Review | "Der Hobbit: Smaugs Einöde"

Review
Wir gehen gerne und oft ins Kino. Der zweite Teil von Peter Jacksons neuestem Projekt „Der Hobbit“ ist daher ein Pflichttermin, zumal er ein gutes Jahr auf sich warten ließ. Als Nicht-Kenner der Romanvorlage und bekennende 3D-Feinde ließen wir es uns trotzdem nicht nehmen, nach dem ersten Film „Eine unerwartete Reise“ auch den Nachfolger in 3D anzusehen.


Ohne groß auf die erste Episode der Trilogie eingehen zu wollen: Richtig gut war „Eine unerwartete Reise“ nicht. Analog zum ersten Teil der „Herr Der Ringe“-Trilogie schien auch dieser Streifen oft zu sehr in die Länge gezogen. Man könnte argumentieren, dass sich eine solche Geschichte erst einmal ein wenig warmlaufen und entfalten muss. Zum Teil ist das wohl auch so. Aber diese halbstündige disney-eske Szene der singenden und aufräumenden Zwerge in Bilbos Haus war wirklich etwas zu viel des Guten. Ganz zu schweigen von dem Abschnitt mit den Höhlentrollen im Wald. Da kam dem einen oder anderen Zuschauer sicher der Verdacht auf, das ursprünglich als Zweiteiler geplante Epos habe aus kommerziellen Gründen künstliche Extensions bekommen.
Während also nicht jeder Teil eins völlig überzeugend fand, bestand – weiterhin von einer Analogie zum „Herrn Der Ringe“ ausgehend – berechtigte Hoffnung darauf, dass es in der Fortsetzung endlich richtig knallen würde. Und so sollte es auch kommen.


Der Film steigt an der Stelle ein, als die Zwerge und Gandalf das Nebelgebirge (und Gollum) hinter sich gelassen haben und nun den unendlichen Weiten des Düsterwaldes gegenüberstehen. Diesen gilt es zu durchqueren, um endlich zum „Erebor“, dem Einsamen Berg, zu gelangen. Leichter gesagt, als getan. Denn zum einen verabschiedet sich Gandalf schon vor Betreten des Waldes von seinen Gefährten, zum anderen wimmelt es in diesem ursprünglichen Hain von widerlichen Riesenspinnen. Deren Bekämpfung beschert den Zuschauern auch schon die erste haarsträubend realistische Action-Einlage. Spätestens bei einem Intermezzo mit Spinnen, die in aller Detailgenauigkeit und dazu dreidimensional auf der Leinwand zu sehen sind, ist man fast schon froh, dass es nur eine kurze Phase des Films ist.


Nachdem die Reisegruppe Bekanntschaft mit den im Wald lebenden Elben gemacht hat und mit Legolas' Hilfe in einer unterhaltsamen Wildwasserfahrt vor einer Horde Orks geflüchtet ist, erreichen sie den wohl schönsten Ort im ganzen Film: Seestadt. Das malerische „Venedig von Mittelerde“ birgt bei allem Augenschmaus leider auch einige zunächst irritierend belanglose Dialoge und Entwicklungen. Diese werden sich zum Ende von „Smaugs Einöde“ und vermutlich auch im letzten Teil aber sicher noch zu einem sinnvollen Gesamtbild zusammenfügen. Bald darauf ist der Berg erreicht und Smaug hat seinen lange erwarteten Auftritt. Genau so stellt man sich wohl einen Drachen vor: riesengroß, schuppig, feurig, und gefährlich. Ach ja, und sprechend scheinbar auch. Wenn nur seine (von Tolkien so gewollte) anmaßend-hochgestochene Wortwahl nicht wäre. Sicher, ein Wesen, dessen Hybris mindestens so gewaltig ist wie die Bösartigkeit Saurons, und dessen Gespräch mit Bilbo ein zentrales Element des Films darstellt, muss auf solche Art kommunizieren. Aber zumindest in der deutschen Fassung wirkt mancher Satz ungewollt „cheesy“.Am Ende kommt also der erwartete große Kampf der Zwerge mit dem Drachen, tief im Gewölbe des mächtigen Erebor. Und dann, im Moment der höchsten Spannung, als das Schicksal einer ganzen Stadt auf Messers Schneide steht und alle Bemühungen der Zwerge um den Sieg umsonst scheinen: Cut. Ein wirklich unsanftes Ende mit einem unerwarteten Cliffhanger. Und ein ratloses Publikum, das nicht so abrupt in die Wirklichkeit zurückgeholt werden wollte.


Die Filme sind natürlich als Gesamtwerk zu betrachten und sind im Vergleich zu anderen Blockbustern momentan das einzige ernstzunehmende Eskapismus-Kino. Ein fader Beigeschmack bleibt jedoch an so mancher Stellen erhalten, wie bei der seltsamen und etwas klischeebehafteten Dreiecks-Beziehung zwischen Legolas, Tauriel (Evangeline Lilly, zuletzt gesehen als Kate in „Lost“) und dem Zwerg Kili, sowie der übertrieben bombastischen CGI-Optik. Oder der nach wie vor teils unnötig erscheinenden Sub-Plots, die indes klar machen, wie aus gerade mal 300 Seiten Buchvorlage ein so langes Bewegtbild-Epos geschustert werden konnte. Hinzu kommen die unsägliche Leere der Zwergencharaktere und die erneute Unfähigkeit Gandalfs, des „großen weißen Zauberers“, einfach mal nicht gefangen genommen zu werden. Die Musik des Abspanns erinnerte außerdem anfangs sehr an „Twilight“. In den Reviews und Leserkommentaren der einschlägigen Film-Magazine und –Websites jedenfalls werden oft weit mehr Kritikpunkte geäußert, als wir selbst ausmachen konnten.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Pros bei „Smaugs Einöde“ trotzdem deutlich überwiegen: Die liebevoll gestaltete Welt mit all ihren Kreaturen war ja schon zu Zeiten des „Herrn der Ringe“ Weltklasse. Ebenso hat Peter Jackson die Actionszenen wieder einmal hervorragend choreographiert und vermutlich die beste Art gewählt, wie man eine solche Vorlage filmisch umsetzen kann. Atmosphäre kam dabei nicht bloß durch die Handlung auf. Nicht zuletzt durch die große Leinwand mit fortschrittlicher Projektionstechnik und den grandiosen Sound des CinemaxX-Kinosaals wurde, „Smaugs Einöde“ tatsächlich zur ersten positiven 3D-Kinoerfahrung für uns. Vor allem letztgenannte Klangqualitäten lassen Musikbegeisterte wie uns sogar darüber nachdenken, mal eines der CinemaxX-Musikevents am Potsdamer Platz zu besuchen, zum Beispiel für ein Live-Konzert der Berliner Philharmoniker auf Leinwand.


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