Review: ALLES IST ERLEUCHTET – Eine Reise durch die Ukraine und die Vergangenheit

Erstellt am 26. März 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Alles ist erleuchtet (Everything is illuminated)USA. 2005. Regie: Liev Schreiber. Buch: Jonathan Safran Foer, Liev Schreiber. Mit: Elijah Wood, Eugene Lütz, Boris Leskin, Laryssa Lauret u.a. Länge. 105 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.
Story:
Der junge Jude Jonathan (Elijah Wood) ist Sammler. Als er von seiner sterbenden Großmutter ein Bild seines Großvaters mit einer ihm unbekannten Frau aus ihrer Zeit in der Ukraine erhält, beschließt er, dorthin zu reisen und diese Frau zu suchen. Gemeinsam mit seinem Dolmetscher Alex (Eugene Lütz), dessen Großvater und dem Hund Sammy Davis Jr. Jr. Gerät er so auf einen Roadtrip durch die Landschaft der Ukraine und auf eine Reise in die Vergangenheit.

Meinung:
Dass Liev Schreiber ein guter Schauspieler ist, das muss man denke ich nicht mehr großartig erklären. In Filmen wie „Salt“, „Der Manchurian Kandidat“ oder „Scream“, über deren Qualität man streiten kann, tritt er meist in Nebenrollen auf, kann damit aber jeden dieser Filme um einige Nuance bereichern. Dass er aber auch als Regisseur und Drehbuchautor, oder kurz, als Filmemacher auftritt, das wissen die wenigsten. Mit „Alles ist erleuchtet“ wagte er sich an sein Debüt und schrieb dabei die hochgelobte, autobiographische Romanvorlage von Jonathan Safran Foer aus dem Jahr 2002 in ein Drehbuch um.

Mit diesem Foto seines Großvaters fing für Jonathan alles an...

Darin geht es um den jungen Mann Jonathan. Er ist Jude und sieht merkwürdig aus mit seiner großen Hornbrille, seinem veralteten Anzug, seinem Seitenscheitel. So, als ob er nicht mehr in diese Zeit passen würde. Auch darum passt sein Hobby, ach was seine Leidenschaft sehr gut zu ihm: er ist Sammler. Er sammelt fast alles, was ihm in die Finger kommt, verpackt und archiviert es. Und alles sind Erinnerungen an seine Familie, an seine Vergangenheit als Kind von Immigranten aus der Ukraine. Als seine Großmutter ihm kurz vor ihrem Tod ein Bild von seinem Großvater mit einer ihm unbekannten Frau namens Augustine schenkt, da ist er irritiert. Wer war sie? Hatte sein Opa ein Verhältnis mit dieser Frau? Lediglich „Trachimbrod 1940“ stand auf dem Bild. Schließlich beschließt Jonathan, nach Trachimbrod zu reisen, in die Ukraine, um dort mehr über dieses Bild und über diese Frau zu erfahren. Dies tut er gemeinsam mit dem Ukrainer Alex, der zunächst als Reiseleiter und Dolmetscher auftritt, später auch als Freund. Gemeinsam mit Alex‘ Großvater und seiner geistig verstörten „Blindenhündin“ Sammy Davis Jr. Jr. erleben die beiden jungen Männer eine Reise in die Vergangenheit Jonathans, ein Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen und einen Roadtrip durch die Ukraine.

...und reist mit Alex und seinem Großvater durch die Ukraine

Liev Schreiber inszeniert „Alles ist erleuchtet“ sehr ruhig, sehr melancholisch. Zusammen mit der wunderbaren Musik von Paul Cantelon hat der Film etwas sehr Beruhigendes und Schönes. Zwar vernachlässigt Schreiber die interessante Erzählstruktur der Vorlage, schafft es aber immerhin, die Unterschiede der Kulturen sehr schön in Szene zu setzen. Auch schafft er es, den Humor der Vorlage zu übernehmen, sodass es auch großen Spaß macht, den Film anzusehen. Besonders der trockenne Sprachwitz ist sehr erfrischend. Bei einer Laufzeit von etwa 100 Minuten kommt auch kaum Langeweile auf. Hauptdarsteller ist Elijah Wood, dem der introvertierte, fast scheue Jonathan auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Zwar sieht er manchmal etwas komisch aus, bei seinem Look in diesem Film nur zu verständlich, aber kann er hier schauspielerisch überzeugen. Ihm zur Seite steht der ukrainische Emigrant Eugene Hütz, der sich vor allem durch seine Band „Gogol Bordello“ einen Namen gemacht hat, die übrigens auch einen Auftritt im Film vorweisen kann.

Lustig, ein wenig skurril, melancholisch und sehr schön gefilmt ist das Regiedebüt von Liev Schreiber. Besonders durch die Musik in Kombination mit der ukrainischen Landschaft kommt ein sehr schönes Feeling auf, das die Ukraine, das Land und seine Bewohner in ihrer Verschrobenheit unheimlich sympathisch macht. Das Zusammenspiel von Wood und Hütz, kombiniert mit „Großvater“ Boris Leskin stellt die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und der Ukraine sehr schön dar. Ein Film über Familie und Erinnerung. Und die Sprachbarrieren garnieren das Ganze noch, sodass „Alles ist erleuchtet“ ein wunderbarer, ausgezeichneter, kleiner Film geworden ist, der trotz seiner eigentlich traurig-melancholischen Geschichte vor allem eines macht: großen Spaß.

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