Review: DIE STUNDE DES WOLFS - In der Nacht kommt die Angst

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Fakten:
Die Stunde des Wolfs (Vargtimmen)
SE, 1968. Regie & Buch: Ingmar Bergman. Mit: Max von Sydow, Liv Ullman, Gertrud Fridh, Georg Rydeberg, Gudrun Brost, Bertil Anderberg, Ingrid Thulin, Erland Josephson, Naima Wifstrand, Ulf Johansson, Lenn Hjortzberg u.a. Länge: 84 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.
Story:
Alma berichtet einem Kamerateam von dem Verschwinden ihres Gatten Johan. Sie und der Maler leben auf einer kleinen, fast menschenleeren Insel. Außer ihnen scheint dort nur eine adelige Gesellschaft in einem Schloss zu leben. Johan wird von Wahnvorstellungen geplagt, die ihn nachts nicht schlafen lassen. Sobald die Dunkelheit hereinbricht, nimmt der Wahnsinn von ihm überhand. Ereignisse aus seiner Vergangenheit, aber auch die merkwürdigen Schlossbewohner scheinen die Ursache zu sein.
 

Meinung:
Ingmar Bergmans "Die Stunde des Wolfs" ist eine in dunkle Schatten gehüllte Darbietung eines grauenhaften Albtraums, wie es sie selten in Form eines Films zu sehen gibt. Die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen nicht nur, sie sind bald einfach nicht mehr existent. Was als atmosphärisches Kopfkino beginnt, sein Grauen durch die gespenstischen schwarz/weiß Bilder und seine nicht greifbare Bedrohung entwickelt, wird im letzten Drittel zu einem bizarren, surrealen Panoptikum. Das vorher nur Geschilderte wird sichtbar, verschreckt und verstört, fasziniert und stößt ab.

Review: DIE STUNDE DES WOLFS - In der Nacht kommt die Angst

Wenigstens Alma scheint real zu sein

Erklärungs- und Deutungsansätze liefert Bergman, doch vermeidet er eine klare Auflösung. Dadurch entmystifiziert er seinen Albtraum nicht, lässt nur deutlicher und nachhaltiger wirken. Dem Zuschauer bleibt es überlassen, wie er das Geschehen interpretiert, ob er es überhaupt entschlüsseln will oder nicht. Letztendlich bezieht es seinen Reiz aus diesem Strudel, bestehend aus Wahnsinn und verschleierter Realität. Was ist überhaupt real, an welchem Punkt verlassen wir die eine Ebene oder sind wir dort niemals gewesen? Fragen, die überhaupt keine Antwort einfordern, sondern genau dadurch den Film so faszinierend und meisterlich machen. Das Grauen vermittelt Bergman nicht nur durch seine unglaublich unheilvollen Bilder, das alles spiegelt sich wider in den Gesichtern seiner Figuren. Die der dekadenten Adelsgesellschaft wirken nicht nur zum Ende hin wie beängstigende Fratzen, die allein für sich schon Gänsehaut erzeugen. Liv Ullman dagegen zeigt in ihrer Mimik die blanke Furcht, was sich zwangsläufig auf den Zuschauer überträgt. Sie scheint uns zu hypnotisieren, mit ihrer Angst anzustecken.
Es bedarf eigentlich gar nicht vieler Worte, denn was "Die Stunde des Wolfs" mit einem anstellt, lässt sich kaum ausdrücken. Es muss erlebt werden. Solche Filme bergen immer die Gefahr, dass sie für den Einzelnen nicht funktionieren. Mal erschlagen sie einen mit ihrer Wucht, mal gehen sie komplett an einem vorbei. Aber wenn sie dann einschlagen, hinterlassen sie Spuren.
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