Review: FRANKENSTEINS SCHRECKEN - Altes neu erzählt

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Fakten:Frankensteins Schrecken (The Horror of Frankenstein)GB, 1970. Regie: Jimmy Sangster. Buch: Jeremy Burnham, Jimmy Sangster. Mit: Ralph Bates, Kate O'Mara, Veronica Carlson, Graham James, Dennis Price, Jon Finch, David Prowse, Stephen Turner, Bernard Archard, Joan Rice u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: ab 16 Jahren feigegeben. Auf DVD erhältlich.
Story:Der junge Victor Frankenstein entledigt sich durch einen "Unfall" seines dominanten Vaters, um anschliessend sein Studium in Wien zu beginnen. Jahre später kehrt er gemeinsam mit seinem Freund Wilhelm in seine Heimat zurück. Gemeinsam forschen sie an Victors geheimer Leidenschaft: Der Erschaffung neuen Lebens, dem Sieg gegen den Tod. Dabei geht Victor über Leichen, nicht nur über bereits verstorbene. Seine Kreatur, zusammengeflickt aus Leichenteilen, erwacht tatsächlich zum Leben, nur kontrollieren lässt sie sich nicht.
  

Meinung:"Frankenstein Junior" made by Hammer, oder so ähnlich. Der sechste und vorletzte von insgesamt sieben Frankenstein-Filmen der Hammer-Studios beschritt mal ganz neue Wege, oder eher: Alte neu erzählt. Heute heisst so was Reboot. Frankenstein-Stamm-Darsteller Peter Cushing wurde durch Ralph Bates ersetzt und die Story in die Studienzeit des  Barons verlegt. Damit entfernte sich das Werk natürlich deutlich von sämtlichen Vorgängern, da hier nun eine "Vorgeschichte" erzählt wurde, die überhaupt nicht in die Reihe passt. Eigentlich müsste "The Horror of Frankenstein" daher isoliert von allen anderen Teilen betrachtet werden.

Review: FRANKENSTEINS SCHRECKEN - Altes neu erzählt

Der Doktor hat immer die richtige Medizin

Es erscheint im ersten Moment vollkommen unsinnig und eher aus der Not geboren. Keine Idee für eine Fortsetzung, also machen wir die Figur jünger und erzählen einen anderen  Start, der sich inhaltlich dennoch am Original-Film "The Curse of Frankenstein" orientiert. Tatsächlich hätte dieser Film absolut überflüssig sein können, doch Hammer-Dauer-Autor Jimmy Sangster versteht es bei seinem Regiedebüt, dem Ganzen durchaus interessante und neue Facetten abzugewinnen. Die sonst von Peter Cushing verkörperte Figur des Barons war immer recht ambivalent, weder gut, noch richtig böse. Ein Besessener, der ethische und moralische Grenzen überschritt, letztendlich aber nie wirklich etwas böses schaffen wollte, nur es im Endeffekt immer tat. Der junge Victor ist da ganz anders. Er schreckt nicht vor mehrfachem, kaltblütigem Mord zurück, ist ein durchtriebener, manipulativer Mistkerl. Auf der einen Seite durchaus charmant, hinter der Fassade aber nur ein widerliches Monster, ein unmoralischer Schürzenjäger, eiskalt, berechnend und zutiefst böse. Seine später erschaffene Kreatur wird zum Werkzeug, damit er sich selbst nicht mehr die Hände schmutzig machen muss. Niemand bedeutet ihm was, Moral ist ihm ein Fremdwort, wer im Weg steht, wird beseitigt, ohne mit der Wimper zu zucken. So durchtrieben, hinterhältig und dämonisch wurde Frankenstein noch nie gezeigt.

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Hässlich wie die Nacht, dafür handwerklich begabt

Zudem setzt Sangster sogar auf Humor, allerdings mehr zynisch als klamaukig. Gerade weil seine Hauptfigur so hundsgemein und skrupellos ist, zuckt manchmal ein böses Schmunzeln über das Gesicht, was eindeutig auch so beabsichtigt ist. Hauptdarsteller Ralph Bates tritt ein schweres und undankbares Erbe an, schlägt sich dabei jedoch erstaunlich wacker. Er bringt das wirklich sehenswert rüber, auch wenn ein Peter Cushing natürlich unantastbar ist. Daran scheitert "The Horror of Frankenstein" aber keinesfalls. Trotzdem lässt sich kaum leugnen, Hammer wollte ihn schweren Zeiten mit dem Namen Frankenstein nochmal schnell die Kassen füllen. Den Eindruck kann dieser Film nicht abschütteln und wirklich notwendig war er aus anderen Gründen definitiv nicht, aber dafür wurde sich erstaunlich gut aus der Affäre gezogen. Über weite Strecken unterhaltsam, kurzweilig und ohne grosse Schwächen. Es gibt bessere Hammer-Filme, gleichzeitig auch deutlich schwächere. Damit erweisst sich die Frankenstein-Reihe von Hammer in der Kontinuität konstanter als die Dracula-Filme des Studios, da war schneller die Luft raus. Beim abschliessenden "Frankenstein and the Monster from Hell" war Cushing übrigens wieder mit an Bord, da konnte sich Hammer wirklich keine Experimente mehr erlauben, der Pleitegeier kreisste schon.
6 von 10 Früh-Reboots


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