Review: GLENGARRY GLEN ROSS – Langeweile im Schauspiellehrbuch

Erstellt am 17. Januar 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln


Fakten:
Glengarry Glen Ross
USA. 1992. Regie: James Foley. Buch: David Mamet. Mit. Jack Lemmon, Al Pacino, Ed Harris. Kevin Spacey, Alan Arkin, Alec Baldwin, Jonathan Pryce u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.

Story:
Als die vier Immobilienmakler Richard "Ricky" Roma (Al Pacino), Shelley Levene (Jack Lemmon), Dave Moss (Ed Harris) und George Aaronow (Alan Arkin) nach zu niedrigen Umsatzzahlen von ihrem Boss erfahren, dass ein Verkaufs-Wettbewerb zwischen den vieren veranstaltet werden soll, an dessen Ende der Beste ein Auto erhalten und der Schlechteste entlassen werden soll, entbrennt zwischen den trickreichen und hinterlistigen Angestellten ein Kampf um Kunden und die vier werden immer misstrauischer.

Meinung:
Wenn man nach einem Film gefragt wird, der einen großen, fast schon überirdischen Cast gespickt mit Ausnahmekönnern und Stars hat, dann fällt sicher die Ocean’s-Reihe von Steven Soderbergh. Manch einer wird „Harry Potter“ nennen. Im Action-Bereich ist es wohl „The Expendables“ und ein heute eher unbekannter Vertreter mit einer Vielzahl an grandiosen Darstellern ist Sidney Lumets „Mord im Orient-Express“. Natürlich würde es hier noch viele Filme mehr geben. Aber kaum einer ist von seiner schauspielerischen Klasse und Größe so gut wie der All-Star-Cast in „Glengarry Glen Ross“.

Zwei der vielen tollen Darsteller: Spacey und Lemmon.

Darum die wichtige Frage: Seid ihr bereit für einen absoluten Hammercast? Für die Creme de la Creme, die Hollywood zu Beginn der Neunziger zu bieten hatte? Für den feuchten Traum unter den Altherrenriegen (auch wenn nicht mal alle so alt sind)? Seid ihr tatsächlich bereit? Gut, dann die Ohren gespitzt: Jack Lemmon. Al Pacino. Ed Harris. Alan Arkin. Jonathan Pryce. Alec Baldwin. Und Kevin Spacey. Und die Kerle spielen auch mit so viel Enthusiuasmus, mit so viel Spielfreude, dass es einfach Spaß macht, ihnen zuzusehen. Es hat ihnen sogar selbst Spaß gemacht, denn sie haben sich auch gegenseitig beim Dreh der Szenen zugekuckt. Die Darsteller pushen sich gegenseitig zu absoluten Höchstleistungen. Dialoge, die geschliffener und besser kaum vorgetragen werden könnten. Eine fast schon lehrbuchartige Studie über hervorragendes Schauspiel – von jedem einzelnen Akteur.

Alec Baldwin und der beste Auftritt seiner Karriere

Problem aber ist, dass „Glenngary Glen Ross“, ein Film über vier ältere Immobilienmakler, die um ihren Job bangen müssen und deswegen versuchen, sich gegenseitig mit ihren Tricks und Old-School-Fähigkeiten auszustechen, sonst doch recht zäh ist, über weite Strecken fast schon langweilig wirkt. Die megamäßig gut vorgetragenen Dialoge sind zwar geschliffen, wirken aber dennoch wie Zuckerwatte beim Aufwickeln auf das Stäbchen - extrem in die Länge gezogen und sehr einfach zerreißbar. Einfach schade. Spannung oder filmische Originalität vermisst man leider ebenso, alles verläuft sehr stringent und konventionell. Die beinahe altertümlich wirkende Inszenierung hilft auch nicht, den Film ein wenig runder zu machen. Alles scheint schon reichlich angestaubt zu sein, genauso wie die Methoden unserer vier Immobilienmakler.
Aber verdammt, der Film ist trotz seiner ewig in die Länge gezogenen Dialoge, trotz seiner altbackenen Optik, trotz seiner sehr konventionellen und langsamen Inszenierung verteufelt unterhaltsam. Und das liegt an den Schauspielgöttern, die hier miteinander spielen, sie gegenseitig anschreien, niedermachen, verarschen, anlügen, betrügen und hintergehen. Ihnen hängt man an den Lippen und wegen ihnen bleibt man die ganze Zeit dieser Theateradaption am Ball. Schon wegen dieser umwerfenden Darbietungen muss man „Glengarry Glen Ross“ unbedingt gesehen haben.

7 von 10 Eier aus Metall