Neuzeit fristen inzwischen viele, viele Moorleichen ihr jämmerliches Dasein, doch „House of Wax“ ist, auch wenn Jaume Collet-Serra hiermit nichts von echter Bedeutung inszeniert hat, immerhin kein desaströser Totalausfall.

Review: HOUSE OF WAX – Das Blut der blinzelnden Wachsfiguren

Es ist ja schon ekelhaft, aber jeder Mensch braucht nun mal ein Hobby

Gut, mit den in Fachkreisen äußerst geschätzten Vorlagen von Michael Curtiz und André De Toth hat „House of Wax“ dann eigentlich auch nur noch als lose Interpretation zu tun und beschreitet größtenteils eigene Pfade des Grauens. Bis dieses Grauen aber erst mal erreicht ist, verstreichen quälende Minuten der Langeweile und es dauert beinahe eine gute Stunde, bis unsere Protagonisten dann endlich das Städtchen Ambrose erreichen, dessen Blickfang das markante Wachsfigurenkabinett im Zentrum bildet. Warum Carey und Chad Hayes es aber so wichtig erachteten, der Teeniesippe (bei der nicht nur Paris Hilton durch schlechtes Schauspiel glänzt) unbedingt derart viel Raum zur unsinnigen Charakterisierung geschenkt hat, bleibt dann doch im Unklaren. Keiner der Akteure kommt über sein uninteressantes Schablonendasein hinaus und jede Minute, in der „House of Wax“ die Gruppe beim illustren Abhängen im Nirgendwo zeigt, ist verlorene Zeit und sorgt dafür, dass „House of Wax“ zu Beginn einfach nicht in Schwung kommen will und wie benommen auf der gleichen schnöden Stelle tippelt.
In Ambrose angekommen, eröffnet sich ein im Wachs gefangener Mikrokosmos, in dem ein psychopathisches Zwillingspaar das beeindruckende Werk ihrer verstorbenen Mutter vollenden will und ihre unzähligen Menschenopfer im hiesigen Wachsfigurenkabinett als Exponate ausstellen. „House of Wax“ arbeitet dabei ganz nach den Regeln der doch ziemlich seichten 80s-Slasher, füttert verblödete Klischees nach Belieben und haut in Sachen Blutzoll und Gekröse zuweilen ordentlich auf die Pauke: Am fiesesten ist dabei jedoch nicht, wenn ein neues Ausstellungsstück im Keller mittels tosender Drüsen eingewachst wird, sondern wenn versucht wird, den Menschen unter der Wachsschicht freizukratzen. Allgemein versprüht Ambrose nach der Entlüftung des Geheimnisses einen ungemein düsteren Charme, der dem Film eine Atmosphäre verleiht, von der er in der ersten Hälfe nicht mal träumen hätte dürfen. Das opulente Finale ist zwar absehbar gewesen, aber optisch ein echter Hingucker und selbst wenn die Logik des ganzen Unterfangens im Wald unter den muffigen Tierkadavern vergraben wurde, hat „House of Wax“ im letzten Drittel einen Unterhaltungsfaktor auf seiner Seite, der wirklich nicht zu verachten ist.

4,5 von 10 abgetrennten Fingerkuppen

von souli


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