Review: DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT – Liebevolles Schauspielkino zum Wohlfühlen

Erstellt am 10. Februar 2015 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Die Entdeckung der Unendlichkeit (The Theory of Everything)Vereintes Königreich. 2014. Regie: James Marsh. Buch: Anthony McCarten. Mit: Eddie Redmayne, Felicity Jones, Charlie Cox, David Thewlis, Harry Lloyd, Simon McBurney, Abigail Cruttenden u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: Ohne Altersbeschränkung freigegeben. Im Kino.
Story:
„Die Entdeckung der Unendlichkeit“ erzählt die Geschichte von Stephen Hawking (Eddie Redmayne) und seiner Frau Jane (Felicity Jones). Nachdem der geniale, junge Student Stephen an der Uni bereits großes Ansehen besitzt, freundet sich der schüchterne Mann mit der attraktiven June an. Mit der Zeit lernen sie sich trotz der ersten Anzeichen von Stephens Krankheit lieben. Doch der körperliche Verfall ist auch eine große Belastung für die beiden und stellt das junge, lebensfrohe Paar vor eine gigantische Aufgabe.


Meinung:
Der Film beginnt mit verschwommen-leuchtenden Bildern und einer fröhlichen Klaviermusik, bevor wir ihn bereits zum ersten Mal sehen. Stephen Hawking (Eddie Redmayne) fährt wie wild auf einem Fahrrad und wird uns sofort als durch und durch sympathische Hauptfigur eingeführt. Zwar etwas verschroben, aber ein Sympathieträger. Überhaupt vermittelt der Film dem Zuschauer gute Laune. Gespickt mit angenehm erwachsenem Humor säuselt er uns eine schöne Melodie ins Ohr, die wir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf bekommen wollen. Ob es der strahlende Stephen Hawking ist, die hübsche und zurückhaltende Freundin und spätere Ehefrau Jane, die wundervollen Bilder des Films oder die witzigen Nebenfiguren, unter anderem David Thewlis, Charlie Cox, Maxine Peake oder Simon McBurney, in der Gesamtkomposition ist der Film ein Feel-Good-Movie vor realem Hintergrund geworden, in den wir uns einkuscheln wollen.

Jane und Stephen am Anfang einer großen Liebe

Gerade bei diesem Film liegt es aber an zwei Faktoren: Es ist die Show zweier fantastischer Schauspieler, Felicity Jones und Eddie Redmayne. Jones, die bereits in „Like Crazy“ auf sich aufmerksam machte, spielt die hingebungsvolle Ehefrau mit einer außerordentlichen Leidenschaft, ohne dabei aber die große Last zu vergessen, die die Krankheit für sie und ihre Ehe bedeutet. Auch die Zwiespältigkeit zwischen Verpflichtung, Zuneigung und Liebe stellt sie sehr gut dar. Ihren Namen wird man sich für die Zukunft merken müssen. Getoppt wird diese Leistung jedoch von Eddie Redmayne. Er scheint den genialen Wissenschaftler nicht nur zu spielen, sondern sich völlig in ihn verwandelt zu haben. Eine außergewöhnliche Performance, die er hier bietet. Das kommt zwar nicht von ungefähr, hat er doch unter anderem schon in Filmen wie „Les Misérables“ oder „My Week with Marilyn“ sein großes Talent unter Beweis gestellt, doch als Hawking ist er in neue Dimensionen vorgestoßen. Der Blick, die Körperhaltung – es wirkt wahnsinnig authentisch. Der echte Hawking hätte sich wohl nicht besser spielen können.

Trotz Krankheit behält Stephen seine Lebensfreude

Ansonsten ist der Film eine schöne Filmbiographie geworden, die ihr Auge besonders auf das Eheleben und die mit der Krankheit einhergehenden Komplikationen wirft und die wissenschaftlichen Errungenschaften Hawkings nur am Rande streift. Eine ungewöhnliche, aber ehrliche Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen. Dabei spielt die Frage nach dem Glück eine wichtige Rolle. Glück für Stephen UND Jane. Dass dabei die Krankheit Hawkings nicht für allzu sentimentale Ergüsse ausgenutzt wird, kann dem Film nicht hoch genug angerechnet werden, die kommen eher in der Liebesbeziehung zwischen Jane und Stephen zum Vorschein. Obwohl der Film sich zumindest bei der Krankheit also zurückhält, sind auch hier die typischen Stereotype des Liebesfilms vorhanden. Da wären der schmalzig-schöne Soundtrack Johan Johannssons (Prisoners), die warmen, leuchtenden Bilder, die strahlenden Gesichter, ein paar Seufzer. Ja, ein bisschen verfängt sich der Film schon in den typischen Klischees. Aber er tut es auf eine sympathische Art und Weise, der man einfach nicht böse sein kann.

Insgesamt ist „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ eine Mischung aus dokumentarischer Filmbiographie und emotionalisierender Liebesgeschichte geworden, die zwar ohne große filmische Überraschungen daherkommt, aber mit schönem Soundtrack, fantastischen Darstellern, warmen Bildern und einer herzlichen Liebesgeschichte aufwarten kann. Wer sich darauf einlässt, der wird mit einem Film belohnt, der im Zuschauer ein wunderbar wohliges Gefühl auslöst.

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