Fakten:
3 Days to Kill
USA, Frankreich. 2014. Regie: McG. Buch: Adi Hasak, Luc Besson. Mit: Kevin Costner, Amber Heard, Hailee Steinfeld, Connie Nielsen, Raymond J. Barry, Richard Sammel, Tómas Lemarquis, Eriq Ebouaney, Philippe Reyno u.a. Länge: 117 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.
Story:
Familie? Für Ethan ist das im Grunde der Geheimdienst, für den er tätig ist. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Seine Tochter Zoe soll endlich einen echten Vater haben, doch der geplante Ruhestand muss warten, denn Ethan leidet an einer tödlichen Krankheit. Ein Gegenmittel gibt es, doch es hat zwei Nebenwirkungen: zum einen Halluzinationen, zum anderen dass er als Gegenleistung für seine Heilung einen heiklen Auftrag absolvieren muss, für den er genau drei tage Zeit hat.
Meinung:
Joseph McGinty Nichol – oder auch McG – genießt in der Filmwelt nicht gerade den Ruf, ein begnadeter Regisseur zu sein. Für „Terminator: Die Erlösung“ musste der US-Amerikaner nicht nur vom Feuilleton reichlich Schelte kassieren, die riesige Fan-Base des ikonisierten Cyborgs aus der Zukunft konnte ihren Missmut über McGs Umsetzung ebenfalls nicht hinter dem Berg halten. Auch seine Agenten-Komödie „Das gibt Ärger“, in der Tom Hardy und Chris Pine um die Zuneigung Reese Witherspoons buhlen, während sie es mit dem Oberschurken Til Schweiger zu tun bekommen, entwickelte sich zum reinrassigen Debakel. Aber auch schon zu Anfang des neuen Jahrhunderts konnte sich McG mit „3 Engel für Charlie“ und der Fortsetzung „Volle Power“ mit wenig Ruhm bekleckern. Die Bestimmung seiner Person liegt wohl als Produzent von Serie wie „Supernatural“ und Chuck“ begraben, allerdings, und das grenzt für viele an ein Wunder, hat McG es im Jahre 2014 wirklich auf die Reihe bekommen, einen durchaus akzeptablen Streifen abzuliefern.
Blond, attraktiv, mysteriös, bewaffnet? Das nur Costners Filmtochter sein
Die Rede ist von „3 Days to Kill“, einem Hybriden, der in seiner Konzeption so unfassbar schelmisch auftritt, das man sich zuweilen gerne mal die Augen reiben muss und jegliche Szenen auf ihre Intention gleich zweimal hinterfragt: Ist das jetzt wirklich euer Ernst? Als EuropoCorp-Produktion und nach einer Idee von Luc Besson, der schließlich auch das am Drehbuch mitschrieb, stellt sich „3 Days to Kill“ also in eine Reihe mit ansehnlichen Projekten à la „Kiss of the Dragon“, „The Transporter“ und „96 Hours“, muss sich aber auch die Nachbarschaft von desaströsen Bruchlandungen wie „Hitman – Jeder stirbt alleine“ oder „Malavita - The Family“ gefallen lassen. „3 Days to Kill“ ist nun so ein Film geworden, der sich nicht eindeutig kategorisieren lässt, den man eine gute Portion Wahnsinn attestieren möchte, ihm aber auch nicht seine auf der Metaebene gelingende Selbstironie aberkennen kann. Es ist vielmehr die alles entscheidende Frage, ob Besson und McG die Tonalität bestimmter Sequenzen mit einem solch findigen Augenzwinkern überhaupt geplant haben. Ein guter Ratschlag kann es an dieser Stelle nur sein, ihnen diese Intelligenz zu erlauben, alles andere nämlich würde in einem Fiasko enden.Brav, friedlich, bieder, brünett? Alles klar, eine Killern
„3 Days to Kill“ wartet mit einem ganzen Arsenal an Klischees auf, die um ihre Vormachtstellung in größtmöglicher Staubschicht ringen: Da hätten wir den alternden Secret-Service-Agenten, der seinen riskanten Job an den Nagel hängen möchte, um sich endlich wieder mehr um die Familie zu kümmern, sich aufgrund einer schockierenden Diagnose allerdings dazu gezwungen sieht, für die zwielichtigen Vivi Delay zu arbeiten und den deutschen Waffenhändler „Der Wolf“ zu stoppen. Wow. Wo man im ersten Augenblick vielleicht noch annehmen wurde, in die nächsten Untiefen einer der unsäglichen Nicolas Cage Direct-to-DVD-Streiche gestolpert zu sein, lässt „3 Days to Kill“ schnell eine persiflierende Leseart zu - Ob intendiert oder nicht, sei mal dahingestellt. Immer wieder wird das Szenario stilistisch gebrochen, etwa wenn Hauptdarsteller Ethan Runner einen möglichen Verdächtigen in seinem Badezimmer foltert und schließlich von seinem Handy Icona Pops Charts-Schlager „I Don't Care“ repetitiv ertönt. Ja, das Drehbuch geht sogar soweit, Ethan Runner mit seinen „Opfern“ Familienangelegenheiten austauschen zu lassen und anschließend nach einem original-italienischen Bolognese-Rezept fragt. All das kann man nicht ernst nehmen, weil es – hoffentlich – auch nie ernst gemeint war. Vom missfälligen Zynismus eines „Malavita - The Family“ jedoch ist das ganz weit entfernt.Eine Spitze gegen Frankreich, die sich postwendend auch komplett im Nirgendwo verrennt, erlaubt sich das Drehbuch mit den Mietnomaden, die sich in Ethans Wohnung gegen seinen Willen einnisten. Dort kommt es bei einer Geburt in den eigenen vier Wänden zu einer Szene, die in ihrem penetranten Pathos auf audiovisueller Ebene frei von jeder Seriosität sein muss. Natürlich gelingt es „3 Days to Kill“ nicht immer die tonale Balance zu halten, manches amüsiert nicht, sondern ruft eher die Kombination aus Irritation und Kopfschütteln hervor, etwa wenn „3 Days to Kill“ wirklich emotional in seiner Melodramatik zu sein versucht, sicher aber wohl nicht mehr im Klare darüber ist, dass all Figuren lose Stereotypen sind. Die Action allerdings ist in ihrer Kalibrierung angenehm Old-School und greifbar, während Kevin Costner („Jack Ryan: Shadow Recruit“, "Der mit dem Wolf tanzt") als drahtiger Kauz seit langer Zeit mal wieder in einer Hauptrolle gefallen darf, wohingegen Amber Heard als Lack-und-Leder-Mieze („Drive Angry“, "Machete Kills") das pure Comic Relief abliefert und ihren lasziven Auftritt zuweilen eine gar surreale Note verleiht. Eines aber steht fest: Wenn McG wirklich darstellen wollte, was ein James Bond-Verschnitt nach Feierabend so tut, dann sei ihm gesagt: Bestimmt NICHT mit einem lilanen Damenfahrrad durch die Gassen von Paris gurken.
5 von 10 Händen im Waffeleisen
von souli