Review: CRIMINAL ACTIVITIES – Mehr als Genregenerik?

Erstellt am 5. September 2016 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:Criminal ActivitiesUS. 2015. Regie: Jackie Earle Haley. Buch: Robert Lowell. Mit: John Travolta, Michael Pitt, Dan Stevens, Edi Gathegi, Rob Brown u.a. Länge: 94 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:Vier junge Kerle begegnen sich bei der Beerdigung eines ehemaligen Klassenkameraden wieder. Sie kommen ins Gespräch über ein angeblich todsicheres Geschäft, doch die Sache geht schief und ihr sämtliches Geld ist weg. Doch damit nicht genug: Einer von ihnen hat sich sein Investment von einem Gangsterboss geliehen.

Meinung:Es stimmt schon im Voraus fraglich, wenn ein Schauspieler bekanntgibt, dass er sich künftig auch als Regisseur probieren will. Neben einigen geglückten Talenten schwimmen die meisten dieser Versuche jedoch in einer Welle der Belanglosigkeit und sind schnell wieder vergessen. Jackie Earle Haley sollte vielen optisch aus zahlreichen Nebenrollen bekannt sein und auch in seinem eigenen Regiedebüt hat er einen Auftritt.

Vier Freunde?

Von manchen wurde „Criminal Activities“ schon im Vorfeld als eine Mischung aus Tarantino, Ritchie und Vaughn tituliert und natürlich – man kann es sich bereits denken – sind diese Vergleiche mehr als nur weit hergeholt. Ginge man so weit, dann könnte man jeden 08/15-Krimi mit humoristischen Einschüben in diese Schublade stecken und noch dazu den Stempel Kultfilm aufdrücken. Glücklicherweise ist das noch nicht der Fall, nach dem Film von Jackie Earle Haley wird in 5 Jahren kein Hahn mehr krähen und ikonisch oder gar kultig ist daran nichts. Mit einem flachen Spannungsbogen versehen arbeitet sich der Film durch ein Potpourri aus altbekannten Tropen und Genreklischees, lässt Eigenständigkeit sowie kreative Einfälle vermissen und bemüht sich darüber hinaus vergebens seinen eintönigen Figuren interessante Facetten zu geben. Was handwerklich durchaus ordentlich eingefangen wurde ist eine durchgehend uninteressante Geschichte, ganz einfach deswegen, weil man mit keinem der Figuren auch nur ansatzweiße mitfühlen kann. Sie bleiben klischeehafte Abziehbilder. Und warum es der Film ins Kino geschafft hat bleibt ein Rätsel, selbst seine Bilder lassen Schauwerte vermissen, denn letztlich fühlt er sich nach einer klassischen Direct-to-DVD Veröffentlichung an.

Gutes, altes Klebeband

Eine der eher rar gesäten Stärken von „Criminal Activities“ ist jedoch sein Cast oder vielmehr die Art und Weiße wie er seine Figuren besetzt hat. Der prominenteste Name darunter ist zweifelsohne John Travolta, auch wenn man von ihm in den letzten Jahren eher wenig gesehen hat. An ihm lässt sich das Konzept des Films aber auch am besten erkennen, denn die Rolle als Mafiaboss steht doch im stärkeren Kontrast zu seinem üblichen Charaktertyp. Auch bei anderen Figuren lassen sich solche Tendenzen erkennen und das sorgt dafür, dass obgleich die einzelnen Performances sicher nicht preisverdächtig sind, dennoch ein Hauch von Abwechslung und Andersartigkeit in die Produktion gebracht wird. Das lässt den recht generischen Plot rund um die mehr oder weniger unfreiwilligen Entführer zumindest ein Fünkchen interessanter erstrahlen, auch wenn es noch deutlich schöner gewesen wäre, die Schauspieler in nicht ganz so austauschbare Figuren zu stecken. Und war „Criminal Activities“ bis kurz vor Ende schon kein sonderlich erwähnenswerter Film, so sticht zumindest der Schlussakkord heraus – leider jedoch aus negativer Sicht. Der darin präsentierte Twist kommt aus dem Nichts, kippt die Handlung unnötigerweise um 180 Grad und sorgt in seiner selbstgefälligen Art für entnervtes Zähneknirschen.
Auch wenn es durchaus sympathisch anmutet John Travolta erneut auf der großen Leinwand zu sehen, so ist „Criminal Activities“ nüchtern betrachtet sicherlich nicht mehr als durchschnittliche Genrekost. Handwerklich solide inszeniert scheitert Jackie Earle Haleys Film an seiner austauschbaren Geschichte, den blassen Figuren und zu guter Letzt auch an seinem katastrophalen Twist, der nicht nur auf billigste Weiße vorgetragen wird, sondern auch eine ziemlich bedenkliche Botschaft transportiert.
4 von 10 hanebüchenen Twists