Review: G.I. JOE: DIE ABRECHNUNG - Eine Fortsetzung, die ihren Vorgänger nicht leiden kann

Review: G.I. JOE: DIE ABRECHNUNG - Eine Fortsetzung, die ihren Vorgänger nicht leiden kann
Fakten:
G.I. Joe: Die Abrechnung (G.I. Joe: Retaliation)
USA. 2013. Regie: Jon M. Chu. Buch: Paul Wernick, Rhett Reese. Mit: Dwayne Johnson, D.J. Cotrona, Adrianne Palicki, Byung-hun Lee, Elodie Yung, Ray Stevenson, Ray Park, Jonathan Pryce, Bruce Willis, Channing Tatum, Joe Mazzello, RZA, Walton Goggins, Luke Bracey, Arnold Vosloo u.a. Länge: 123 Minuten (Extended Edition, Blu-ray exklusiv), 106 Minuten (Kinofassung). FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.

Story:
Bei ihrem letzten großen Einsatz hat die Spezialeinheit G.I. Joe die finsteren Pläne des Cobra Commanders vereitelt, doch dessen Handlanger Zartan hat es dennoch geschafft sich als Doppelgänger des U.S. Präsidenten ins Weiße Haus einzuschleusen. Von dort ist es für ihn ein leichtes die Joes in eine Falle zu locken und zu vernichten. Nur eine Handvoll Joes überleben den hinterhältigen Angriff und machen sich nun an die Arbeit, die Welt vor Zartan zu retten.


Meinung:
Nachdem großen Erfolgs ihrer Transformers versuchte der Spielzeugkonzern Hasbro auch mit ihrer vor allen in den USA prominenten Marke G.I. Joe die Leinwände im Sturm zu erobern. Das finanzielle Ergebnis war zwar nicht so aussagekräftig wie bei den wandelbaren Robotern aus dem Weltall, aber gut genug, um die Joes auch ein zweites Mal in den Krieg zu schicken. Wurde der Erstling „G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra“ noch vom „Van Helsing“- und „Die Mumie“-Regisseur Stephen Sommers inszeniert, griffen die Produzenten beim Sequel auf den noch recht unbekannten Jon M. Chu zurück, der vor allem durch Tanz- und Konzertfilme aufgefallen ist. Unter seiner Leitung nehmen die Joes nun eine andere Richtung. Aber keine Sorge, krachen tut es immer noch gewaltig und während bei „Geheimauftrag Cobra“ Paris inkl. Eifelturm dran glauben musste, wird bei „G.I. Joe: Die Abrechnung“ auf die Schnelle London in Schutt und Asche zerlegt.

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Gestatten: Roadblock

Unter Chus Regie gibt es einiges was im direkten Vergleich zum Vorgänger teils drastisch um modelliert wurde. Am auffälligsten sind wohl die Veränderungen im Cast sowie die Stilistik des Actioners. Die Stars des ersten Teils sind hier kaum noch vertreten. Während Channing Tatum und Arnold Vosloo noch kurz bis kaum wahrnehmbar ihre – teils sichtbar computeranimierte – Auftritte absolvieren gibt es von Dennis Quaid, Marlon Wayans, Sienna Miller sowie Christopher Eccleston und Joseph Gordon-Levitt nichts zu sehen. Die neuen Stargesichter bei den Joes sind Dwayne Johnson und Bruce Willis, wobei Willis‘ Auftritte eine Nettozeit von wenigen Minuten nicht überschreitet. Sein Mitwirken ist mehr ein Eyecatcher im Superstar-Format. Dafür ist Dwayne Johnson definitiv die neue leading role. Als stiernackiger Roadblock darf Johnson riesige Maschinengewehre mit solch einer Mühelosigkeit benutzen, dass selbst Rambo eifersüchtig wäre. Ja, das passt perfekt zur Reihe, auch wenn der kumpelhafte Ton von Teils eins, der vor allem durch die Interaktionen zwischen Channing Tatum und Marlon Wayans aufkamen, somit fast vollkommen fallen gelassen wird. Die drei Charaktere, die auch in der Fortsetzung wieder mit dabei sind und nichts von ihrer Präsenz verloren haben ist Jonathan Pryce als Präsident, bzw. sein Doppelgänger und die verfeindeten Ninjas Snake Eyes (Ray Park, der Darth Maul aus „Star Wars – Episode I“) und Storm Shadow (Byung-hun Lee, "I saw the Devil"). Für solch ein Franchise wie dass der G.I. Joes ist es gewiss nichts besonderes, wenn ehemals wichtige Figuren nicht weiter genutzt werden (oder sie für einen Teil pausieren), doch wirkt es schon sehr befremdlich, dass „Die Abrechnung“, obwohl er die Geschichte seines Vorgänger weitererzählt, fast schon stiefmütterlich mit seinem filmischen Wegbereiter umspringt. So wirkt Teil zwei mehr wie ein erneuter Versuch die Spielzeugmarke auf Film zu bannen, als wie ein wirkliches Sequel. "Geheimauftrag Cobra"? Für's Sequel scheinbar ein Verwandter, den man nicht gerne mag. Warum auch immer.

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Storm Shadow, der weiße Ninja

Dieses Bild eines zweiten Teils, der lieber keinen Vorgänger hätte, manifestiert sich auch dadurch, dass beide Filme äußerst gegensätzlich wirken. Klar, geschossen, gekämpft, gerannt und zerbombt wird auch hier wieder nach Lust und Laune, doch während bei „Geheimauftrag Cobra“ alles nach einer bunt-naiven Destruktionsgaudi aussah, leidet der Nachfolger an seinem ernsteren Ton. Es muss natürlich erwähnt werden, dass auch unter Jon M. Chus Regie wieder seltsame Waffen sowie Fahrzeuge zum Einsatz kommen und wieder Mythologien wie die der Ninjas mit High-Tech verbunden wird, doch es wirkt nicht mehr wie ein überbrodelnder Gun Porn mit debil-trashigem Charme, sondern eher wie ein mutloser Versuch alles etwas herber und theatralischer wirken zu lassen. Dazu verzichtet „Die Abrechnung“ auf die spaßige, technologische Maßlosigkeit von „Geheimauftrag Cobra“. Gadgets wie explosive Robo-Glühwürmchen gibt es zwar, aber die Zügellosigkeit mit der Sommers 2009 futuristische Kampfanzüge und Nano-Bomben inszeniert fehlt im neusten Filmeinsatz der Joes fast völlig. Es wirkt fast so, als ob die Macher versuchen zu verschleiern, dass es sich bei der Vorlage um Spielzeug aus Plastik handelt. Was Guillermo DelToros "Pacific Rim" so wunderbar machte, das Appellieren an das Kind im Manne, versucht "G.I. Joe: Die Abrechnung" zwanghaft mit gestelzter Ernsthaftigkeit zu unterbinden und liefert sich so seinen eigenen, unreifen Schwächen aus.

Egal ob nun „Geheimauftrag Cobra“ oder „Die Abrechnung“ bei beiden Filmen erwarten den geneigten Zuschauer explosive Action mit der Sinnhaftigkeit einer toten Stubenfliege. Doch während Stephen Sommers zu keiner Zeit die Infantilität der Vorlage verleugnete, versucht Jon M. Chu den Joes eine zu seriöse Note zu verleihen. Aber wie seriös kann ein Film sein, in dem eine alte, asiatische Heilerin ihre Kunden mit Asche, Wasser und Laserstrahlen behandelt? „Die Abrechnung“ fehlt einfach die nötige Balance aus wahnwitziger Volldestruktion, maskulinem Gehabe, überzogenen Figuren und Aktionen sowie dem Wissen, dass der eigene Inhalt doch nur Bullshit ohne größere Haltbarkeitszeit ist.

4 von 10 Granaten im Fruchtkorb


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