Review: BEDEVILED - DAS BÖSE GEHT ONLINE - Eine App, sie allte zu knechten

Erstellt am 12. März 2017 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

                                                                
Fakten:Bedeviled – Das Böse geht online (Bedeviled)USA, 2016. Regie & Buch: Abel Vang, Burlee Vang. Mit: Saxon Sharbino, Mitchell Edwards, Brandon Soo Hoo, Kate Orsini, Victory Van Tuyl, Alexis G. Zall, Bonnie Morgan u.a. Länge: 99 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 24.3.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:Nikki’s Freunde sind geschockt, als die Schülerin urplötzlich an einem aus einer Panikattacke resultierenden Herzinfarkt stirbt. Kurz darauf erhalten sie von Nikki’s Handy die Einladung, sich die neuartige App Mr. Bedevil runterzuladen. Eine KI mit erstaunlichen Funktionen, allerdings auch äußerst unangenehmen Nebenwirkungen…
   Meinung:„Diese App…sie kennt uns!“
Das Böse lauernd im Alltäglichen, im Selbstverständlichen, worüber man sich inzwischen keine Gedanken mehr macht. Für die Teens und Twens von heute ist es ganz natürlich Stunden vor dem Smartphone zu hocken und sich oft gedankenlos jeden (Gratis-)Schrott auf den portablen Nabel zur Welt herunterzuladen, unabhängig davon ob es a) für den Endverbraucher auch nur ansatzweise sinnvoll ist oder b) dahinter eventuell (und meistens) eine Form von legaler Spionage steckt. Gläsern sind wir inzwischen alle und haben uns mehr oder weniger damit abgefunden. Aber was, wenn eine App mehr will als nur deine längst nicht mehr sensiblen Daten? Unheimlich, oder?

Wo geht's zum Abschminken?

Naja, eher klingt die Story von Bedeviled- gelinde gesagt – wahnsinnig doof, aber richtig angepackt könnte daraus vielleicht ein reflektiert-spitzfindiger Horrorfilm entstehen, der der Generation Smartphone geschickt den Nackenhaare-Emotie gepaart mit dem zwinkernden Stinkefinger sendet. Romantisches Wunschdenken, wie sich schnell herausstellt. Stattdessen gibt es furchtbar öde und mehr als einmal peinliche DTV-Teenie-Horror-Ware, die selbst zum Gratis-Download nicht die „Mühe“ wert wäre. Eine Gruppe anstehender Highschool-Absolventen (die so knifflige Mathe-Kopfnüsse wie x2 = 81 lösen müssen, da wächst eine Elite heran) bekommt von ihrer überraschend abgenippelten Freundin post mortem eine superduper App-Empfehlung geschickt, die auf den subversiv-smarten Namen Mr. Bedevil hört. Kann man ja mal machen. Mr. Bedevil kann einfach alles: Das Licht an- und ausschalten, selbst auf sehr konkrete Fragen antworten wie ein echter Mensch und seinen Usern nach kurzer Zeit das Fürchten lehren, da er ihre geheimsten Ängste kennt und diese mit Wonne zur Realität werden lässt. Passt prima, dass von unserer Clique jeder ein frühkindliches Beinah-Trauma mit sich rumschleppt, da muss die Teufels-App gar nicht so lange googeln und rumprobieren. Sei es die verstorbene Grusel-Oma, die schrullige Asia-Tante aus dem Brunnen, der muffige Teddybär vom Jahrmarkt, der Klassiker Clowns oder…weiße Menschen. Wovor sich der typische Afro-Amerikaner naturgemäß fürchtet, obwohl er sich nur mit ihnen umgibt. Na denn mal los…

Hübsche Fliege schützt nicht vorm Zähneputzen

Fast witzig (aber viel mehr armselig) ist es ja, dass bis auf das unfassbar dämliche Finale es praktisch egal wäre, wie und warum ein böser Dämon, Poltergeist oder was auch immer die unsympathischen Soap-Darsteller heimsucht. Ersetzte die App durch Tarot-Karten, eine Hexenbrett (hatten wir ja neulich erst) oder eine überfahrende Zigeunerin, völlig egal. Dann würde man allerdings auf sensationelle Zitate wie „Apps töten keine Menschen. Menschen töten Menschen“ oder „Wenn dieses Ding in unsere Welt kommen will, muss es sich an die Hardware des Telefons koppeln“ verzichten müssen, wäre sehr bedauerlich. Wenn der Film es schon nicht versteht, seine „moderne“ Thematik clever oder ironisch zu nutzen, sollte er sich und seinen Unsinn doch bitte nicht so verkrampft ernst nehmen. Offenbar merkt hier niemand, wie lächerlich das Ganze rüberkommt, selbst wenn ein lumpiger Dachboden-Stoffteddy ungelenk auf sein panisches Opfer zuwackelt. Auch die billigsten Schockmomente werden dadurch ihrer kurzlebigen Wirkung beraubt, unabhängig davon wie beliebig sie sind und wie oft man sowas speziell in letzter Zeit über sich ergehen lassen musste. Stoisch zieht Bedeviled seine Linie durch, ohne sich auch nur kurzfristig bewusst zu sein, wie unfassbar albern und – was wirklich tragisch ist – mit unglaublich wenig Unterhaltungswert versehen ist, trotz zahlreicher, unfreiwilliger Spontan-Lacher.
Jeder Generation den Horrorfilm, den sie verdient…nein, das wäre echt unfair. Selbst die abgestumpftesten Smartphone-Junkies dürften sich bei diesem Quatsch nicht großartig gruseln oder gar wiedererkennen, selbst da versagt Bedeviled auf ganzer Linie. Lieber ein Jahr das JAMBA-Knebel-Abo mit dem Crazy Frog (die Älteren werden sich vielleicht erinnern) als nochmal fast 100 Minuten mit Bedeviled. Das war wesentlich gruseliger und echter Terror. 
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