Der dystopische Science Thriller “Brain shot – Wir wissen, was Du denkst” fängt dort an, wo die Edward Snowden-Enthüllungen – vermutlich – aufhören. Anfang des Jahres zeigte sich bereits das Computerfachmagazin c’t von dem Thriller überzeugt. Ich habe das Buch daraufhin auch mal zur Hand genommen und präsentiere heute meine Review.
Darum geht es in “Brain Shot”
In naher Zukunft: Sun City, Kalifornien. Der junge und hochtalentierte Mathematikstudent Orville Spelling ist der Schöpfer einer revolutionären Software. Mit Hilfe seines Programms soll die Kontaktaufnahme zu Komapatienten möglich werden. Es gibt jedoch noch ein elementares technisches Problem, an dessen Lösung Orville in der Forschungsabteilung der Silicon Systems Corporation seit Monaten arbeitet: der sogenannte ›schnelle Durchlauf‹.
Von Ben Gateway, Gründer und Präsident von Silicon Sy¬stems – dem weltgrößten Hersteller von Computersoftware – erfährt Orville, dass er für seine bahnbrechenden Leistungen vom Nobelpreiskomitee in Stockholm den Nobelpreis für ›Bio-Visualisierung‹ zugesprochen bekommen hat.
Damit ist Orville – Begründer der neuen Disziplin ›Bio-Visualisierung‹ – der jüngste Nobelpreisträger aller Zeiten.
Von seinem Mentor – Professor und Laureat Bernard Czyfroff – erfährt Orville weit weniger Erfreuliches. Denn Professor Czyfroff hat alles in seiner Macht stehende unternommen, um ihm zum Nobelpreis zu verhelfen – und damit seine Arbeit für eine breite Öffentlichkeit publik zu machen. Denn sein Forschungsprojekt sei in Wahrheit vom Geheimdienst und dem Militär initiiert worden, um es für ihre Zwecke zu missbrauchen.
Orville weigert sich, dies zu glauben.
Während einer weiteren Testreihe geschieht im Forschungslabor etwas Außergewöhnliches: Orvilles Computer hinterlässt eine ominöse Fehlermeldung, die seinen Verdacht erregt. Er als Schöpfer des Programms weiß nur zu gut: Diese unscheinbaren Zeichen hätten niemals auf seinem Computerschirm auftauchen dürfen …
Meine Meinung
Mit Liebe zum Detail und reichlich Wortwitz stellt Michael Lutz dem Leser das Personal seines zweiten großen Romans „Brain Shot – Wir wissen, was Du denkst“ vor. Auch die Grundidee hinter dem Forschungsprojekt „Big Ben“, nämlich die Gedanken von Komapatienten sichtbar zu machen, und die Abläufe in dem weltweit agierenden Unternehmen „Silicon Systems“ werden anschaulich gemacht.
Vor diesem Horizont spielt sich dann die eigentliche, sehr moderne Handlung des Romans ab. Denn im Hintergrund zieht niemand anderes als die NSA höchstpersönlich die Fäden des Projekts, in dem unaufhaltsamen Wunsch, irgendwann die Gedanken von (potentiellen) Terroristen lesen zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, ist der amerikanischen Geheimbehörde jedes Mittel recht.
Erfrischend an dem Roman ist, dass nicht alles nach Schema abläuft. Mit Orville Spelling haben wir keinen strahlenden Helden, der in jeder Situation die Kontrolle behält und als Ein-Mann-Armee die NSA im Alleingang besiegt. Er ist ein neugieriger, fleißiger Computerexperte, der gelegentlich überfordert ist, sich immer wieder in der Gewalt der NSA wiederfindet und dennoch nicht aufgibt. Keine Schusswechsel, keine Verfolgungsjagden, keine Prügeleien. Das Vorgehen der NSA ist – wie im echten Leben – mit wenigen Ausnahmen diskret, geheim und perfide. Und das macht den Reiz des Romans aus, dass man den USA ein solches Vorgehen durchaus zutraut.
Michael Lutz ist mit seinem Roman ein unterhaltsames Stück Literatur, wenn auch nicht der große Wurf gelungen. Es gibt gewisse Längen und nicht jede der häufig verwendeten Metaphern trifft ins Schwarze. Er versteht es aber hervorragend, sich von allem Dagewesenen zu lösen, einen eigenen Weg zu gehen und moderne Ereignisse als Subtext durch den gesamten Roman laufen zu lassen. Der Leser hat reichlich Gelegenheit mitzurätseln, was eigentlich passiert, er wird aber auch immer wieder überrascht und schockiert.
Fazit
Ein lesenswertes Buch für alle Science Thriller Fans, die sich gerne auf neue Wege führen lassen.
Infos für den Kauf im Buchladen:
- Titel: Brain Shot
- Autor: Michael Lutz
- ISBN: 978-1493719921
- Preis: 12,99 Euro als Taschenbuch
- Auch als eBook erhältlich