Review: DIE VERDAMMTEN DES KRIEGES - Von Kriegen und deren Monstern

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Fakten:
Die Verdammten des Krieges (Casualties Of War)
USA, 1989. Regie: Brian De Palma. Buch: David Rabe. Mit: Michael J. Fox, Sean Penn,  Don Harvey, John C. Reilly, John Leguizamo, Thuy Thu Le, Erik King, Jack Gwaltney, Ving Rhames, Dan Martin, Dale Dye u.a. Länge: 109 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Private Eriksson ist erst kurze Zeit in Vietnam, da rettet ihm Sergeant Meserve das Leben. Meserve wird zum unantastbaren Anführer des Platoons. Vor einer Erkundungsmission äussert er einen unvorstellbaren Vorschlag: Eine Frau soll als "Belustigung" mitgenommen werden. Eriksson glaubt an einen Scherz, doch Meserve beliebt nicht zu scherzen. Eine junge Vietnamesin wird gekidnappt und vom kompletten Zug vergewaltigt. Nur Eriksson weigert sich. Damit wird er zum Verräter - so was kann man sich an der Front nicht erlauben.

  
              
  
Meinung:
Brian De Palmas verkanntes Meisterwerk "Die Verdammten des Krieges" scheiterte einst an den Kinokassen, da die heitere Konkurrenz ("Kevin - Allein zu Haus") eher den Geschmack des Publikums traf. Wahrscheinlich wollte sich die US-Gesellschaft nicht schon wieder dem gerne verleugneten Schatten eines bestialischen, und zudem verlorenen, Krieges stellen.

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Meserve ist zunächst nur um das Wohl seiner Männer besorgt

Dabei, oder vielleicht genau deshalb, ist De Palmas Werk mutig und schonungslos. Im Fokus stehen nicht die Schlachtfelder zwischen Amis und Vietcong, sondern zwischen Menschlichkeit und dem Monster, das der Krieg heraufbeschwört. Werte, Normen, Humanität, alles nur blanke Theorie, sobald einen der Krieg endgültig erobert hat. Freundschaft, Loyalität, das alles wird auf eine harte Probe gestellt, wenn jegliches Verständnis gestorben ist. De Palma benutzt die Kulisse des Vietnam-Krieges als eine schauderhafte Parabel, mit Soldaten statt Tieren. Dabei zeigt er eigentlich Tiere. Instinkt, Trieb, Gruppenzwang, alles auf eine widerliche Spitze getrieben, die der menschlichen Natur entspricht, und uns gerade deshalb als grösste Bestie bloßstellt, die von der Natur jemals geschaffen wurde.
Der Krieg als Spielplatz, Legitimation für das Ausleben der bösesten Seite in uns, die in der "normalen" Zivilisation höchstens unterdrückt und im kleinen Rahmen zur Geltung kommen würde. Hier werden Machtgefüge gnadenlos ausgereizt, nichts von dem, was wir als selbstveständlich betrachten, ist mehr von Bedeutung. Der wahre Horror des Krieges sind nicht die unzähligen Toten auf dem Schlachtfeld, es ist das, was es mit unserer Seele anstellt. Gute Menschen verlieren jede Form von Anstand, das Unbeschreibliche, Unvorstellbare wird zur perversen Normalität. Gekommen, um zu helfen, geendet, um zu sterben, physisch wie psychisch.

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Gewissenskonflikt in der grünen Hölle

"Die Verdammten des Krieges" ist nicht nur einer der besten Filme von Brian De Palma (was mal ein Ausrufezeichen war), er ist definitiv einer der besten Kriegsfilme aller Zeiten, der sich auch nicht hinter den Zugpferden verstecken muss. Eigentlich steht da nur Coppolas Geniestreich "Apocalypse Now" drüber, in seinem Jahrzehnt liegt dieses Werk sogar noch vor Kubricks "Full Metal Jacket" und absolut auf Augenhöhe mit Stones "Platoon". Selten stand die humanitäre-, militärisch-kritische "Vergewaltigung" von Leib und Seele mehr im Vordergrund. Eine bitterböse, traurige Abrechnung mit dem ewigen Trauma Vietnam, diesmal rein an einem Einzelschicksal erzählt und aufgehängt an einem schrecklichen Szenario, das nur die Folge von dem ist, was der Krieg verursacht.
Und dem, was hinterher keine Rolle mehr spielt. Scheiße gebaut? Ach, passt schon, wen interessiert schon eine Kanaken-Hure, wenn tapfere Soldaten dafür bluten sollen?

 

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Selbst unter Druck bleibt Eriksson ein Mensch

Bewegend inszeniert und wahnsinnig geschickt besetzt. Michael J. Fox war damals schon ein Star, nur in einem ganz anderen Genre. Durch die "Zurück in die Zukunft" Reihe zum Traum aller 80er Mädels avanciert, unterstützt durch "Teen Wolf" oder "Das Geheimnis meines Erfolgs" der klassische Teenie-Star, nur ernste Rolle, kaum denkbar. Sehr tragisch, dass gerade dieser Film (damals) wenig erfolgreich war. Fox lösst sich erstmals komplett von seinem Image, ist erwachsen geworden, spielt seinen Part mit Bravour. Doch alles überschattet Sean Penn, der Inbegriff der Bestie Mensch. Penn war damals schon ein Geheimtipp, spätestens jetzt untermauerte er seine Klasse. So bösartig, dennoch glaubhaft, das können nur wenige. Ein sagenhafter Auftritt, trotz aller Energie nie übertrieben, eher genau den Punkt getroffen, wenn Engagement zum unkontrollierbaren Wahnsinn wird.
Bis heute schmerzhaft unterschätzt und nur mit einem Nischendasein ausgestattet, dabei so grossartig in allen Punkten. "Die Verdammten des Krieges" zeigt ein brisantes, unbequemes Thema unter meisterhafter Regie mit einem brillianten Cast. Traurig, erschütternd, real, famos. Meisterwerk, ohne jetzt inflationär mit diesem schweren Wort um mich schmeissen zu wollen. Aber was muss, das muss...
-"Coulden't let it rest, could you? You had to push it."
- Go to hell...Sir!

9 von 10 dunklen Kriegsgeschichten

 

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