Review: DRUG WAR - Nüchtern bis wuchtig


                                                                                  http://www.therooster.ca/wp-content/uploads/2014/01/Drug-War.jpg
Fakten:Drug War (Du zhan)
HK, VC, 2012. Regie: Johnnie To. Buch: Ryker Chan, Ka-Fai Wai, Nai-Hoi Yau, Xi Yu. Mit: Louis Koo, Honglei Sun, Ka Tung Lam, Yi Huang, Suet Lam, Hoi-Pang Lo, Siu-Fai Cheung, Michelle Ye, Tao Guo u.a. Länge: 103 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:Koks-Dealer Timmy Choi wird nach einem Unfall verhaftet. Nach chinesischem Gesetz droht ihm die Todesstrafe. Ermittler Zhang bietet ihm eine letzte Chance: Arbeitet er mit ihm zusammen und hilft dabei, das Kartell von Onkel Bill auffliegen zu lassen, kann er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Choi willigt ein.

Meinung:Johnnie To schildert den unerbittlichen Kampf eines knallharten Polizeistaates gegen ein nicht minder hartes Kartell. Dabei lässt der Meister der glühenden Läufe die Kugeln lange in der Kammer, zeigt knochentrocken und emotional sehr distanziert das Unterwandern des organisierten Verbrechens durch die Gesetzeshüter. Bewusst vermeidet er, seinen Figuren wirklich nahe zu kommen, sie funktionieren wie in einem Uhrwerk, Sympathien können kaum entstehen. Die Guten wie die Bösen scheint kaum etwas zu trennen, nur die Seiten, auf denen sie kämpfen. Das ist durchgehend nüchtern, lange Zeit für To ungewöhnlich ruhig, dabei jederzeit angespannt und brodelnd. Wann der große Knall kommt, ist nur eine Frage der Zeit und das irgendwann ein Bleiregen folgen muss so sicher wie das Amen in der Kirche.

Review: DRUG WAR - Nüchtern bis wuchtig

Stau auf der A7, bitte weitläufig umfahren.

Unantastbar ist dabei To’s formal einwandfreie Inszenierung. Kühl und elegant bebildert, passend akustisch unterlegt, pulsierend und der dichten Stimmung angepasst. Zum finalen Showdown zeigt der Regisseur, warum er einen gewissen Ruf genießt, mit vollem Recht. Gnaden- und kompromisslos setzt er einen harten Schlusspunkt, exzellent arangiert und umgesetzt. Ein hervorragend getimtes, enorm straffes Kugel-Gewitter, allein diese Sequenzen lohnen schon das Ansehen. Leider – das ist der Knackpunkt – ist das Skript bei weitem nicht so gut wie die Inszenierung seines Regisseurs. Die steht außer Konkurrenz. Es wird rein gar nichts Neues erzählt, zu oft hat man vergleichbare Ware schon aufgetischt bekommen, wirklich bemerkenswerte Punkte fehlen einfach. Es wird nie uninteressant oder gar langweilig, kann allerdings lange kein ausschlaggebendes Argument liefern, warum man „Drug War“ sehen sollte. Das läuft alles brauchbar durch, setzt aber keine Akzente. Ohne seinen Schlussspurt wäre das schön gefilmter Durchschnitt. Aber dann...
...tja, dann geht die Post ab. 20 Minuten lang ist das so großartig, sagenhaft packend und drückt dem hoffnungslosen Kampf gegen den Drogenhandel einen zynischen, wuchtigen Stempel auf. Gewinner gibt es nicht, nur Verlierer, Tod und Elend. „Drug War“ wäre, wenn er denn über die gesamte Zeit so reinhauen würde, ein echtes Erlebnis. So bleibt ein nicht ganz runder Gesamteindruck zurück. Wer Johnnie To mag und sich mit harten Cop-Thrillern Marke Hong Kong gut versteht, sollte klar einen Blick riskieren. Allgemein ein sehr zweigeteilter Film, bei dem von solide bis spitze alles vertreten ist. Nur nicht zu gleichen Teilen.
6,5 von 10 Koks-Päckchen im Darm.

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