Review: ANCHORMAN 2 - DIE LEGENDE KEHRT ZURÜCK - Gelungen geölte Gag-Maschine für Insider und solche, die es werden wollen

Erstellt am 28. Mai 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Anchorman 2 – Die Legende kehrt zurück (Anchorman 2 – The Legend Continues)
USA. 2013. Regie: Adam McKay. Buch: Will Ferrell, Adam McKay.
Mit: Will Ferrell, Paul Rudd, Steve Carell, David Koechner, Christina Applegate, Kristen Wiig, Dylan Baker, Greg Kinnear, Chris Parnell, Meagan Good, Fred Willard, Josh Lawson, Judah Nelson, Harrison Ford, Vince Vaughn, Will Smith, Jim Carrey, Marion Cotillard, Sacha Baron Cohen, Tina Fey, John C. Reilly, Kanye West, Liam Neeson, Amy Poehler u.a. Länge: 119 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 5. Juni 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Die Legende lebt – und liegt besser im Haar als je zuvor: In den stilunsicheren 1970ern war Ron Burgundy das Maß aller Dinge. Er war der Anchorman! Zusammen mit seinen Freunden und Kollegen Brian Fantana, Champ Kind und Brick Tamland machte er nicht nur die Nachrichten, er war die Nachricht! Auch ein Umzug nach New York ändert nichts daran. Zusammen mit seiner Frau Veronica Corningstone hofft er am Big Apple Karriere zu machen und an alte Westküsten-Erfolge anzuknüpfen. Doch stattdessen setzt ihn sein neuer Boss Mack Tannen vor die Tür. Die Chance auf Wiederherstellung des Egos lässt zum Glück nicht lange auf sich warten: Freddie Shapp bietet Ron Revolutionäres an – die Mitarbeit bei GNN, dem Sender, der als Erster Nachrichten nonstop bringen will! Die Plattform, wie geschaffen für Ron Burgundy und seine Freunde: Die Medienwelt wird nie mehr die gleiche sein…

Meinung:
Was soll man über einen Film schreiben, in dem es um nichts Anderes geht als eine Aneinanderreihung absurder Gags und Situationskomiken im bekannten Ultramacho-Manchild-Universum des Ron Burgundy - seine Erkenntnis, dass ihm seine Frau und sein Sohn im Leben wichtiger sind als sein Job, ist da das höchste an Gefühlen in Sachen Charakterentwicklung - und der als Fortsetzung eines dezent gefloppten Kultobjekts den allgemeinen Zuschauer nur wenig ansprechen dürfte? Der erste Anchorman kam ja auch schon...weia, 2004 heraus! Man-o-meter, da war man ja noch ein lumpiger Teen, können einen da die aufstrebenden Überreste vom Judd-Apatow-Style heutzutage noch genauso begeistern wie einst? Gottseidank biedert sich der daraus resultierende Film dann doch nicht als komplett einfallsloser Fan-Service an, zieht mit seinem schmerzfrei-grobschlächtigen Random-Impro-Humor ständig neue, unerwartet-wilde Register und verstärkt die Skurrilität seines Vorgängers dank eines erweiterten Budgets (schließlich sind die Players von einst inzwischen richtige Kassenschlager geworden) nochmal um einige eindrückliche, originelle und bisweilen effektvolle Einfälle - in gewohnter Bravado-Pulp-Manier, voller Late-70's-Anspielungen, Non-p.c.-Nonsens, Sight-Gags galore und stilechten Deko-Späßen in jeder Kulisse.

Ernst bleiben, es geht ja um die News: Ron und Team im Außeneinsatz

Was man allerdings bemängeln könnte, ist zum einen der teils gleichgültige Inszenierungsstil von Adam McKay, der ab und an aus unbekannten Gründen sein Talent zu vergessen scheint und so manche Witze mit hölzerner Plakativität unangenehm-peinlich an die Wand fährt, fast schon wie ein moderner Dennis Dugan (jener Regisseur aus dem Adam-Sandler-Dunstkreis mit perfiden Fokus auf den kleinsten, gemeinsamen Nenner von Humor) - da werden sodann Scherze aufgetischt, die sich genau an jenes Publikum richten, was den Genuss vom zweiten Anchorman leider insgesamt etwas unterminiert. Ob in der Hinsicht die mindestens 3 anderen Schnittfassungen des Films Verbesserung hervorbringen, können hierzulande derzeitig nur Besitzer eines Codefree-Players nachprüfen, da die deutschen Veröffentlichungen Bonus-technisch erneut zu wünschen übrig lassen - die Menge der verfilmten Witze muss jedenfalls überwältigend gewesen sein; schade, dass so einige misslungene in die Kinofassung hinein fixiert wurden. 
Zudem fällt der Zitierbarkeitsfaktor im Dialog leider auch weit überschaubarer aus, als im Meme-geadelten Vorgänger. Doch dann treffen wieder andere Sketche genau ins Schwarze und zeigen sogar inszenatorische Gewitzheit (mit einem explosiven CGI-Einsatz, ähnlich wie zuletzt jener in WOLF OF WALL STREET). Nimmt man da z.B. mal das große Finale, in dem...ach, wisst ihr was: bei Komödien sollte man ja Uneingeweihten im Nachhinein nicht den Witz verraten und das werde ich auch hier unterlassen, schließlich ist die subjektive Erfahrung das A & O eines solchen Lustspiels. Für die objektive Tragweite sind allerdings die enthusiastischen Leistungen der erfahrenen und aufeinander eingespielten Witzbolde im Darsteller-Ensemble von besonderer Bedeutung - und da leisten McKays cineastisch-einfangende Kräfte die beste Projektionsfläche, auch wenn ihm nicht immer gelingt, die Goldader herauszureißen und zu präsentieren.
Also kurzum: wem der Vorgänger schon gefiel oder bei den hier vertretenen Darstellern mit Freude & Euphorie weiß, woran er dran ist (und dabei erleben kann, wie jene den Geist ihrer Comedy-Roots mal wieder so richtig anpacken), darf bedenkenlos seine Nase in die Klamauk-Kiste stecken (für ganze 2 Stunden - leicht Overkill, ehrlich gesagt). Alle anderen sollten aber auch durchaus mal einen Blick riskieren, schließlich schlägt ANCHORMAN 2 in meinen Augen so ziemlich jede englischsprachige Live-Action-Komödie, die 2013 hierzulande anlief (PAIN & GAIN und OLYMPUS HAS FALLEN ausgeschlossen). Ich weiß, in so einem tiefen Tal freut man sich schon, wenn die Wölfe vorbeikommen, um einen aufzufressen, aber hey: immerhin!
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