Fakten:
Big Game
FI/ US. 2014. Regie: Jalmari Helander. Buch: Jalmari Helander, Petri Jokiranta. Mit: Samuel L. Jackson, Victor Garber, Jim Broadbent, Ted Levine, Ray Stevenson, Onni Tommila, Felicity Huffman, Mehmet Kurtulus, Jaymes Butler, ua. Länge: 86 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Seit dem 18. Juni im Kino.
Story:
Nachdem die Air Force One angegriffen wird muss der Präsident (Jackson) fliehen und wird in einer Notkapsel zur Erde geschickt. Dort kommt er irgendwo in der finnischen Wildnis an und wird von Oskari gefunden. Einem Jungen, der gerade ein Ritual vollzieht, in dem für 24 Stunden allein in der Wildnis überleben muss. Der Überlebenskampf beginnt und wird noch von diesen doofen Terroristen verkompliziert.
Meinung:
Samuel L. Jackson hat sich einen Status erarbeitet, durch den er so ziemlich machen kann, worauf er auch immer Lust hat. Und selbst wenn Sam Jackson einfach nur Sam Jackson spielt, was immer öfter der Fall zu sein scheint, es sei denn QT sitzt auf dem Regie-Stuhl, geht die Rechnung letztendlich auf. Er verkörpert nämlich das, was schon 1994 auf seiner Geldbörse stand. Er ist ein bad motherfucker. Mit ihm kann man scherzen, aber es ist wahrscheinlicher, dass er mit einem scherzt. Man kann mit ihm diskutieren, aber man wird am Ende keinen Zentimeter an Boden gewinnen. Und wenn er eine Ansage macht, ist klar, was Sache ist. Wer, wenn nicht er, sollte den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika spielen?
Tiefes Licht auf finnisch? Helsinki. Ja, okay, der war mies.
Vor Kurzem erst wurde auf Youtube das Crowdfunding-Nostalgie-Projekt „Kung Fury“ veröffentlicht, ein etwa 30-minütiger Actionfilm über einen Polizisten, der den Kung Führer aufhalten muss. Alles stilecht im 80er Retrolook mit Hommagen, Referenzen, undundund. Kurz gesagt: ein Heidenspaß. „Big Game“ kann man wohl durchaus als ein ähnliches Projekt bezeichnen, das lediglich zu keiner Zeit derart exzessiv über die Grenzen sprintet wie der Kurzfilm es tat. Aber dennoch ist dieser Film ein Ziehen des Hutes, ein kleiner aber feiner Gruß an die alten Actionfilme der 80er. Ganz stilecht mit Zitaten, ziemlich coolen Onelinern (wenn Mr. Jackson sie abliefert) und natürlich dem guten alten Bomben-Countdown. Immer wieder erinnert das Geschehen und Gezeigte an Filme aus vergangenen Tagen, in denen ein noch glatter Sylvester Stallone durch das Bild hetzte und seinen Bizeps aufpumpen konnte. Wird man von dem Film erfolgreich in die Vergangenheit katapultiert, erfreut man sich an der Konsequenz, leidet jedoch auch unter dem Fehlen des Elements der Überraschung. Neu ist hier nämlich tatsächlich gar nichts und überrascht wird man nur in einzelnen Pointen, die für den Moment durchaus lustig sind, aber rein gar nichts an dem Endergebnis verändern können.Don't fuck with this President
Regisseur Jalmari Helander sammelt jedoch einen ganz fetten Pluspunkt, wenn er seine Hommage nicht zu einer bloßen Abkupferung verkommen lässt, sondern die Situation und Geschehnisse durchaus auf die moderne Zeit anwendet und den gesellschaftlichen und politischen Wandel behandelt. So wird aufgezeigt, wie leer jedwedes Weltmachts-Gerede eigentlich ist, wie zerrissen die United States eigentlich sind und dass sie versuchen eben jene Schwäche durch oberflächliche Härte zu kompensieren. Nachdem der Präsident in seiner Not-Kapsel auf der Erde ankommt, schreibt er den Code zum Öffnen der Tür auf ein kleines Fenster. Erst verkehrt herum, dann für den Außenstehenden lesbar. Der Code lautet 1492, ein Jahr, in dem Fremde zum amerikanischen Kontinent kamen und alles und jeden unterjochten, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Über fünfhundert Jahre hat sich daran nichts geändert, was jedoch nicht nur auf die Staaten bezogen ist, sondern auf die nahezu gesamte westliche Welt. Allmacht und Überlegenheit existieren nur im Schein an der Oberfläche als eine Art Schutzschild. Durch dieses interessante Aufzeigen von Gefühl und Rationalität hebt Helander seinen Film gekonnt von den testosteronverblendeten „Geil-Ballern“-Streifen ab und verhindert auch, dass sein Film in der Bedeutungslosigkeit versinkt.„Big Game“ versteht es auf elegante Weise sein Budget von etwas über 8 Millionen Dollar auszudehnen und alles aus seinen Mitteln zu holen, was möglich ist. Visuell ist das über weite Strecken schon beeindruckend und wenn nicht das, dann wenigstens stets entschuldbar. Neben Samuel L. Jackson spielen auch Victor Garber und Jim Broadbent mit, die allesamt Spaß haben und Spaß machen und sich perfekt in diesen Film eingliedern, der ein teilweise guter Mix aus Humor und Action ist. Das Steckenpferd des Streifens ist dabei natürlich der Witz, der einigermaßen saftig daherkommt. Ansonsten ist der Film in seiner Dramatik stets vorhersehbar, nie sonderlich überraschend und deshalb auch nicht großartig überdurchschnittlich. Nett für zwischendurch, aber nicht obligatorisch.
5 von 10 Herzattacken
von Smooli