Review: 72 STUNDEN - DEINE LETZTEN 3 TAGE - Vielversprechendes Nichts

Erstellt am 9. April 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

  
 
Fakten:72 Stunden – Deine letzten 3 Tage (Tres dias/Before the Fall)ES, 2008. Regie: F. Javier Gutiérrez. Buch: F. Javier Gutiérrez, Juan Velarde. Mit: Victor Clavijo, Mariana Cordero, Eduard Fernández, Elvira de Arminán, Ana de las Cuevas, Juan Galván, Daniel Casadellà, Vicente Romero, Pepe Salas u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:Ein Meteorit rast auf die Erde zu. Alle Bemühungen die Katastrophe abzuwenden blieben erfolglos, die Regierungen geben das Unvermeidliche bekannt: In drei Tagen wird jedes Leben auf der Erde ausgelöscht. Panik bricht aus, auch in einer spanischen Kleinstadt. In dem Chaos muss Ale seine Mutter Rosa zu dem abgelegenen Haus seines Bruders Tómas begleiten. Denn einem Kindermörder, den Tómas einst ins Gefängnis brachte, ist während der Unruhen geflohen und Rosa ist sich sicher, dass er trotz des bevorstehenden Weltuntergangs nur auf Rache aus ist. Dort angekommen finden sie nur die vier Kinder vor, die von allem noch nichts mitbekommen haben. Mutter und Sohn versuchen, ihnen die grausame Wahrheit zu ersparen und sie gleichzeitig für die letzten drei Tage zu beschützen, denn Rosa soll recht behalten mit ihrer Vermutung.
  
Meinung:Man darf sich eigentlich keine Gedanken darüber machen, wie gut dieser Film sein könnte. Dann müsste er als Ärgernis bezeichnet werden. Ein hoch-ambitioniertes Spielfilm-Debüt des Spaniers F. Javier Gutiérrez, der aufgrund dieser Arbeit sogar demnächst mit dem Remake zu „The Crow“ der großen, weiten Film-Welt ein Begriff sein wird. Ob das dankbar ist oder nicht bleibt abzuwarten, trotzdem, die Karriere scheint in Fahrt gekommen. Als Regisseur schlummert in dem Mann ohne Zweifel Talent, denn wenn dieser Film etwas hat, dann eine wirklich schicke, stimmige Aufmachung (bei den Möglichkeiten) und eine bedrückende Atmosphäre. Das sieht toll aus und fühlt sich lange auch so an. Der Herr kann sicher einiges und man darf gespannt sein, wie sich das in den nächsten Jahren zeigen wird.

Medien-Verbot sorgt für Langeweile.

Die Probleme liegen an ganz anderer Stelle. Aber der Reihe nach. Das Grundszenario hat extrem viele Möglichkeiten. Die Welt wird untergehen, der tödliche Meteorit ist nicht mehr aufzuhalten, die Menschheit kapituliert. Drei Tage bleiben noch. Klingt nach Endzeit-Katastrophen-Drama, doch das wird eigentlich nur als Aufhänger benutzt, spielt recht schnell nur noch eine geringe und irgendwann sogar fast gar keine Rolle mehr. Jetzt geht es darum, wie Ale (gut: Victor Clavijo) seine Nichten und Neffen gegen einen entflohenen Killer verteidigen muss, der noch eine Rechnung mit seinem Bruder offen hat. Einen Revenge-Thriller vor der Kulisse des jüngsten Tags abzuspielen bietet hervorragende Möglichkeiten, die erstaunlicher Weise nicht genutzt werden. Was bleibt denn übrig von dieser Prämisse? Der Anfang - der Lust auf mehr macht – und das Ende, welches dann auch schon relativ egal ist. Dazwischen haben die gekreuzten Genres eigentlich keinen Einfluss aufeinander. Das Haus von Bruder Tómas liegt eh am Arsch der Welt, ob diese nun untergehen wird oder nicht, viel mehr wäre da eh nicht los. Und verrückte Killer können auch aus dem Knast abhauen, wenn kein allgemeinens Chaos ausbricht, kommt schon mal vor.

Der Zug fährt heute wohl nicht mehr.

Also streichen wir die erhoffte Nutzung beider Szenarien und bleiben bei „Mann schützt Kinder vor Killer“. So toll ist das nun auch nicht gerade. Überraschungen (die man durchaus erhofft) bleiben komplett aus, der Thrill kommt langsam daher (muss nicht schlecht sein) erreicht leider nie einen expliziten Höhepunkt und insgesamt ist das vom Skript nicht mal 08/15. Dabei wäre da so viel drin, in ganz viele Richtungen. Nur geschehen will es einfach nicht. So belanglos blubbert die Geschichte bis zum harten, dadurch nicht beeindruckenderen Finale dahin und wenn dann endlich alles zerstört wird (kein Spoiler, ist ja klar) fragt man sich nur: Ja, und?
Schlimm an der Sache ist ja, dass die Hoffnung bis zu Letzt nicht stirbt. Viel zu gut wirken die Voraussetzungen, viel zu gut sieht das aus, viel zu gut kann der Film trotz der Einfallslosigkeit vorgaukeln, dass noch was kommt. Umso ernüchternder bleibt man zurück. Die Pluspunkte des Film versprechen etwas ganz anderes und es ist kaum zu glauben, wie banal und sinnlos das alles verballert wird. Man möchte diesen Film mögen, man würde ihm gönnen, als Geheimtipp gehandelt zu werden, nur das Endprodukt ist es nicht wert. F. Javier Gutiérrez sei eine große Karriere gegönnt (potenziell unnötiges Remake hin oder Interesse  an weiteren Arbeiten von ihm ist vorhanden, nur sein Debüt ist leider ein Pfostenschuss, der fast wie ein Treffer aussieht, am Ende aber nicht zählt.
4,5 von 10 beiläufigen Apocalypsen.