Review: BRICK MANSIONS – Ein Vermächtnis zum Davonlaufen

Erstellt am 21. Juni 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Brick Mansions
Frankreich, Kanada.2013. Regie: Camille Delamarre. Buch: Robert Mark Kamen, Luc Besson, Bibi Naceri.
Mit: Paul Walker, David Belle, RZA, Carlo Rota, Catalina Denis, Robert Maillet, Kwasi Songui, Ayisha Issa, Bruce Ramsey, Gouchy Boy, Ryan Trudeau, Kalinka Petrie u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.
Story:
Detroit, 2018: Teile der Stadt gehören ganz und gar den Kriminellen. Polizei und Politik kann nur noch machtlos mitansehen, wie Gangster und Dealer ihre Macht immer weiter ausbauen. Undercover-Cop Damien ist einer der wenigen, der noch etwas unternimmt. Aber auch innerhalb der gefährdeten Bezirke gibt es Menschen die sich für ein besseres Leben ohne Kriminalität einsetzen. Einer von ihnen ist Lino und eben dieser Lino muss mit Damien zusammen arbeiten, den Kingpin Tremaine hatLinos Freundin entführt. Als wäre das noch nicht genug plant die Regierung die kriminellen Bezirke mit einer Bombe endgültig zu beseitigen.


Meinung:
Es war ein Eindruck dessen, welch tragische Kraft die Ironie des Schicksals doch imstande ist zu entfalten: Sunnyboy Paul Walker, Held der bisher sechsteiligen „Fast & Furious“-Reihe, musste sein Leben ausgerechnet in einem roten Sportflitzer lassen, nachdem dieser im kalifornischen Valencia mit 160 km/h erst einen Laternenmast, dann einen Baum rammte und schließlich in lodernden Flammen aufging. Sein Tod löste einen medialen Sturm der Bestürzung aus, der Walker posthum zu einem Star erklärte, der er zu Lebzeiten in Wahrheit nie war. Während die Diskussionen um die gewaltig gestauten Dreharbeiten zu „Fast & Furious 7“ momentan immer noch auf Hochtouren laufen, wurde Paul Walkers letzten, vollends abgedrehten Film „Brick Mansions“ kaum Aufmerksamkeit gewidmet. Das Remake der französischen EuroCorp-Produktion „Ghettogangz – Die Hölle vor Paris“ sorgt, ganz im Gegensatz zu seiner Vorlage, allerdings nur für wenig Pläsier und schließt die Karriere Walkers, auch wenn es gemein klingt, aus filmhistorischer Sicht wohl absolut adäquat ab.

Lino halt Tremaine in Schach

Paul Walker war nie ein besonders guter Schauspieler. Es war vielmehr seine naturgegebene sympathische Ausstrahlung, die das blonde Teilzeitmodel beliebt machte, konnte Walker selbst doch als Zugpferd aufgrund seines Namens nie große kommerzielle Erfolge feiern. Dass „Brick Mansions“ nun als Vermächtnis von Paul Walker gilt, ist dahingehend passend, als dass der Film dem qualitativ äußerst mäßigen Œuvre seiner Person nun mal einen qualitativ äußerst mäßigen Schlusspunkt setzt. Der Kreis schließt sich also, wenn auch viel zu früh. Aber genug von Paul Walker an dieser Stelle. Erinnern wir uns doch noch einmal zurück an „Ghettogangz – Die Hölle von Paris“, mit der „96 Hours“-Regisseur Pierre Morel sein sicheres Händchen in Sachen Action-Inszenierung bewies und den Parkour-Kracher ohne jeden unnötigen Ballast ganz straight durch den grauen Vorort von Paris scheuchte. Heute wird „Ghettogangz – Die Hölle von Paris“ aufgrund seiner Dynamik in Genrekreisen zu Recht geliebt, denn wenn man sich zum Ziel setzt, einen Film nicht über seine Narrative zu entfalten, sondern über seine Kinetik, dann muss das nun mal ohne Umschweife so gemacht wer den.

"Hey, du warst super in 'Running Scared'"

Regisseur Camille Delamarre aber hat das in seinem Debüt nicht verstanden. Als Cutter für Filme wie „Colombiana“, „Lockout“ und „96 Hours“ hat er schon bewiesen, gerade bei Letzterem, dass er sein Handwerk nicht unbedingt beherrscht. „Brick Mansions“ ist keine adrenalingeladene Sause, wie es „Ghettogangz – Die Hölle von Paris“ war, „Brick Mansions“ negiert sich in seiner fragmentarischen Struktur freiweg jede Möglichkeit auf energetischen Temporeichtum. Dass der Handlungsort von Paris nach Detroit verlegt wurde, ist ein aufgrund des dort vorherrschenden industriellen Abbaus nur logisch, jedoch hat das Drehbuch in diesem Fall keinerlei Sinn für den sozial-kulturellen Subtext, der noch in „Ghettoganz – Die Hölle vor Paris“ immer wieder mal durchschimmern durfte. Aber wenn es um die Action geht, versagt „Brick Mansions“ ebenfalls kläglich: Retorten-Charakter trifft auf zuweilen höchstgradig unübersichtliches Handkameragewirr, während der Schnitt, wie könnte es bei Delamarre anders sein, dem spaßhemmenden Chaos treu-doof huldigt. Da ist es dann nur passend, dass er Damien (Paul Walker) einen familiären Background anheftet, während Lino (David Belle) seine Ex-Freundin aus den Fängen des Fieslings Tremaine (RZA) befreien möchte.
Brick Mansions“ wäre selbst für den Direct-to-DVD-Markt ein uninteressanter Vertreter des ominösen Einheitsbreis. Wenn man sich mal wieder gepflegte Parkour-Action zu Gemüte führen möchte, dann sind die ersten Anlaufstellen gewiss „Ghettoganz – Die Hölle vor Paris“ wie auch die Fortsetzung „Ghettoganz – Ultimatum“ von 2009. Mit „Brick Mansions“ hat sich letztlich niemand einen Gefallen getan, und dass ein Film, der gerade durch seine vigoröse Inszenierung punkten sollte, sich schlussendlich wie ein zusammengeklaubtes Plagiat anfühlt, dem eben jede kinetische Triebkraft abhanden gekommen ist, sprich für sich und für den Remakewahn im Allgemeinen.
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von souli