Review: GROSS POINTE BLANK - EIN MANN, EIN MORD - Mörderisches Klassentreffen

Review: GROSS POINTE BLANK - EIN MANN, EIN MORD - Mörderisches Klassentreffen

Fakten:
Grosse Pointe Blank - Ein Mann, ein Mord (Grosse Pointe Blank)USA, 1997. Regie: George Armitage. Buch: Tom Jankiewicz, D.V. DeVincentis, Steve Pink, John Cusack. Mit: John Cusack, Minnie Driver, Dan Aykroyd, Alan Arkin, Jeremy Piven, Joan Cusack, Hank Azaria, K. Todd Freeman, Mitch Ryan, Michael Cudlitz, Barbara Harris, Jenna Elfman u.a. Länge: 103 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:Profi-Killer Martin Blank ist eigentlich ein netter, umgänglicher Zeitgenosse. Nur in seinem Job ist er eiskalt und präziese. Sein nächster Auftrag führt in ausgerechnet nach Grosse Pointe, einen Vorort von Detroit, in dem er aufgewachsen ist. Wie es der Zufall so will, findet genau zu diesem Zeitpunkt das 10jährige Klassentreffen seines Abschlussjahrgangs statt. Martin hat eigentlich gar keine Lust auf die Veranstaltung, aber wenn er schon mal da ist. Ausserdem gibt es noch seine Jugendliebe Debi...die er einst vor dem Ball versetzt hat. Das Wiedersehen mit Debi gestalltet sich erfreulich harmonisch, ebenso mit Schulfreund Paul, doch rein zum Vergnügen ist Martin halt nicht dort. Der Spass wird zusätzlich durch Konkurrent Grocer getrübt, der Martin gerne in seiner "Gewerkschaft" hätte, zwei Schnüffler der NSA und einen französischen Hitman, auf dessen Abschussliste Martin steht.
  
  
Meinung:
Trotz überschwänglicher Kritiken und einem enormen Zuspruch aus dem Fanlager hat es diese Perle aus den späten 90ern nie zu einem grossen Bekanntheitsgrad gebracht. Extrem schade, gerade bei der Flut an belanglosen Komödien, die in Endlosschleife durch das Fernsehen geistern und an jeder Ecke auf DVD und Blu-ray lauern.

Review: GROSS POINTE BLANK - EIN MANN, EIN MORD - Mörderisches Klassentreffen

Immer vorbereitet auf den Ernstfall

"Grosse Pointe Blank" ist wahrlich eine Ausnahmeerscheinung, nicht nur eine der besten Komödien, sondern auch einer der besten Filme der 90er. Er beinhaltet, besteht praktisch ausschliesslich aus Elementen, die den atypischen Ulknummern komplett abgehen und sie somit oft nur - wenn überhaupt - für den einmaligen Gebrauch effektiv machen. Selbst bei guten Komödien ist die Haltwertzeit eher begrenzt, selten schafft es ein Film dieses Genres, bei der dritten oder vierten Sichtung noch ähnlich zu unterhalten oder gar noch besser zu werden. Auf vereinzelte Szenen mag das auch dort zutreffen, ein Knaller funktioniert auch öfter, aber der gesamte Film, mit allen Facetten? Eher nicht. Genau das hebt "Grosse Pointe Blank" so weit über den Standard hinweg. Der Film lebt nicht von simplen Schenkelklopfern, er strahlt durch sein Gesamtkonzept. Seine unglaublich charmanten Figuren, seine liebevolle, detailverliebte Inszenierung, seine unkopierbare Situationskomik, das sensationelle Timing, die Gags, die sich nicht aufdrängen, sondern in ihrer brillanten Komik erst mal entdeckt werden müssen. Beispiele dafür zu nennen sind für Nicht-Kenner praktisch unmöglich. Einer dieser Momente: Nach der "Problem-Beseitigung" auf dem Klassentreffen bestellen sich der zerfledderte Martin und sein geschockter Kumpel Paul etwas zu trinken. Paul: "Whiskey". Martin: "Sprite". Der Blick von Paul ist Gold wert...
 

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Ja, er ist WIRKLICH Profi-Killer...

Das sind diese Situationen, in denen "Grosse Pointe Blank" unvergleichbar ist. Zum Brüllen komisch, ohne sich aufzudrängen. Natürlich gibt es auch klassische Lachnummern, aber selbst die sind so punktgenau geschrieben, gespielt und umgesetzt, das hat nichts mit Standard zu tun. Es sind die kleinen Nuancen, die es so selten zu sehen gibt. Allein jedesmal, wenn Martin in seiner Heimatstadt von einem Bekannten angesprochen wird, sollte auf die Körperhaltung von John Cusack geachtet werden, der sofort in den Verteidigungsmodus geht. Grossartig. Das endet auch mal böse ("Du bist gestolpert".). Die Details sind der Trumpf. Die Besetzung ist ein Traum, in erster Linie natürlich John Cusack, der auch am Skript mitschrieb. Das ist bemerkbar, die Rolle scheint ihm auf den Leib geschrieben. Seine liebenswerte, spitzbübische Art kam selten besser zur Geltung und vor allem wird deutlich, wie sehr er die Rolle verinnerlicht hat und sie auslebt. Da stimmt jede Bewegung, jede Mimik. Der sonst eher semi-prominete Cast fällt kein Stück ab. Dan Aykroyd, weit über seinem eigentlichen Zenit, war danach nie wieder so gut. Und wie lustig sind denn bitte Johns Schwester Joan Cusack und Alan Arkin, in den Rollen von Martins Sekräterin/Psychiater? SIE bleibt oberflächlich immer cool und straight, sobald ihr Chef den Raum verlässt stirbt sie fast vor Angst vor ihm. ER hat das Patientenverhältnis zu IHM eigentlich schon lange beendet, aber Martin kommt einfach immer wieder. Wie die Beiden vor Panik nahe am Nervenzusammenbruch sind, herrlich.
Zu guter letzt noch Minnie Driver, nie die grosse Nummer unter den weiblichen Hollywood-Ladys, in ihrer definitiv besten Rolle. Die Chemie mit Cusack könnte nicht besser sein, das funkt sofort, wirkt jederzeit echt, niemals gekünzelt. Natürlich liegt das auch an den pointierten, bissig-überlegten Dialogen, die sie sich um die Ohren hauen dürfen, jede Rom-Com, die eigentlich davon leben sollte, kann davon nur träumen. Das Gesamtkunstwerk wird eingebettet in einen phänomenalen Soundtrack, von Joe Strummer zusammengestellt bzw. komponiert. Speziell die Auswahl aus dem Plattenschrank der 80er ist grossartig. Selten wurde Nenas "99 Luftballons" in einem besseren Kontext gespielt, als in der wundervollen Szene hier.
"Grosse Pointe Blank" hat nach über 15 Jahren nichts verloren, im Gegenteil. Solche Filme sind, traurigerweise, absolute Mangelware und können immer wieder ein breites Lächeln verursachen. Allein dieses Finale...unglaublich!

 
8,5 von 10 Klassentreffen

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