Fakten:
Die Asche meiner Mutter (Angela’s Ashes)Irland, USA. 1999. Regie: Alan Parker. Buch: Laura Jones, Alan Parker, Frank McCourt (Vorlage). Mit: Emily Watson, Robert Carlyle, Joe Breen, Ciaran Owens, Michael Legge, Ronnie Masterson, Andrew Bennett, Pauline McLynn, u.a. Länge: 145 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.
Story:
Frank McCourt zieht mit seinen Eltern von den Vereinigten Staaten in das schäbige Limerick, eine Stadt in Irland. Das irisch-stämmige Ehepaar McCourt hat aufgrund der Wirtschaftskrise in den 1930ern nämlich keine Arbeit gefunden. Allerdings sieht es für den nordirischen Vater aufgrund diverser Vorurteile auch in seiner neuen Heimat nicht besser aus und so muss der kleine Frank in Armut und einer Mischung aus Familienglück, Verzweiflung und Frust aufwachsen. Und er nimmt sich vor, sobald er genug Geld verdient hat, selbst das hässliche Limerick zu verlassen und in die Vereinigten Staaten zurückzukehren.
Meinung:
Eines scheint klar zu sein: Frank McCourt, Hauptfigur und Autor der Romanvorlage zu „Die Asche meiner Mutter“ mag Limerick nicht. Dieses kleine, schäbige Städtchen in Irland, aus dem seine Mutter stammt und in das er, gerade mal vier Jahre alt, mit Papa, Mama und Geschwistern aus den USA zurückkehrt, weil sie dort keine Arbeit fanden. Dies wird nicht nur in den Beschreibungen McCourts von Stadt und Leuten deutlich, sondern auch aus dem großen Wunsch Franks, genug Geld zu verdienen, um so schnell wie möglich wieder zurück in die Vereinigten Staaten zu kehren. Aber Geld, besonders dessen Fehlen, ist ein heikles Thema. Denn auch in Irland findet sein Dad keine Arbeit, als saufender Nordire hat er es im katholischen Irland ohnehin noch schwerer.
Mit Sack und Pack kommen die McCourts in Irland an
Mit Emily Watson (Breaking the Waves) und Robert Carlyle (Trainspotting) sind zwei gute Darsteller für die Rollen der Eltern Franks besetzt worden, wobei sie beide eher am Rand des Filmes stehen und nur wenige, dafür aber auch sehr intensive Momente bekommen, um zu glänzen. Stattdessen liegt der Fokus aber klar auf Frank, der mit Joe Breen, Ciaran Owens und Michael Legge insgesamt von drei verschiedenen Jungschauspielern in den verschiedenen Altersstadien zwischen sechs und 16 Jahren verkörpert wird. Die machen das aller erstaunlich gut, wobei besonders der Mittlere, Ciaran Owens, die meisten Sympathiepunkte für sich verbuchen kann. Besonders hervorzuheben ist auch der Erzähler, der die Bilder kommentiert, die Gedanken unserer Hauptfigur ausspricht und so reichlich zum Verständnis und zur Unterhaltung beiträgt. Der Erzählstil ist dabei zwar einerseits sehr trocken, aber gleichzeitig doch süffisant und wirkt stets unglaublich emotional, sodass er einen wichtigen Teil beisteuert, der zum Gelingen des Films beiträgt. Tragisch und lustig – für den Zuschauern wechseln sich Tränen und Lachen in hoher Geschwindigkeit ab.Es ist ja auch verdammt kalt hier...
„Die Asche meiner Mutter“ gibt keine Hinweise darauf, warum der Film ausgerechnet diesen Namen trägt, wobei man ihm zu Gute halten muss, dass auch in Frank McCourts Roman davon in keiner Weise gesprochen wird. Erst im Nachfolgebuch wird diese Geschichte aufgeklärt. Statt um eine eingeäscherte Mutter geht es also um die Kindheit und Jugend von Frank, die in drei Blöcken erzählt wird. Dabei werden nicht nur die Probleme des Jungen mit Familie, Schule und der katholischen Kirche angesprochen, die sein Leben stark geprägt haben, es wird auch ein Gesellschaftsbild der Leute in Limerick gezeichnet, das für die dortigen Bewohner wenig schmeichelhaft erscheint. Konservativ, borniert, streng und wenig Mitgefühl für das Leid der schlechter Gestellten. Dabei sind sie stark in ihrem Glauben verbunden und lehnen alles ab, was anders ist. Das bekommen eben auch die McCourts zu spüren und führt zu einer Mischung aus dramatischen und komischen Situationen.Als Coming-of-Age-Geschichte kann der Film mehr packen als der aktuell so hoch gepriesene Boyhood und hat darüber hinaus auch mehr Erzählenswertes zu bieten. Allerdings ist der Ansatz dafür konventioneller, indem eben verschiedene Darsteller für die unterschiedlichen Entwicklungsphasen des jungen Frank verpflichtet wurden. An Genregrößen wie „Die Reifeprüfung“ oder Vielleicht lieber morgen kann er ohnehin nicht rankommen, aber die Darstellung eines Jungen in seinem Städtchen um die Zeit des zweiten Weltkrieges, in das viele historisch-politische Elemente aus dessen kindlicher Sicht eingebaut wurden, ist sehr schön anzusehen. Da eine wunderbare Mischung aus Witz und Tragik und die Möglichkeit, auch emotional tief mit den Figuren verbunden zu sein, den Film sehr gut abrunden und die Darsteller durch die Bank weg vor allem authentisch spielen, ist „Die Asche meiner Mutter“ ein äußerst sehenswerter Film geworden. Zumindest für alle, die nicht aus Limerick kommen.
7,5 von 10 Gruppenmasturbationen vorm Fenster der Schwester
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