Review: ALLE MÖRDER SIND SCHON DA – Es war Mr. Green mit dem Seil im Wintergarten, ganz sicher...

Erstellt am 23. Oktober 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Alle Mörder sind schön da (Clue: The Movie)USA. 1985. Regie: Jonathan Lynn. Buch: John Landis, Jonathan Lynn. Mit: Tim Curry, Eileen Brennan, Christopher Lloyd, Madeline Kahn, Michael McKean, Martin Mull, Lesley Ann Warren, Colleen Camp u.a. Länge: 94 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.
Story:
Sechs Menschen werden in ein altes Schloss zum Dinner eingeladen. Sie alle werden vom vermeintlichen Gastgeber erpresst, doch plötzlich ist der tot. Ermordet. Doch wer war‘s? Motive gibt’s genug, jeder hätte der Mörder sein können. Einer der sechs Gäste? Der Butler? Oder doch das Hausmädchen? Wie im Spiel Cluedo kann jeder der Mörder sein und die Gäste eilen durch Salon, Küche und Bibliothek, um herauszufinden, wer der Täter ist. Doch dann geschehen weitere Morde…

Meinung:
Es ist bereits später Abend, dunkel. Es regnet, ein Gewitter ist aufgezogen. Kein Mensch will bei diesem Wetter vor die Tür. Doch zu einem alten Schloss in der abgeschiedenen Natur wurden sechs verschiedene Personen eingeladen. Die treffen nun einzeln und der Reihe nach mit ihren Nobelkarossen bei diesem alten Gemäuer ein und werden von einem Butler in Empfang genommen. Sie alle wissen nicht, warum sie genau hier sind, und auch nicht, wer ihr Gastgeber ist. Aber sie alle sind dieser Einladung zum Dinner gefolgt. Eine irrwitzige Situation. Dieser Anfang und diese Konstellation erinnern verdammt noch mal stark an die starbesetzte Kultkomödie „Eine Leiche zum Dessert“ von Robert Moore, in der sechs weltbekannte Roman-Detektive vom exzentrischen Millionär Lionel Twain zu einem Abendessen mit Mord eingeladen werden, den sie aufklären sollen, wenn sie können.


Nach und nach mehren sich die schockierenden Ereignisse.

Doch nicht nur die Konstellation lässt einen an den Moore-Film denken, auch die Titelmusik enthält Anleihen aus diesem Film. Und wenn dann Eileen Brennan, selbst Darstellerin in „Eine Leiche zum Dessert“, das Geschehen betritt, spätestens dann sind die Parallelen nicht mehr von der Hand zu weisen. Aber gut, ein Tim Curry, so gut er auch spielt, ist zwar kein Alec Guinness, ein Christopher Lloyd kein Peter Sellers und auch die übrige Besetzung kann nicht mit den klangvollen Namen aufwarten, wie es das scheinbare Vorbild noch konnte, aber dennoch merkt man ihnen den Spaß an diesem humorvollen Katz-und-Maus-Spiel stets an. Scheinbares Vorbild deswegen, da der Film eigentlich eine Verfilmung des Detektiv-Brettspiels „Cluedo“ ist, bei dem die Teilnehmer durch geschicktes Nachfragen und Kombinieren recherchieren müssen, wer an welchem Ort mit welcher Tatwaffe einen Mord begangen hat, bis es zur enorm spaßigen Auflösung kommt.


War es Colonel Mustard mit der Rohrzange im Salon?

Und so geht es auch den Gästen in diesem Film. Sie erhalten Hinweise, die möglichen Tatwaffen und weitere Puzzlestücke und sollen den Mörder aus ihrer Mitte entlarven. Motive gibt es genug, dass die extrem konstruiert sind, das sollte nicht weiter verwundern. Aber dennoch ist der Geist des Spiels wunderbar in den Film übertragen worden. Wenn die Figuren auf ihrer mörderischen Schnitzeljagd sind, geht es ihnen genau wie einem Cluedo-Spieler, der ständig andere Vermutungen äußert, immer wieder aufs Neue verwirrt wird und versucht, irgendwie Ordnung in das Chaos aus Hinweisen zu bringen. Dabei stolpern sie durch die einzelnen Räume des Cluedo-Spielfelds und äußern genau die teils strategische, teils unbedachten Vermutungen wie wir Spieler. Allerdings gibt es auch große Unterschiede zum Spiel, die zwar nicht näher aufgeführt werden sollten, die aber letztlich vor allem dazu dienen, mehr Abwechslung und Wendungen in den immer konstruierter erscheinenden Ablauf zu bringen. Ein reines Abfragen der Vermutungen wäre wahrscheinlich auch zu langweilig in einem Film.

„Vermissen Sie ihren Mann?“ - „Nun, das ist eine Frage nach dem Leben nach dem Tod. Jetzt, da er tot ist, habe ich ein Leben.“
Der Humor des Films ist anfangs etwas schleppend und kann braucht ein wenig, bis er sein Gagfeuerwerk entzünden kann. Aber nach dieser Anlaufzeit werden die schwarzhumorigen und doppeldeutigen Anspielungen immer zahlreicher, bietet immer mehr Slapstick-Einlagen und erhöht sein Tempo so sehr, dass man schon beinahe von einer Screwball-Komödie sprechen kann. Die schönen Kulissen in diesem alten Schloss, die Kostüme, die abwechslungsreiche Musik von John Moore und die launig aufgelegten Darsteller runden ein irrwitziges Gesamtpaket toll ab. Und natürlich hilft es auch sehr, wenn man gerne mal eine Runde „Cluedo“ spielt, denn viel besser kann man dieses Brettspiel wohl nicht in Szene setzen.
8 von 10 kuriose singende Telegramme