Im Rahmen unserer Gedruckte Seiten & Bewegte Bilder Challenge nehmen Anja und ich aktuelle Buchverfilmungen unter die Lupe, lesen aber vorher auch die gedruckte Vorlage.
Für uns stand bereits bei der Challenge-Vorbereitung fest, dass wir die Adaption zu Ransom Riggs‘ Buch „Die Insel der besonderen Kinder“ unbedingt sehen werden. Anja musste das Buch vor den Gang ins Kino erstmals lesen, für mich war es dieses Mal ein Re-read. Die Eindrücke waren bei uns noch ziemlich frisch. Der Blick haftete daher besonders kritisch auf die 3D-Leinwand.
Handlung…
Seit frühester Kindheit hört Jacob (Asa Butterfield) von seinem Großvater Abraham (Terence Stamp) immer wieder wundervolle und fantasiereiche Geschichten von einer Insel, auf der er sich vor Monstern versteckte und mit Kindern lebte, die alle außergewöhnliche Fähigkeiten besaßen. Als kleiner Junge liebt Jacob diese Geschichten, die er für bare Münze nimmt, später glaubt er seinem Opa jedoch kein Wort mehr. Als Jacob 16 ist, stirbt sein Großvater unter sehr mysteriösen Umständen, scheinbar zerfleischt von einem wilden Tier. Doch Jacob meint, etwas anderes gesehen zu haben und wird neugierig: Er ringt seinen Eltern die Erlaubnis ab, zu der Insel zu reisen, auf der sein Opa zur Zeit des Zweiten Weltkrieges in einem Waisenhaus wohnte. Das alte Haus in Großbritannien ist längst eine verlassene Ruine, doch Jacob findet Anhaltspunkte dafür, dass die „besonderen Kinder“ aus Abrahams Geschichten noch leben, gut behütet von der resoluten Miss Peregrine (Eva Green) – aber die Gefahr, die Abraham das Leben kostete, ist noch immer nicht gebannt…
Gegenüberstellung Buch vs. Film…
Als es damals die Neuigkeiten gab, dass Tim Burton sich der Verfilmung des Jugendbuches „Die Insel der besonderen Kinder“ von Ransom Riggs annehmen würde, war ich verzückt. Während Ransom Riggs vor einigen Jahren mit seiner schaurigen Idee der »Peculiar Children« Reihe für frischen Wind in der Jugendbuch-Landschaft sorgte, ist Tim Burton seit Jahrzehnten für seine exzentrischen Filme („Beetlejuice“, „Edward mit den Scherenhänden, „Sweeney Todd“, „Big Eyes“) berühmt. Der Deckel sollte perfekt auf den Topf passen, dachte ich. Bilder von Set und Crew, sowie der Trailer versprachen vorab schaurig, skurrile Unterhaltung.
Das Buch ist geschmückt mit über fünfzig leicht unheimlicher Fotos der »besonderen« Kinder. Einige dieser Fotos wurden übrigens zu Beginn des Films eingespielt, was mir sehr gefiel. Die Aufmachung der Buchvorlage ist düster durchsetzt und spiegelt den Plot perfekt wieder. Der Hang zum morbiden liegt zwischen den Buchseiten und Miss Peregrines Körperumrisse wirken streng und bieder.
Der Blick auf die Leinwand bietet dagegen eine Explosion von Farben. Grau waren höchstens die Hügel der Insel. Für Tim Burtons Filme, in denen der Meister exzessiv in die Farbpalette greift, ist das keine Überraschung. Die Stimmung zum Plot des Buches unterscheidet sich dagegen sehr. Ich sah es stets als Mystery Geschichte, während die Adaption mit all den Farben und tollen Kostüme mehr nach Abenteuer schreit.
Auch Miss Peregrine wurde durch Eva Greens Auftritt richtig aufgestylt, was mir sehr gut gefiel. In Gänze konnte mich Greens Darstellung sehr viel mehr beeindrucken, als wie die vorgegebene Buchfigur.
Auch im Ablauf der Handlung gab es vor allem zum Ende erhebliche Änderungen. Im Nachhinein erfuhr ich, dass die anderen Bücher allem Anschein nach nicht verfilmt werden, weshalb das Ende somit wohl mit Spoilern gesetzt wurde. Für jemand, der nur das erste Buch gelesen hat, ist dies verwirrend.
Tacheles…
Kinogänger, die das Buch gelesen und gemocht haben, werden unter Umständen durch die Abweichungen/Anpassungen in der Adaption etwas ernüchtert sein. Zumindest erging es mir so. Es gab Logikfehler, die ich nicht nachvollziehen konnte. Die jungen Darsteller konnten mich auch nicht immer überzeugen, was ich etwas schade fand. Die Besetzung der Miss Peregrine durch Eva Green hingegen, hat mich absolut verzaubert und ich hätte mir eine größere Spielzeit für sie gewünscht. Auch die Settings – wie die Schule – und Kostüme wurden toll umgesetzt. Tim Burton bietet definitiv Bild- und farbintensives, skurriles Popcornkino mit erheblichen Änderungen zur Buchvorlage, die mich nicht so überzeugen konnten.
Für die großzügige Bereitstellung der Kinogutscheine bedanke ich mich ganz herzlich beim Droemer Knaur Verlag!
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