Story:Wissenschaftler Peyton Westlake steht kurz vor dem großen Durchbruch. Er kann künstliche Hautzellen erschaffen, leider mit einem Haken: Bei Licht halten sie nur genau 99 Minuten, bevor sie in sich zusammenfallen. Als seine Freundin, die Anwältin Julie, in Besitz eines Memos mit brisanten Inhalt gelangt, bekommt Westlake Besuch von Gangster Durant und seinen Schlägern. Er wird übel zugerichtet, sein Labor in die Luft gesprengt, mit schwersten Verbrennungen landet er im Fluss. Westlake wird für Tod erklärt, doch er hat überlebt. In einer Spezialklinik wird eine riskante Operation an ihm durchgeführt. Er empfindet nun keine Schmerzen mehr, die unkontrollierte Adrenalinausschüttung hat jedoch Auswirkungen auf seine Psyche. Westlake flieht aus der Klinik und sinnt auf Rache. Dank der Überreste aus seinem Labor kann er sich kurzzeitig neue Gesichter zulegen, mit begrenzter Haltbarkeit.
Meinung:"Der Kerl wurde völlig in Stücke gerissen, sie haben nur ein Ohr gefunden, das war alles. Hat nicht lange gedauert es zu beerdigen."
Wer so hübsch aussieht...
Mehr als 10 Jahre bevor Sam Raimi durch "Spiderman" zum Big-Budget-Blockbuster-Regisseur wurde gab er mit "Darkman" bereits seinen Einstand im Superhelden-Genre. Im Gegensatz zu der berühmten Marvel-Spinne basiert die Story um den entstellten Rächer jedoch nicht auf einer Comicvorlage, alles komplett auf Raimi's Mist gewachsen. Dennoch wirkt der Film sehr bewusst wie eine Comicverfilmung und - was ihn deutlich von Raimi's heutigen Arbeiten unterscheidet - hat diesen wunderbaren B-Movie-Charme. Eine Kreuzung aus Superhelden- und Horrorfilm, durchzogen mit garstigem Humor und diversen Anspielungen auf klassische Gruselfilme sowie Motiven aus ihnen....muss sich für den Spaziergang etwas zurecht machen.
Der "Darkman" erinnert rein optisch an die Hauptfigur aus James Whale's Klassiker "Der Unsichtbare" (im "gewickelten" Zustand) wie aus "Das Phantom der Oper", auch die Story rund um die Rache eines Entstellten hat Parallelen zu ihnen. Etwas "Frankenstein", eine kleine Prise "Der Elefantenmensch", Raimi zitiert fleißig und liebevoll quer durch den Genregarten. Dabei sind das alles nur Gewürze, der "Evil Dead"-Schöpfer macht mit "Darkman" einen waschechten Superheldenfilm, mit allem was dazu gehört. Überzogen bösartige Schurken, ein reicher Schmierlappen als Kopf des Verbrechersyndikats und natürlich das angebetete Weibchen in Nöten. Nur der Held ist etwas düsterer und wütender, fies verunstaltet und auf mächtig Stunk aus. Raimi inszeniert den Film nicht ganz so bunt und comicartig wie beispielsweise Tim Burton ein Jahr zuvor seinen "Batman", allerdings (und in dem Fall wirklich erfreulicherweise) nicht so verbissen und realitätsverankert wie einige Vertreter der letzten Jahre, in erste Linie natürlich Christopher Nolans Fledermaus-Trilogie. "Darkman" ist zum Teil ruppig und recht hart, doch niemals zu brutal, trotz eines fingersammelnden Fieslings und einiger derber Momente. Dafür ist es schlicht zu überspitzt, niemals zu real, und auch nicht um einige fast cartooneske Humoreinlagen verlegen. Das passt alles prima zusammen und unterhält auf eine sehr angenehme Art. Natürlich durften beim "alten" Sam auch die schönen, handgemachten Effekte nicht fehlen. So wüst wie bei seinen Teufelstänzen im Wald selbstverständlich nicht, dafür deutlich professioneller und für seine Zeit richtig gut anzusehen. Kein CGI oder sonstiger Firlefanz, schade das Raimi so was heute nicht mehr macht.Übrigens: Viele Freunde und Kollegen des Regisseurs haben kleine Rollen oder sind in Cameos zu sehen. Bruder Ted Raimi spielt einen der Schläger, die Regisseure John Landis, William Lustig und Scott Spiegel haben kurze Auftritte und ganz zum Schluss gibt es auch noch ein Wiedersehen mit einem ganz besonderen, alten Bekannten. Nette Idee.
"Darkman" macht noch richtig viel Spaß und erweist sich als eine fast erfrischende Alternative zu den heute zahlreichen Knall-Schepper-Krachern aus der Superhelden-Gelddruckmaschine. Feine Sache, immer wieder gerne. 7 von 10 zerfledderten Helden.