Review: Eat a Rainbow – 100% natürliche Lebensmittelfarbe aus Obst und Gemüse

Eat a Rainbow

Eine der häufigsten Fragen auf meinem Blog, ist die nach Lebensmittelfarben. In diesem Artikel hatte ich deswegen ein FAQ zu Pastenfarben, Pulverfarben, Glitter und Co. zusammengestellt. Nun kam eine neue Art der Lebensmittelfarben auf den Markt: Lebensmittelfarbe aus 100% Obst und Gemüse. Eat a Rainbow hat mir zwei Farben zum Testen geschickt – Rot und Lila.

Ich war natürlich sehr, sehr gespannt darauf, ob sie für meine Nutzung eine Alternative darstellen könnten, denn bisher konnte ich noch nichts finden, was Pastenfarben auch nur annähernd Konkurrenz machen konnte. Und wie genial wäre es, wenn die Farben auch noch zu 100% aus Obst und Gemüse wären.

Meine Ansprüche an Lebensmittelfarben

Zum Backen und gerade für Motivtorten habe ich natürlich ganz spezielle Ansprüche, die bisher immer am besten durch die eben auf genau für das Torten dekorieren entwickelten Pastenfarben am besten abgedeckt werden konnten.

  1. Materialien zum Einfärben: Fondant, Blütenpaste, Teig (sowohl Kuchen- als auch Plätzchenteig) und Cremes.
  2. Intensität und Konsistenz: Wichtig vor allem für das Einfärben von Fondant und Blütenpaste für alles, was nicht pastellig werden soll. Denn ansonsten muss man Unmengen unterkneten, was nicht nur sehr lange dauert (und dabei zu Handgelenksschmerzen führt), sondern auch den Fondant/ die Blütenpaste vermatscht. Da haben bisher im Grunde alle nicht-Pastenfarben versagt, ausgenommen die Gelfarben von Americolor, die von der Konsistenz her zwar etwas flüssiger sind, aber einwandfrei in der Handhabung.
  3. Mischbarkeit: Wenn Lebensmittelfarben einer Art unter einander nicht mischbar sind, ist man farblich einfach sehr eingeschränkt. Bei den Dr.Oetker-Farben ergab Blau mit Rot gemischt ein ganz komisches Braun statt Lila. Meine Halloween-Muffins sahen dementsprechend verdammt unappetitlich aus.
  4. Geschmacksneutralität: Lebensmittelfarben sollen für meine Zwecke geschmacksneutral sein. Denn ein Regenbogenkuchen soll nicht plötzlich ein Geschmacksmischmasch aus Tomate, Karotte, Kürbis, Brokkoli, Schlumpf (Scherz ;)) und Waldbeere sein, nur weil das zu den Farben passt :D.

Dies sind Kriterien, die nicht unbedingt haushaltsübliche Ansprüche sind. Aber bei Zuckerdeko kommt es eben auch wirklich häufig darauf an, genau den einen Farbton zu haben, und dann muss Rot auch rot sein und alle Nuancen müssen sich zusammen mischen lassen. Denn wenn eine rote Rose für eine Hochzeitstorte plötzlich orange ist wie ein Halloween-Kürbis, dann ist das Brautpaar am Hochzeitstag ganz sicherlich nicht erfreut darüber.

Und die Konsistenz und Intensität der Farben ist genauso wichtig. Denn wenn die Farben nicht intensiv genug sind, dann muss ich große Mengen unterkneten und dann wird mein Fondant matschig. Wenn das passiert, kann ich ihn direkt in die Tonne kippen, denn wenn ich versuche, ihn durch das Unterkneten von mehr Puderzucker zu retten, dann wird er nur brüchig.

Ihr seht, mit diesen Sachen steht und fällt die gesamte Tortendeko. Für einen Apfelkuchen zu Kaffee und Kuchen ist das alles natürlich nicht so wichtig. Aber für den verwende ich auch natürlich keine Lebensmittelfarben.

Die Eat a Rainbow Farben

Getestet habe ich Red (Paprika-Tomate) und Purple (rote Beeren) in den letzten zwei Monaten an Plätzchenteig, Kuchenteig, Fondant, Blütenpaste und Buttercreme.

Plätzchenteig

Ganz einfachen Mürbeteig (für Zitronenplätzchen) wollte ich damit einmal rot und einmal lila einfärben.

Plätzchenteig rot einfärben

Hier versuche ich, den Teig mit Red rot einzufärben.

Der Teig allerdings orange. Also noch mehr Farbe rein.

Plätzchnteig rot einfärben

Aber auch bei größerer Farb-Menge wollte der Teig einfach nicht rot werden, sondern blieb orange.

Plätzchenteig rot einfärben

Dafür wurde der Teig immer weicher und ich musste wieder Mehl unterkneten.

Brüchiger Plätzchenteig

Wie man im Bild unten sieht, ist der Teig immer noch orange, und dafür aber brüchig geworden. Mein Plan, einen Zuckerlutscher zu imitieren, ging somit nicht auf.

Plätzchenteig orange

Also stattdessen ausrollen und ausstechen.

Nach dem Backen und Testsessen musste ich feststellen, dass die Plätzchen dann an den orangefarbigen Stellen nicht mehr nach Zitronenplätzchen, sondern einen tomatig-karottigen Beigeschmack hatten! Woher der Karotten-Geschmack nun kommt, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel, denn auf der Flasche steht eindeutig “Tomate-Paprika” – von Karotten ist da also keine Rede.

Mit Purple ließ sich der Teig schon besser einfärben.

Plätzchenteig lila einfärben

Hier wird der Teig nun lila eingefärbt

Plätzchenteig lila

Der Teig wird dann eher etwas rosa-Stichig, aber ich wollte nicht wieder wie beim organgefarbigen Teig brüchigen Teig haben und deswegen habe ich es einfach dabei belassen und den Teig nicht noch dunkler eingefärbt.

Panda-Plätzchen

Ich habe daraus Panda-Plätzchen gemacht, die erfreulicherweise auch nach dem Backen genauso aussahen.

Geschmacksneutral ist die Farbe zwar auch nicht, aber das Beerige passt zumindest besser zu Plätzchen als Karotte. Farblich in Ordnung, würde ich dafür wieder verwenden.

Kuchenteig

Da ich keinen tomatig-karrottigen Kuchen wollte, entschied ich mich, nur Purple damit zu testen. Ich wollte also einen sogenannten Ombre Cake machen – also einen Kuchen, wo die verschiedenen Böden einen Farbverlauf darstellen. Getestet wieder mit etwas Zitronigem, nämlich einem Zitronenkuchen.

Lila Teig

Beim Anrühren des Teiges sah das echt gut aus, die Flüssigkeit mit der Farbe war auch richtig intensiv.

Lila Kuchenteig

Der angerührte Teig sah auch nach wie vor sehr vielversprechend aus und den Farbton fand ich wirklich traumhaft.

Teig nach dem Backen

Nur leider kam der Kuchenboden mit einer ganz anderen Farbgebung aus dem Ofen – braun-grün-irgendwas!

Erwartet habe ich farblich in etwa so etwas:

Review: Eat a Rainbow – 100% natürliche Lebensmittelfarbe aus Obst und Gemüse

(C) by The Birthday Sock

Und bekommen habe ich dann so etwas:

Misslungener Ombre-Kuchen

Bräunlich-grünlicher Teig mit noch grüneren (!!) Sprenkeln, die nach Schimmel (!!!) aussahen. Das geht natürlich mal gar nicht und hat mich auch bitter enttäuscht :(.

Teigreste

Erst dachte ich, das müsste an der Hitzeentwicklung im Backofen liegen, und wunderte mich, warum es dann bei den Plätzchen funktioniert hatte. Als ich dann nach dem Backen die Rührschüssel spülen wollte, entdecke ich dort ebenfalls diese seltsame Farbveränderung! Womit die Farbe also im Teig reagiert, weiß ich nicht. Vermuten würde ich Backpulver, da das das Einzige ist, was nicht auch im Plätzchenteig drin war. Aber das bei nur 1.5 TL Backpulver pro Kuchenboden für ein ganzes Backblech? Naja, ich hoffe, Eat a Rainbow geht dem etwas auf den Grund.

Fondant und Blütenpaste

Die gute Nachricht: Bei Fondant und Blütenpaste verfärbt sich die Farbe nicht im Nachhinein! Pastellig bekommt man beides mit den Farben eingefärbt. Rot habe ich wie auch bereits beim Kuchenteig aus geschmacklichen Gründen nicht mehr damit probiert, und da es relativ uninteressant ist, Rot und Lila zu mischen, habe ich mir auch das gespart.

Fondant einfärben

Zur besseren Dosierung habe ich die Farbe nicht direkt auf den Fondant gegeben, sondern in eine kleine Schale, und dann den Fondant da rein gedippt.

Fondant einfärben

Das Kneten war eigentlich ganz normal. Ich war erst überrascht, wie intensiv die Farbe doch ist.

Fondant einfärben

Gut verteilen ließ sie sich auch. Aber als ich dann mehrere Nuancen intesivere Farbtöne wollte, schien der Fondant einfach nicht aus dem Pastellton raus zu wollen. Und da mir dann der Farbton auch zu rosa statt lila war, habe ich dann doch zu den Pastenfarben gegriffen und die restlichen Farbtöne damit eingefärbt.

Glittr auf Fondant

Die gute Nachricht hier ist, dass Eat a Rainbow Purple im Fondant mit Pastenfarben mischbar ist. Die Farbtöne fand ich so auch wirklich sehr schön (ich habe sie mir nur eben auch für die Tortenböden gewünscht).

Also, wer auf eine pastelligere, recht rosa- bis weinrotfarbige Nuance abziehlt, der kann diese Farbe für Fondant und Blütenpaste verwenden. Korrigieren kann man den genauen Farbton dann mit Pastenfarbe. So kann man zumindest die Zugabe von künstlichen Farben reduzieren, was ich eigentlich auch schon als Fortschritt sehe. Aber wer intensive Farbtöne braucht, der greift lieber direkt zu den Pastenfarben, denn Eat a Rainbow ist trotz allem recht flüssig und wird bei höherer Dosierung den Fondant zu weich und matschig werden lassen, und das ist dann kaum noch zu retten.

Frostings

So, meine  Ich habe also spontan noch Cupcakes gebacken und eine kleine Portion Buttercreme (100 g Pflanzenmargarine, 100 g Puderzucker, 1 TL Purple) hergestellt, die ich mit einem Teelöffel Purple dann eingefärbt habe. Auch hier wollte ich auf Red verzichten, weil ich Tomaten-Paprika-Karotten-Geschmack an Kuchen nicht ganz so toll finde.

Rosen-Cupcakes

Das Ergebnis ist wirklich sehr schön, wie ich finde. Die Buttercreme wurde bereits mit einem Teelöffel sehr intensiv eingefärbt, wie man auf dem Foto gut sehen kann. Aber… Ich habe Purple genommen, aber die Creme ist eindeutig satt-rot wie der Teig eines Red-Velvet-Kuchens geworden (höchstwahrscheinlich aufgrund der gelblichen Margarine und weil Purple sowieso fast mehr Weinrot als Lila ist). Das lasse ich aber der Farbe jetzt mal durchgehen, denn in Anbetracht der Tatsache, dass nur das Einfärben des lila-farbigen Plätzchenteiges reibungslos ablief, hatte ich schon Schlimmeres erwartet. Und ja, die Creme war lecker. Die beerige Note kam leicht durch und hat wunderbar zu den Schoko-Himbeer-Cupcakes darunter gepasst. Dafür würde ich die Farbe auch wieder verwenden – um Buttercreme satt-rot (aber nicht lila) einzufärben und dem Ganzen dabei eine leicht beerige Note zu geben.

Fazit

Für meine Zwecke sind die Eat a Rainbow Farben leider im Grunde komplett unbrauchbar. Ich hatte mich im Vorfeld unglaublich darauf gefreut, eine natürliche Variante von Lebensmittelfarben auszuprobieren, vor allem, nachdem ich gehört hatte, dass sie auch recht intensiv sein sollten. Geschmacklich sollten sie beim Einfärben von anderen Lebensmitteln (1-2 %) angeblich untergehen. Leider ging das bei mir jetzt nicht auf, aber gut, mein Anliegen war es ja auch, tatsächlich damit einzufärben, und den Sachen auch mehr als nur einen leichten Farbstich zu verleihen.

Für Fondant und Co. hat sich bei mir also noch nichts richtig bewährt außer eben die Pastenfarben, die ja auch extra dafür produziert werden. Alle andere Farben, auch diese, lassen sich zu schwer bis gar nicht kontrollieren, was Mischbarkeit, Intensität und Auswirkung auf Geschmack und Konsistenz angeht. Ein ganz großes Anliegen von mir war es, auszuprobieren, ob Red tatsächlich eine Alternative ist, um die Sachen rot einzufärben. Denn wer Torten dekoriert, der weiß, dass Rot (und Schwarz) immer eine Problemfarbe ist. Es ist immer ein Kampf, Fondant und Blütenpaste leuchtend rot (oder tiefschwarz) zu bekommen, ohne dass beides hinterher brüchig ist. Da Red einen so starken Eigengeschmack hat, der eher zu deftigen Speisen passt, war früh klar, dass ich mich beim Testen auf Purple konzentrieren werde. Leider habe ich Red direkt schon aufgrund der für Süßkram nicht wirklichen passenden Geschmacksrichtung aussortieren müssen. Purple kann Fondant und Blütenpaste bis zu einer pastelligen Nuance einfärben, aber für mehr sollte man lieber direkt von Anfang an mit den altbewährten Pastenfarben greifen.

Für Kuchenteige würde ich Purple auf jeden Fall kein zweites Mal verwenden! Der Grünstich sah einfach nach Schimmel aus und war wirklich sehr unappetitlich! Warum Purple sich nur im Kuchen-, aber nicht im Plätzchenteig verfärbt hat, das kann ich mir leider nicht erklären, würde ich aber wirklich gerne wissen. Wofür ich Purple aber wieder verwenden würde, ist für einen lila-rosanen Farbton bei Plätzchenteigen und für satt-rote Buttercreme. Da fand ich es auch nicht schlimm, dass es nicht geschmacksneutral war.

Purple werde ich weiterhin bei Buttercreme verwenden (ironischerweise nicht, wenn ich Lila, sondern wenn ich Rot brauche). Der Geschmack macht sich darin sehr gut und die Intensität gefällt mir ebenfalls. Als Soße kann ich mir Purple auch pur auf Eis oder Ähnliches vorstellen.

Red werden wir wohl eher zum Kochen verwenden, denn Tomate-Paprike(-Karotte) passt nun mal zu deftigem Essen deutlich besser als zu Kuchen ;). Wir werden mal das von Eat a Rainbow vorgeschlagene Reis-Rezept damit ausprobieren auch auch mal Gazpacho damit machen. Da muss ich aber sagen, dass ich Red auch nur als geschmacksgebende Zutat und nicht als Lebensmittelfarbe einsetzen werde. Denn meinen Reis muss ich eigentlich nicht noch einfärben ;).

Trotz des eher nervenaufreibenden Testens (meine Back-Laune haben die Pannen sicherlich nicht gehoben) freue mich dennoch, dass endlich mal jemand eine nicht-künstliche Variante für Lebensmittelfarben herausbringt! Dass das nicht gleich für alle Einsatzbereiche optimiert ist, ok. In der dazugehörigen Broschüre ist schließlich weder Teig noch Fondant erwähnt.

Wer sich für diese natürliche Variante interessiert, der kann auf der Eat a Rainbow Seite viele Rezepte für deren Verwendung finden, wobei fast alle Rezepte für Red – wenig überraschend – auch für deftige Sachen sind. Die Rezepte klingen auch lecker und verwenden Eat a Rainbow auch viel mehr als Geschmacksgeber als als Lebensmittelfarbe.

Dennoch, mein Hauptaugenmerkt war es, zu testen, wie diese Eat a Rainbow sich als Farben (nicht Geschmacksgeber) sich in Zuckermasse, Teigen und Cremes machen – und das scheint einfach nicht so der perfekte Verwendungszweck dieser Farben zu sein, so gerne ich es mir gewünscht hätte.

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