Review: DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT - Der will nur spielen...

Erstellt am 13. März 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

  
Fakten:
Das Ding aus einer anderen Welt (The Thing)USA, 1982. Regie: John Carpenter. Buch: Bill Lancaster, John W. Campbell Jr.. Mit: Kurt Russell, Wilford Brimley, Keith David, T.K. Carter, David Clennon, Richard Dysart, Charles Hallahan, Peter Maloney, Richard Masur, Donald Moffat, Joel Polis u.a. Länge: 109 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:Eine US-Forschungsstation am Südpol bekommt überraschenden und ungebetenen Besuch: Ein Hund, gejagt von norwegischen Kollegen. Der Mann mit der unverständlichen Aussprache und dem nervösen Finger muss sterben, der Hund findet ein warmes Plätzchen in der Station. Die Nachforschungen stellen heraus, dass die Norweger wohl berechtigt Angst hatten. Zu spät, denn das Ding hat jetzt eine neue Heimat.

  Meinung:Der Abschluss der ganz großen Phase von John Carpenter. Nicht sein letzter guter oder hervorragender Film, aber der Schlusspunkt seiner goldenen Zeit, von 1976 bis 1982, von „Assault – Anschlag bei Nacht“ bis „Das Ding aus einer anderen Welt“. Sein bester Film, auf Augenhöhe mit „Halloween – Die Nacht des Grauens“. Dabei ist sein Ding „nur“ ein Remake des (im Original) gleichnamigen Films von Howard Hawks aus dem Jahr 1951. Carpenter liebt diesen Film (er wurde schon bei „Halloween“ gewürdigt) und er setzte ihm ein seltenes Denkmal: Eine Neuverfilmung, die in dem Status als Klassiker nicht nur gleichzog, sondern ihn übertroffen hat. Carpenter zelebriert hier hochgradig ansteckendes, eiskalt-brutales, mutierendes Genre-Kino auf einem Höhepunkt, den eigentlich Ridley Scott mit „Alien“ drei Jahre zuvor für sich beansprucht hatte. Da zieht ein Carpenter in Höchstform locker mit.


Da friert dir der Bart ein...

Unglaublich packend, hochatmosphärisch und in jedem Detail perfekt inszeniert erschafft Carpenter einen beklemmenden Eiswürfel mit pfeifenden Wind, lange indizierten, wunderbaren Effekten, einem erschreckend unberechenbaren Body-Change-Szenario mit entsprechender Würdigung (dem Bluttest) und einem mal wieder brillanten Score. Bei diesem Ding stimmt einfach alles. Böse, drückend, klaustrophobisch. Angst, Beklemmung und Paranoia dominieren jede Minute, Feuer, Eis, Blut und Panik. Zwischen bisswütigen Torsos und achtbeinigen Köpfen gibt es pures Misstrauen und Bäumchen-wechsel-dich. Tolle Ausgangssituation, die Carpenter geschickt und wahnsinnig spannend einfängt, perfekt heraus kitzelt und präzise auf den Punkt. Man möchte und muss den Atem anhalten, während ein Parasit sein unsichtbares Spiel treibt und den potenziellen Wirten nichts anderes übrig bleibt, als sich gegenseitig den Strick zu drehen. Wenn das Monster sich offenbart, dann so ungemein effektvoll, das schockt selbst heute noch. Deutlich mehr, als das Ding, was 2011 auf uns losgelassen wurde. Dieses Ding ist handgemacht, schauderhaft in Bild, Ton und Wirkung und nach wie vor eine Meilenstein seines Genres.


Es ist erstaunlich, was Carpenter hier veranstaltet. Ein schockgefrostetes Feuerwerk mit punktgenauem Timing, ekelhaften Schweinereien und einer Stimmung, die man heute nur noch lauwarm aus der Mikrowelle kennt. Klassiker, eines der besten Remakes der bisherigen Filmgeschichte und ein Meisterwerk eines Meisters, der heute nur noch Rente bezieht. Für solche Menschen würde ich gerne in die Kasse einzahlen. Die haben es wahrlich verdient, sogar den vorzeitigen Ruhestand. Leider.


9 von 10 kalten Hundeschnauzen.