Review: GET THE GRINGO - Mad Mel ist zurück

Erstellt am 10. Juli 2013 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln


Fakten: Get the Gringo (Get the Gringo aka How I spent my summer vacation)
USA, 2012. Regie: Adrian Grunberg. Buch: Mel Gibson, Stacy Perskie, Adrian Grunberg. Mit: Mel Gibson, Kevin Hernandez, Daniel Giménez Cacho, Jesús Ochoa, Dolores Heredia, Peter Gerety, Robert Sosa, Peter Stormare, Mario Zaragoza, Bob Gunton, Gerardo Taracena, Dean Norris, Tenoch Huerta u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Driver hat Gangsterboss Frank 2 Millionen Dollar gemobst, wird allerdings an der US-mexikanischen Grenze festgenommen. Dumm gelaufen: Auf der mexikanischen Seite. Die korrupten Cops sacken die Beute ein und Driver landet in "El Pueblito", einem Knast wie aus einer anderen Welt. Driver freundet sich mit einem kleinen Jungen an, der für Javi, den Herrscher dieses merkwürdigen Königreichs, die Lebensversicherung ist. Seine kranke Leber wird bald den Geist aufgeben und der Junge ist als Spender vorgesehen. Driver will ihm und seiner Mutter helfen, aus "El Pueblito" fliehen und hat immer noch Frank im Nacken, der gerne sein Geld wieder hätte. Eine Menge Baustellen für einen Mann...
           

Meinung:

Der Gringo fällt kaum auf

Das nächste Comeback eines Helden des Actionkinos der 80er und 90er. Nach Slys rüstiger Rentnertruppe und Arnies letztem Gefecht versucht sich nun auch Mad Mel an seinem alten Image, Genre und dessen Fans. Auch wenn "Get the Gringo" insgesamt nicht an die Qualität seiner besten Zeiten anknüpfen kann, er persönlich liefert eine erstaunlich souveräne und weit weniger verbrauchte Vorstellung ab, als z.B. Conan, der Faltige. Natürlich ist Gibson sein Alter anzusehen, natürlich ist er keine 40 mehr (was im männlichen Hollywood gleichzusetzen mit 30 ist, bei den Damen eher umgekehrt), dennoch wirkt es (fast) so, als wäre er niemals weg gewesen. Verlernt hat er jedenfalls wenig. Vor allem wirkt es nicht so, als wenn Gibson sich mit ächzenden Gelenken und gequälter Retro-Image-Pflege selbst den Zerrspiegel vorhält, wie vor kurzem der T-60+ mit der Doppelherz-Magnumflasche zu fit machen für den nächsten, anstrengenden 50-Meter-Sprint. Erstaunlich, dass er so in Würde gealtert und gleichzeitig immer noch seine Paraderolle spielen kann. Respekt, den ich persönlich ihm in den letzten Jahren selten gegenübergebracht habe.

Mel in seinem Element

Um nicht total in Euphorie zu verfallen: Sein Comeback-Vehikel "Get the Gringo" ist nicht mehr als ein B-Movie, die Zeiten vom 20-Millionen-Dollar-Star sind (Stand jetzt) schon vorbei, soviel hat der ganze Streifen gekostet. Und um jetzt mal etwas zu kritisieren: Neben Gibson ist eigentlich nur das leicht schräge Setting und die damit einhergehende Grundidee überdurchschnittlich. Das hat schon was. Der mexikanische Knast-Staat "El Pueblito", wie ein eingezäunter Vergnügungspark für Schwerverbrecher. Da gibt es Fixerstuben, Casinoabende, Wrestling-Shows, ein Kinderkarussell, eine eigene Welt für sich. Wie "Escape from New York" in der Gegenwart, nur ohne Snake und Big Apple, dafür mit Mel und verschwitzten Latinos. Geile Vorraussetzung. So richtig funzt das dann letztendlich aber nicht. Aus der Idee wird relativ wenig rausgeholt, im Prinzip spielt eine schwächelnde Story nur vor netter Kulisse, die nicht konsequent genug genutzt wird. Reicht  gerade noch für einen halbwegs unterhaltsamen Film, der von seinem Star im Alleingang getragen wird. Manchmal schön bissig und zynisch, manchmal schön bewusst und der Umgebung entsprechend übertrieben (der überstylte Shootout nach gut einer Stunde passt prima zur Stimmung, warum nicht mehr davon?), insgesamt aber nicht mehr als recht gut geföhnte, heiße Luft.
"Get the Gringo" ist unterm Strich ganz solide Heimkinoware, besonders für Fans von Gibson. Alle anderen müssen den nicht sehen, als passabeler Zeitvertreib ohne grosse Erwartungen und mangels Alternativen aber eine Option. Hätte allerdings mehr Potenzial gehabt.
6 von 10 grauen Gringos