Review: DER UNBEUGSAME – Der alte Mann und sein Ding

Erstellt am 8. Mai 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Der Unbeugsame (The Natural)
USA. 1984. Regie: Barry Levinson. Buch: Bernard Malamud, Roger Towne. Mit: Robert Redford, Glenn Close, Robert Duvall, Kim Basinger, Wilford Brimley, Barbara Hershey, Michael Madsen u.a. Länge: 134 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.
Story:
Roy Hobbs (Robert Redford) ist ein junger, hochtalentierter Baseballspieler, der mit seinem selbstgemachten Schläger so manchen Homerun schlagen kann. Er wird entdeckt, doch bevor seine Karriere richtig begonnen hat, wird ihm ins Bein geschossen und es ist vorbei. 16 Jahre später will er es noch einmal wissen und heuert nach vielen Engagements bei unterklassigen Amateurclubs noch einmal im Profibereich an, bei einem Team, das ständig verliert, was dem Besitzer in die Karten spielt, weil er so bald die alleinige Kontrolle über das Team bekommt. Doch Roy wird zum Glücksgriff, er und sein Schläger gewinnen Spiel um Spiel – ganz zum Missfallen seines Besitzers…


Meinung:
Es geht los mit einem Jungen, der unbedingt Baseballprofi werden will. Schon früh muss er einen schweren Schicksalsschlag verkraften, als sein Vater starb. Doch Roy Hobbs, so der Name, gibt nicht auf und macht sich aus einem Baum, in den der Blitz eingeschlagen hat, einen Baseballschläger, den Wonderboy (im Folgenden einfach nur „Ding“ genannt). Dieses Ding ist ohne Makel, keine Kratzer oder Kanten, liegt gut in der Hand und hat einen mächtigen Bums in sich. Doch dieses Ding, es will auch mal benutzt werden. Also zieht der junge Roy Hobbs, der allerdings schon ungefähr hundert Jahre älter aussieht, los und versucht, Baseballprofi zu werden. Er und sein Ding werden von einem Talentsucher entdeckt. Er kann mit dem Ding umgehen wie kein anderer, schleudert außerdem die weißen Bälle mit brutalster Geschwindigkeit durch die Luft. Aber bevor seine Karriere losging, war sie auch schon wieder vorbei. Schuld war seine depressive Freundin, die erst Roy ins Bein und danach sich selbst erschoss. Zum Glück hatte Roy zu dieser Zeit nicht sein Ding in der Hand. Mit der großen Baseball-Karriere war es aber erst mal vorbei.

Roy Hobbs kann nicht nur werfen,...

Über 15 Jahre später will es Roy, der immer noch viel älter aussieht, noch einmal wissen. Er bekommt nach vielen Amateurteams noch einmal einen Vertrag bei einem Profiverein. Nun kann er noch einmal für Geld sein Ding schwingen. Doch halt, der Coach setzt ihn nicht ein. Dumm nur, dass die anderen Spieler nicht so gut mit ihren Dingern umgehen können. Sie verlieren Spiel für Spiel, was dem Teambesitzer gar nicht so ungelegen kommt. Als letzter Ausweg wird Roy doch noch eingesetzt. Er holt seinen Prügel raus, den Wonderboy, das riesige Ding. Er schwingt ihn ein-, zweimal und trifft damit den Ball so heftig, dass er wortwörtlich entzwei springt und so komisches, weißes Zeug rausquillt. Er und sein Ding werden zum Star, sein Team gewinnt plötzlich reihenweise Spiele und die Frauen liegen ihm zu Füßen. Blöd nur, dass er sein Ding bei diesen Dates nie dabei hat. Dass es für Wonderboy nicht ewig so steil bergauf weitergehen kann, das ist ja eigentlich klar, aber wenn ihr wissen wollt, wie es mit Roy und seinem Ding weitergeht, dann müsst ihr den Film schon selbst ankucken.

...sondern auch so gut mit seinem Ding umgehen,...

Generell ist der Film ein relativ einfaches Sportlerdrama, in dem Robert Redford die Hauptrolle spielt, allerdings zu jedem Zeitpunkt einfach viel zu alt aussieht (er war immerhin auch schon Ende 40!), als dass man ihm die Rolle ernsthaft abnehmen könnte. Trotzdem hat er seine natürliche Ausstrahlung, die diese One-Grandpa-Show ein wenig lindert. Zwar sind das Setting und die Kostüme der zwanziger und dreißiger Jahre durchaus schön, aber die Story ist so vorhersehbar wie altbacken, halt eine typische „Ich-probiers-noch-mal“-Aufsteigergeschichte, gepaart mit ein bisschen Liebe und dem amerikanischen Traum. Nicht besonders originell, nicht besonders kreativ umgesetzt, aber auch nicht total nervig. Schlimm ist phasenweise die Musik, die, neben ein paar echt guten und swingenden Klängen, zu viel Pathos vermittelt. Die Nebendarsteller, immerhin Kim Basinger, Glenn Close, Robert Duvall oder Michael Madsen, spielen ordentlich, ohne wirklich zu glänzen (außer Glenn Close vielleicht), aber sie stehen letztlich alle im Schatten von Robert Redford, aus dem sie einfach nicht treten können.

...dass alles um ihn herum explodiert und leuchtet.

Trotz einiger tragisch schlechten Dialoge und der extremen Übertriebenheit eigentlich jeder Szene, macht der Film doch Spaß. Er hält zwar die Spannung nicht durchgehend hoch, wird aber auch nie langweilig. Dazu tragen auch die immer wieder auftretenden witzigen Szenen bei, die, mal beabsichtigt, mal versehentlich, zur Aufhellung der Stimmung beitragen. Obwohl also durchaus Potential da war, hat er es trotzdem nicht so recht geschafft, mich zu fesseln. Aber halt, eine Chance hat er noch. Baseball-Film? Dann muss es doch auch Sportszenen geben, die mich als absoluten Sportfanatiker wieder halbwegs glücklich stimmen könnten. Und ja, tatsächlich, die gibt es, die Baseballszenen. Aber leider sind die so bescheiden in Szene gesetzt, dass sie einerseits langweilig, und andererseits wirklich ärgerlich sind. Wer schon mal ein Baseball-Spiel gesehen hat, der kann hier nur in seine Baseballkappe beißen. Von der Schwachsinnigkeit und der übertriebenen Glorifizierung von Roy und seinem Ding beim Ballspielen ganz zu schweigen. Wer sich auf tolle Sportszenen freut, der wird wohl enttäuscht werden, zumindest, wenn er schon einmal diesen Sport angeschaut oder gar selbst gespielt hat.

Richtig gut ist der Film insgesamt nicht. Aber er ist auch kein Totalausfall. Netter Durchschnitt trifft es hier wohl sehr gut. Insgesamt ein seltsames Ding, das sich selbst viel zu ernst nimmt, als dass man die witzigen Elemente ernsthaft komisch finden könnte. Vielleicht hätte man den Film komplett als Komödie anlegen sollen, dann hätte er mehr gezündet. Zum Abschluss ein spoilerlastiges Beispiel gefällig? Michael Madsen ist nicht unbedingt lange zu sehen. Aber in „seiner“ Szene spielt er einen Spieler, der bei einem langen Ball so sehr damit beschäftigt ist, dem Ball hinterherzulaufen und ihn vielleicht noch zu fangen, dass er nicht merkt, dass eine große Holzwand im Weg ist. Er knallt dagegen, ein großes Loch entsteht – und Michael Madsen ist tot und wird als Asche über dem Spielfeld verstreut! Was für ein Schwachsinn, bei dem man nicht weiß, ob das nun komisch sein soll oder doch ernst gemeint ist. Wie der ganze Film.

4,5 von 10 Blitzeinschläge auf dem Baseballfeld