Fakten:
American History X
USA. 1998. Regie: Tony Kaye. Buch: David McKenna. Mit: Edward Norto, Edward Furlong, Beverly D’Angelo, Avery Brooks, Ethan Suplee, Stacy Keach, Fairuza Balk, William Russ, Elliot Gould, Jennifer Lien u.a. Länge: 114 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Derek Vinyard kommt nach drei Jahren Haft wieder frei. Einst war er der Kopf einer Bande von Neonazis und musste wegen Totschlags einsitzen. Im Gefängnis hat er aber eine Wandlung durchgemacht. Hass und Gewalt hat er abgeschworen. Er will nun ein ehrliches und besseres Leben führen, doch sein junger Bruder Danny, der über die Jahre durch Dereks Einfluss der Nazi-Ideologie verfallen ist, kann diesen Sinneswandel nicht verstehen.
Meinung:
Trompeten werden durch laue Stöße angekurbelt, die repetitiven Trommelschläge wirken wie Gewehrschüsse, bis die sakrale Chormusik ertönt und die in traurigem Schwarz-Weiß gehaltene Aufnahme der Strandpromenade von Venice Beach in ihrer bleiernen Schwere abrundet. Später hören wir das lustvolle Stöhnen einer junge Frau, sehen sie beim Geschlechtsverkehr, bis kurz darauf wirklich Schüsse aufschreien und die Leichen dreier Afroamerikaner die Auffahrt der Familie Vinyard zieren: Ein Verbrechen aus ideologischer Überzeugung, keine Notwehr, kein Akt der Verzweiflung. Die ersten Minuten von „American History X“ fordern den Zuschauer bereits einiges ab und führen ihm seine Stärken konkret vor Augen. Die Bildsprache nämlich ist derart suggestiv, das sie es schafft, den Zuschauer einem Sog ganz nah vor die Mattscheibe zu locken. Filmisch ist „American History X“ zweifelsohne etwas ganz Besonderes, die visuelle Ebene wird vitalisiert von ausdrucksstarken Impressionen, die sich geradewegs ins Gedächtnis brennen.
Das Ende, welches an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden soll, könnte daher auch als Sahnehäubchen auf dem unreflektierten Gestus des Films gelten und damit diametral zur eigentlichen Botschaft stehen. Andererseits macht „American History X“ dadurch auch wieder deutlich, dass Hass auf allen ethnischen Seite pulsiert und zu jeder Zeit seine Früchte des Zorns tragen kann. „American History X“ ist nicht fehlerfrei, doch ein so sensibles Thema richtig anzugehen ist schon eine Kunst für sich. Schlussendlich scheitert „American History X“ ein Stück weit an seinen eigenen Ansprüchen, möchte im Kern aber doch nur das Beste. Dabei spielen ihm nicht nur die rein handwerklichen Aspekte in die Karten, sondern vor allem die famosen Schauspielleistungen.
6 von 10 Fressen auf dem Bordstein
von souli