Review: HOTEL TRANSSYLVANIEN - Johnny nervt

Review: HOTEL TRANSSYLVANIEN - Johnny nervt

Fakten:
Hotel Transsylvanien (Hotel Transsylvania)
USA. 2012. Regie: Genndy Tartakovskys. Buch: Peter Baynham, Robert Smigel. Original Stimmen von Adam Sandler, Andy Samberg, Selena Gomez, Steve Buscemi, Kevin James, David Spade, Fran Drescher, Jon Lovitz, Cee Lo Green u.a. Deutsche Stimmen von Rick Kavanian, Elyas M’Barek, Josefine Preuß, Daniel Zillman, Tobias Lelle, Tobias Kluckert u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: freigegeben 6 Jahren. Ab 7. März auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Graf Draculas größter Schatz ist seine Tochter Mavis, die er nach dem tragischen Tod seiner Geliebten alleine aufzieht. Um sie vor den Menschen zu schützen lässt er ein abgeschottetes Schloss bauen, welches er auch als Hotel für andere Kreaturen nutzt. Als Mavis 118 Jahre alt wird, ist sie als Vampirin volljährig und will endlich den sicheren Schoß des Vaters verlassen. Dies kann er aber mit Tricks verhindern. Doch das nächste Problem wartet schon! Ein junger Mensch hat sich ins Hotel verirrt.


Meinung:
Monster sind ja auch nur Menschen. Unzählige Male standen sie schon stellvertretend für menschliche Makel und Charakteristika und oft wurden wir Zuschauer am Ende eines Monsterfilms mit der Botschaft entlassen, dass die Menschen doch in Wirklichkeit die wahren Ungeheuer sind. Im Animationsfilm „Hotel Transsylvanien“ von Columbia Pictures ist dies nicht anders. Wobei hier von Beginn an das Verhältnis von Mensch und Monster umgekehrt wird. Hier schlagen sich die sonstigen Gruselgestalten allesamt mit äußerst menschlichen Problemen umher. Im Zentrum vom alle steht die Sorge eines Vaters (Graf Dracula), der verhindern möchte dass seine frisch erwachsen gewordene Tochter aus der väterlichen Obhut ausbricht, um die Welt zu erkunden, denn, so weiß Papa Blutsauger, da draußen lauern Menschen, die sind gefährlich.

Dracula und Nervensäge Johnny

Wie menschlich Dracula hier ist, zeigt sich vor allem durch sein geschäftliches Raffinesse. Aus seinem abgeriegelten Schloss hat er ein Hotel gemacht, in dem gestresste und verängstigte Monstertypen aus der ganzen Welt für ein paar Tage und Wochen ihre Alltagssorgen vergessen können. Die komödiantische Vermenschlichung des Ungeheuerlichen geschieht hier auf der Basis des cartoonhaften. Alles wird überspitzt, sei es die Pointen oder direkt das Äußerliche. So einen handzahmen Werwolf wie hier, sieht man selten und auch bucklige Hexen als Putzfrauen oder Zombies als Pagen sind durchaus humorvoll platziert. So amüsant dieses Aufhebeln und Dekonstruieren alter (Film-) Mythen und Legenden auch ist, im Gegensatz zu „Frankenweenie“ oder „Para-Norman“, die auch ein Herz für Gruseliges hatten, kommt bei „Hotel Transsylvanien“ niemals eine wirkliche Schauerstimmung auf. Das wohlige Flair von vernebelten Wäldern, knarzenden Türen und wandelnden Schatten fehlt hier völlig. Trotz allem versucht der Film dieses Setting immer wieder zu karikieren, was ins Leere läuft. Was nicht da ist, kann nicht reflektiert werden, auch wenn das eigentliche Anliegen durchaus ehrfürchtig ist.


Der Kern des Films ist aber kein komödiantisches Horror-Fest für die Klein und Groß, sondern behandelt seine recht klassische Thematik: Familienwerte. Papa Dracula muss seine kleine Tochter Mavis ziehen lassen. Dagegen hat er eine Trutzburg aus Unwahrheiten errichtet. Der Auslöser, der Draculas Lügengerüst zum einbrechen bringt ist schließlich ein Mensch. Ein Backpacker,der was von der Welt sehen will und weitaus mehr Monster ist, als alle anwesenden Figuren des Schreckens. Er, der rothaarige Johnny, erweist dabei nicht nur für den Grafen als Nervensäge. Anders als alle anderen Figuren fehlt ihm die liebenswerte Note. Es lässt sich nicht verstecken, dass sein Charakter den Film mit mehr Tempo füllt, aber damit geht auf nerviges Gequassel mit ein, welches Johnny recht bald zu einem, nicht nur handlungstechnischen, Fremdkörper im „Hotel Transsylvanien“ macht. Schade, dass gerade die Figur, die den Film eigentlich in Bewegung bringen soll, ihn durch unpassende wie schwer erträgliche Charakteristik zum Teil massiv blockiert. Ohne den coolen Johnny, oder zumindest ohne seine unpassende wie überakzentuierte Darstellung, hätte Genndy Tartakovskys Film durchaus das Potenzial gehabt, zu einem Highlight unter den letztjährigen Animationsfilmen zu gehören. So ist es ein charmanter Spaß, der mit erkennbarer Leidenschaft inszeniert wurde, wenn es dieser auch an Intensität fehlt und sie sich deutlich den Belangen einer familiengerechten wie kommerziellen Ausrichtung unterwirft.
6 von 10 unscharfen Vampireckzähnen


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