Review: CRIMSON PEAK- Eine Geisterbahn von vielen

Review: CRIMSON PEAK- Eine Geisterbahn von vielen
Fakten:
Crimson Peak
USA. 2015. Regie: Guillermo Del Toro.
Buch: Matthew Robbins, Guillermo Del Toro. Mit: Mia Wasikowska, Tom Hiddleston, Jessica Chastain, Charlie Hunnam, Jim Beaver, Burn Gorman, Leslie Hope, Doug Jones, Emily Coutts, Javier Botet, Laura Waddell, Sofia Wells u.a. Länge: 118 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 15. Oktober 2015 im Kino.
Story:
England im 19. Jahrhundert: Die junge Autorin Edith Cushing ist noch nicht lange mit Sir Thomas Sharpe verheiratet, doch schon kommen ihr erste Zweifel, ob ihr so ungemein charmanter Ehemann wirklich der ist, der er zu sein scheint. Edith spürt immer noch die Nachwirkungen einer schrecklichen Familientragödie, und sie merkt, dass sie sich immer noch zu ihrem Jugendfreund Dr. Alan McMichael hingezogen fühlt. Durch ihr neues Leben in einem einsamen Landhaus im Norden Englands versucht sie, die Geister der Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen. Doch das Haus – und seine übernatürlichen Bewohner – vergessen nicht so einfach…


Meinung:
Der mexikanische Regisseur, Autor und Produzent Guillermo Del Toro hat sich über die Jahre eine erstaunliche Fanbasis aufgebaut. Kein Wunder. Kaum jemand anderer personifiziert kreative Inbrunst so sehr wie der bärtige Brillenträger, der mit Filmen wie „Hellboy“, „Hellboy 2“ oder „Pans Labyrinth“ grandiose Phantastik auf die Leinwand zauberte, die immer auch etwas Persönliche innehatte. Del Toro, das ist sicher, dreht Filme, weil er ein Geschichtenerzähler ist, nicht aus Profit oder Wirtschaftlichkeit. Das ist dann auch einer der Gründe, warum die meisten seiner Projekte nie die Phase der Entwicklung verlassen. Seine Film sind leider Gottes am Box Office nur selten ertragreich und wenn, dann auch nur weil das Ausland kräftig mitmischt, wie im Falle von "Pacific Rim“.

Review: CRIMSON PEAK- Eine Geisterbahn von vielen

Wetten, dass gleich was aus der Ecke ins Bild springt

Sollte sein neuster Film „Crimson Peak“ nun ein Hit werden, wäre es schön für Guillermo Del Toro, aber gleichzeitig auch pure Ironie, denn seine gotische Romanze erweist sich als einer der schwächsten Del Toro-Filme, nicht sogar als schwächster seiner bisherigen Laufbahn. Gewiss ist dieser Gruselfilm kein wirkliches Ärgernis und er besitzt deutlich die unverkennbare Handschrift des Mexikaners, doch in seiner Gesamtheit fühlt sich „Crimson Peak“ seltsam unbefriedigend und teilweise sogar regelrecht lustlos an. Dabei stimmt eine der Hauptvoraussetzungen schon einmal. Das gesamte Setting, die Kostüme, die Bauten, das Licht, die Kamera und was sonst noch alles für Stimmung und Atmosphäre sorgt, wirkt wunderbar adäquat. Das Problem bei „Crimson Peak“ sind viel mehr die Geschehnisse innerhalb dieser vom Flair verzauberten Welt. Die eigentliche Geschichte ist es, die zunächst nicht wirklich in Gang kommen will und dann elendig versucht Suspense aufzubauen, obwohl die Handlung nicht die notwendige Dosis Cleverness besitzt, um einen als Zuschauer wirklich hinters Licht zu führen. Kurz: „Crimson Peak“ bekommt keinen funktionieren Spannungsbogen hin. und auch die Romantik wirkt eher dahin geschludert als wirklich überzeugend.

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In Crimson Peak gibt es keine Geheimnisse

Spannung verwechselt Del Toro hier aber scheinbar mit belanglosen jump scares. Sobald die Musik von Fernando Velázquez wieder anzieht und Hauptfigur Edith Cushing (eine Nachname wie ein Hommagehammer)mal wieder durch die verfallenen Gemäuer ihrer englischen Neuheimat tapst, sollte jedem im Publikum klar sein, dass gleich etwas Geisterhaftes ins Bild springen wird. Woher man es weiß? Weil genau das in „Crimson Peak“ alle 10 bis 15 Minuten passiert und bereits beim zweiten Mal hat sich dieser Erschreck-Effekt so ausgepowert, dass man sich voll und ganz auf die Frage konzentrieren kann, warum „Crimson Peak“ vornehmlich auf kurze Schocks setzt, stattdessen aber keine konstante Aura des Schreckens zu generieren vermag? Vielleicht versucht Del Toro hier seine eigenen, detaillierten, träumerischen Welten mit der des James Wan zu verbinden? Wan, Schöpfer von „Saw“, erreichte mit seinen Gruselfilmen und deren Sequels („Insidious“ und „Conjuring“) ein Millionenpublikum, auch dank Mundpropaganda. Eventuell sah sich Del Toro genötigt „Crimson Peak“ so zu gestalten, dass Fans vom effekthascherischen Horrorlager auch einen Blick riskieren? Aber lassen wir die Mutmaßungen außen vor.

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Kein Geist, nur Mia Wasikowska

Die laue Geschichte sowie die Fokussierung auf billige Schocks sind maßgeblich für das Scheitern von Del Toros „Crimson Peak“ verantwortlich – da hilft dann auch das schönste Setting nichts. Aber auch die auf Autopilot agierenden Darsteller sind unterstützend dabei den Gruselfilme mit romantischem Einschlag in Richtung Enttäuschung zu zerren. Tom Hiddleston verkommt als schlaffer Dandy zur Witzfigur, Jessica Chastain hakt alle Punkte der Antagonisten-Checkliste ab, während Charlie Hunnam – selbst wenn er im Bild ist – nicht wirklich anwesend erscheint. Und Hauptdarstellerin Mia Wasikowska? Nun die säuselt, erschreckt und tippelt sich durch den Film und bleibt so blass, dass es ein Anschein hat, sie sei der einzig wahre Geist, den es im Film zu sehen gibt. Aber natürlich gibt es eine Menge gruseligen Gestalten zu bestaunen. Dass die meist aus den Hochleistungsrechnern stammen stimmt schon etwas enttäuschend, dennoch merkt man hier Del Toros Faible und Leidenschaft für die Kreaturen der Nacht und ganz nebenbei huldigt er in einer Szenen sogar Stanley Kubricks „Shining“.

Leider bleibt „Crimson Peak“ hinter den Erwartungen zurück. Dabei lebten die vorherigen Filme von Guillermo Del Toros von einer überbrodelnden Phantastik sowie Detailliebe und auch „Crimson Peak“ besitzt diese Attribute, nur leider werden sie nicht wirklich konsequent eingesetzt. Der Film bleibt eine Geisterbahnfahrt, an deren Ende nichts zurück, nichts haften bleibt. Eine von vielen Attraktionen ohne wirklichen Mehrwert. Ein Gros voller verschenktem Potenzial. Das kommt also dabei raus wenn cineastisches Horror-Fast-Food in den synthetischen Mantel der Kunstfertigkeit gekleidet wird. Drum merke: Ein vertrockneter Snack, bleibt ein vertrocknete Snack. Aber wenigstens hat man was im Magen.

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