Review: DAS SCHWERGEWICHT - Ein Bio-Lehrer bezieht Prügel

Erstellt am 23. Mai 2013 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln
Fakten:
Das Schwergewicht (Here comes the Boom)
USA. 2012. Regie: Frank Coraci. Buch: Allan Loeb, Kevin James, Rock Reuben. Mit: Kevin James, Henry Winkler, Bas Rutten, Salma Hayek, Charice, Greg Germann, Jason Miller, Gary Valentine, Reggie Lee, Joe Rogan, Herb Dean, Krzysztof Soszynski, Mike Goldberg, Melissa Peterman u.a. Länge: 105 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Vor gut zehn Jahren war Lehrer Scott Voss einer der beliebtesten Lehrer an der Schule, doch mit den Jahren übt er seinen ob mit zunehmender Gleichgültigkeit aus. Als sein Kollege, der Musiklehrer Marty, wegen Budgetkürzungen von der Schulleitung gefeuert werden soll, versucht Scott etwas dagegen zu unternehmen. Durch seinen Zweitjob an einer Abendschule lernt er den Holländer Niko kennen, der sich Mixed-Martial-Arts-Bereich auskennt. Als Scott erfährt wie viel Geld er dort verdienen kann, selbst mit Niederlagen, beginnt er das Training.
Meinung:
Als „King of Queens“ hat sich Kevin James viele Jahre lang eine ansehnliche Fangemeinde geschart. Nach dem Ende der Sitcom war er ein Star, der ohne weiteres neben Stars wie Will Smith oder Adam Sandler bestehen konnte. Dochaus dem liebenswürdigen Dickerchen wurde kein großer Kino-Komödiant. Weder mit „Hitch – Der Date-Doktor“, noch „Chuck & Larry“ oder „Kindsköpfe“ konnte James überzeugen, was, das sollte man nicht vergessen, auch an den sehr kleinmütigen Scripts und Inszenierungen lag. Mit „Der Kaufhaus-Cop“ und „Der Zoowärter“, zwei Filme in denen James der alleinige Star war, war es dann aber endgültig amtlich: Kevin James im Kino ist kein Spaß. Kevin James im Kino ist vor allem eines: Zeitverschwendung, gefüllt mit witzlosen Pointen. Nach solch einer Erkenntnis halten sich die Erwartungen an seine nächsten Filme natürlich in Grenzen und das erweist sich als gar keine üble Voraussetzung für „Das Schwergewicht“.

Scott wird das Grinsen aus dem Gesicht gewischt

„Das Schwergewicht“ bringt Regisseur Frank Coraci und James nach „Der Zoowärter“ wieder zusammen. Es verwundert deshalb auch nicht sonderlich, dass die Komödie frei von Überraschungen ist. Die Geschichte vom kämpfenden Bio-Lehrer Scott Voss verläuft auf typischen Bahnen, nimmt dabei weder Umleitungen und Abkürzungen und ist ganz weit davon entfernt ein wirklich erinnerungswürdigen Genre-Beitrag zu sein. Aber, „Das Schwergewicht“ schafft etwas, was den anderen James-Komödien fehlte: es fühlt sich stimmungsvoll an. Ohne Zweifel, auch dieser Film mit James-Beteiligung verläuft nach Schema F, aber er beinhaltet eine Herzlichkeit, die nicht nur Mittel zum Zweck ist. Darüber hinaus profitiert die Inszenierung von der Chemie zwischen den Darstellern. Allen voran Kevin James und Bas Rutten, ehemaliger Mixed-Martial-Arts-Champions und guter Freund von James. Es hilft der Komödie sehr, dass die Figuren nicht nur sympathisch skizziert sind, sondern dass sie sich diese Sympathie auch beiderseits entgegen bringen. Bei dieser charakterlichen Stärke ist es umso schlimmer, dass Coraci und seine Autoren (u.a. auch Kevin James) dann doch zu viel Gutmenschentum hier versammeln. Sie stopfen den Film damit. Irgendwann fühlt sich „Das Schwergewicht“ außerhalb seiner Kampf- und Trainingsszenen zu träge an. Aus der liebenswerten Pummel-Comedy wird ein hüftsteifer Samariter-Film. Dazu wird versucht krampfhafte Figuren in die Handlung zu integrieren, die weder wichtig noch interessant sind.
„Das Schwergewicht“ ist der bis jetzt beste Kevin-James-Film. Um diesen Status zu erreichen musste er aber auch keine allzu überzeugende Konkurrenz überholen. Es sollte aber klar sein, dass hier kein intelligenter Humor genutzt wird, sondern lediglich martialischer Hau-Drauf-Witz, dessen Trefferquote bei 50/50 steht. Dennoch, ein kurzweiliger Spaß ist „Das Schwergewicht“ geworden. Mit etwas mehr Mumm zum Verzicht auf öde wie übertriebene Heroisierungen von James Figur Scott Voss, wäre das Gesamtbild zwar noch etwas griffiger und wohlwollend kantiger geworden. Im Vergleich aber zu Gurken wie „Der Kaufhaus-Cop“ oder „Dickste Freunde“, sticht diese Komödie in der Filmographie von Kevin James klar heraus. Das ist schon irgendwie schon kein gutes Zeichen für seine Filmkarriere.
6 von 10 Knockouts