Review: FREITAG, DER 13. - Ein schlechter Tag für Badespaß

Erstellt am 7. März 2013 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln
                                                                      

Fakten: 
Freitag, der 13. (Friday the 13th)
USA, 1980. Regie: Sean S. Cunningham. Buch: Victor Miller, Sean S. Cunningham. Mit: Adrienne King, Jeannine Taylor, Kevin Bacon, Robbi Morgan, Harry Crosby, Mark Nelson, Betsy Palmer u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Seit Jahren scheint ein Fluch auf dem Camp am Crystal Lake zu liegen. Erst ertrank ein kleiner Junge, im Folgejahr wurden zwei Teenager brutal abgeschlachtet, immer wieder gab es Brände oder das Wasser war verseucht. Nach fast 20 Jahren soll das Camp wieder eröffnet werden. Eine Gruppe Teenager kommt kurz vor der Eröffnung dort hin, um als Betreuer zu arbeiten. Der Fluch scheint sich zu bewahrheiten: Einer nach dem anderen wird grausam ermordet.
 

Meinung:
Nach John Carpernters "Halloween" der einflussreichste und bekannteste US-Slasher. Gemeinsam starteten sie einen Hype, der die 80er prägte und bis heute immer mal wieder auflebt. So neu war das eigentlich auch damals nicht. Letztendlich bedienten sich beide Filme bei Werken der Vergangenheit, drückten sie so nur in ein Korsett, das danach als eine Art Blaupause für die folgenden Slasher galt. Das bei "Halloween" schon stellenweise und beim ersten "Freitag, der 13." über fast die gesamte Laufzeit genutzte Model des Ego-Perspektiven-Killers gehörte zum Standardrepertoire des italienischen Giallo, ebenso der Fokus auf die blutigen Mordszenen, die der eigentlichen Geschichte voran gestellt wurden. Das Ganze bekam nur einen amerikanischen Anstrich, passte sich Land, Kultur und Zeitgeist an. 
Dennoch dürfen sich John Carpenter wie auch der hier regieführende Sean S. Cunningham als Pioniere des modernen Horrorfilms fühlen, wurden ihre Werke im Laufe der Jahrzehente doch immer wieder kopiert und als Inspirationsquelle genutzt, ihre Abläufe zu einer Art Dogma. 

Manchen Menschen gönnt man ihr Schicksal.

Der erste Teil der "Freitag, der 13." Reihe hebt sich dabei noch entscheidend von seinen zahlreichen direkten Fortsetzungen ab. Sein später zur Kultfigur avancierenden Killer Jason Voorhees ist hier noch nicht bekannt. Was sich im Camp Crystal Lake zugetragen hat und wer hinter der Dezimierung der fröhliche fummelnden und kiffenden Jugendlichen steckt, wird bis zur finalen Enttarnung geheim gehalten. Heute ist das natürlich kein großes Geheimnis mehr. Es dürfte wohl kaum noch filminteressierte Menschen geben, die noch nie etwas von der Reihe gehört haben und Kenntnis über gewisse Details besitzen, inklusive der Identität des hier zu Werke gehenden Killers. Den wenigen Exemplaren sei die Spannung erhalten (dann sollte allerdings auch der erste "Scream" umgangen werden). Sie haben das seltene Privileg, sich wie der Zuschauer anno 1980 zu fühlen. 

Der Erstling der Endlosreihe setzt noch mehr auf die Spannung als seine Ableger, in denen der maskierte Schlitzer ganz klar der Star war und das Abschlachten mit der Zeit mehr und mehr zum Happening wurde. Das gelingt trotz seinens einfachen Handlungschemas, getreu dem Zehn-kleine-Jägermeister Motto, und seiner bescheidenen Mittel relativ gut. Cunningham gelingt es, rund um das stimmungsvolle Setting des angeblich verfluchten Camps eine schöne Atmosphäre aufzubauen. Die dusseligen Teenies planschen im See und spielen Nackedei-Monopoly, während der Zuschauer immer wieder durch die Augen des Vollstreckers blicken darf, begleitet von einem dezenten Score-Fetzen. In regelmässigen Abständen geht dann einer über den Jordan, wodurch Tom Savini ins Spiel kommt. Der großartige Ekel-Effekt-Experte zeigt sein ganzes Können. Das nicht gerade üppige Budget hindert ihn nicht daran, selbst heute noch sehr ansprechende, liebevoll gemachte Goreschweinerein einzubauen.

Die Axt im Kopf erspart den Zimmermann

Ganz ohne Vorkenntnisse stellt sich sogar ein kitzeliges Interesse ein, wer und warum denn eigentlich das freizügig-unbekümmerte Grüppchen nach und nach zu aufschlitzt, zerhackt und durchbohrt. Viele Alternativen werden dem Zuschauer jedoch nicht geboten, großes Miträtseln ist nicht drin. Für Verdachtsmomente und falsche Fährten fehlt nicht nur das Personal, das Skript ist auch viel zu stringenten in seinem Ablauf, der einfach keine Ausreißer oder cleveren Schlenker erlaubt. Hier geht es schlicht um das Eine, den Zuschauer durch blutige Morde und seine Stimmung für sich zu gewinnen. Das macht "Freitag, der 13." dann aber so überraschend gut, dass offensichtliche Defizite auch keine große Rolle spielen. Mäßige Darsteller (bis auf den jungen Kevin Bacon, aber der kann natürlich auch großen Sprünge machen), keine intelligenten Einfälle, Schießbudenfiguren die zum sterben geschrieben wurden, vollkommen belanglos. Cunningham verlässt sich auf die Dinge, die funktionieren und setzt diese gut um.

Nicht ganz zu ignorieren ist der eher schwache "Endfight" zwischen ??? und dem Finalgirl. ??? erledigt zuvor eiskalt, brutal und ohne Probleme ein halbes Dutzend Opferlämmer, stellt sich dafür im Finale eher tollpatschig an. Satte drei Mal wird ??? ausgeknockt, die Letzte der kleinen Jägermeister läuft irgendwo anders hin, das wiederholt sich bis es endlich vorbei ist. Obwohl das nur wenige Minuten dauert, irgendwie blöd gemacht und selbst in der kurzen Zeit schon fast ermüdend.


Das mal ausgeklammert, ist "Freitag, der 13." im ersten Anlauf ein sehenswerter Slasher, der fast alle seine Mängel durch seinen Charme, seine Stimmung und seine letztendlich entscheidenden Stärken überblendet. Von seiner Bedeutung mal ganz zu schweigen.
7,5 von 10 zukünftigen Hockeymasken