Review: DAS LEUCHTEN DER STILLE – Können Briefe eine Liebe tragen?

Erstellt am 21. März 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln


Fakten:
Das Leuchten der Stille (Dear John)USA. 2010. Regie: Lasse Hallström. Buch: Jamie Linden. Mit: Channing Tatum, Amanda Seyfried, Richard Jenkins, Henry Thomas, Keith Robinson, Scott Porter, David Andrews u.a. Länge: 108 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Im Heimaturlaub lernt Soldat John (Channing Tatum) die hübsche Studentin Savannah (Amanda Seyfried) kennen und die beiden verlieben sich sofort ineinander. Sie erleben ein paar wundervolle Wochen, in denen Savannah auch Johns Vater kennen lernt, zu dem der junge Haudrauf eine sehr schwierige Beziehung hat. Doch Johns Urlaub und Savannahs Semesterferien gehen zu Ende und die Wege trennen sich. Die beiden Verliebten versprechen sich zu schreiben, aber können Briefe wirklich das Zusammensein ersetzen?

Meinung:
Eine Liebesgeschichte in den Südstaaten der USA mit viel Kitsch und Schmalz? Klar, die Liebesgeschichte ist idealisierend und so in der Wirklichkeit zu keinem Zeitpunkt umsetzbar. Aber das ist auch nicht nötig bei einem Liebesfilm wie diesem, denn hier kommt es auf das Gefühl an, das der Film beim Zuschauer auslöst. Das mag beim einen sehr positiv sein, beim anderen abstoßend, aber das gilt ja für jeden Film. Lässt man sich anstecken oder nicht? Das ist die Frage. Der Schriftsteller Nicholas Sparks ist so einer, der es versteht, seine Leser einzufangen und ihnen das zu geben, was sie sehen wollen – eine einfache, stringente, leicht verständliche Liebesgeschichte, bei die sie mitfühlen können und bei der sie nicht groß gefordert werden. Und mit Lasse Hallström hat man auch den richtigen Regisseur gefunden, der es versteht, mit Hilfe wunderbarer Bilder, eines leichten, melancholischen Soundtracks und, natürlich, auch mit zahlreichen Klischees genau hier sein Publikum einzufangen.

Liebe im Sonnenuntergang - Klischee, aber auch schön

Channing Tatum wird nie mehr ein herausragender Charaktermime, aber die Rolle des Soldaten John, der sich Hals über Kopf in die hübsche Savannah verkuckt, spielt er ordentlich. Man nimmt ihm seine Rolle ab – sowohl als verliebter Strandjunge, als auch als Soldat in diversen Kriegen, der sich dabei aber stets nach seiner Lieben sehnt. Ähnlich ist es wohl mit Amanda Seyfried. Sie hat ebenso keine Revolution in der Schauspielerei ausgelöst, aber das, was sie hier spielt, das ist gut. Zumindest ist hier nichts schlecht daran und ihr Spiel passt in die natürlich idealistische Filmlandschaft hinein wie die Faust aufs Auge. Auch die Nebenrollen sind passend besetzt. Ob nun Henry Thomas oder Richard Jenkins, der den kranken Vater von John zumindest so etwas Ähnliches wie Mehrdimensionalität verleiht und damit doch leicht aus dem Cast heraussticht.


Aber wir haben es hier ja auch nicht mit einem authentischen, sozialkritischen Drama zu tun, was manch einer hier und da vielleicht vergessen hat. Es ist ein Liebesfilm, ein relativ stereotyper und von Klischees durchzogener Liebesfilm. Hier sind die Charaktere eben vorhersehbar, die Geschichten ebenso. Wichtig ist darum, ob man es den Figuren innerhalb dieser Geschichte abnimmt, und nicht, ob es in der Realität so funktionieren würde. Und hier lässt sich feststellen, dass es bei der Beziehung zwischen Tatum und Seyfried doch hin und wieder hakt und nicht immer der Funke auf den Zuschauer überzuspringen vermag. Manches wirkt dann eben doch auch ein wenig zu konstruiert und nicht echt – wohlgemerkt innerhalb des Films. Erst als die Briefe das Sprechen ersetzen, da scheint der Funke ein Feuer zum Lodern zu bringen.

John erhält zahlreiche Briefe von Savannah

Ein weiteres Steckenpferd von Nicholas Sparks-Geschichten, das immer wieder in seinen Romanen auftaucht, wird in „Das Leuchten der Stille“ sehr schön aufgegriffen. Es ist die Beziehung von einem Kind zu seinem Elternteil. Gerade hier liegt die große Stärke des Films und Tatum interagiert mit Jenkins sehr schön. Manchmal hat man der Eindruck, dass der junge Muskelprotz tatsächlich mit dem Verhalten seines Filmvaters nichts anzufangen weiß – und das wirkt dann echt. Auch erhält diese Beziehung zu den Eltern überraschend viel Platz im Film, was ebenfalls sehr positiv zu vermerken ist.


Alles in allem ist „Das Leuchten der Stille“ genau das, was man erwarten kann. Ein schöner, vor allem sehr hübsch aussehender Liebesfilm, in dem in der Beziehung von John zu seinem kranken, alleinerziehenden Vater eine zweite Komponente sehr viel Platz erhalten hat. Klischees dürfen genauso wenig fehlen wie ein Soundtrack voller zu laut aufgedrehter Popballaden. Aber wer es schafft, sich hierauf einzulassen, der wird vom Gefühl des Films doch sehr gut gepackt und keinesfalls gelangweilt werden. Da hätte er deutlich schlechter werden können.

6,5 von 10 Münzfehlprägungen