"Return to Sender": Kaffeeklatsch mit dem eigenen Vergewaltiger

Miranda (Pike) ist eine starke Frau! Man kann sie jetzt auch kaufen...©Ascot Elite

Mein mir nicht gerade wohlgesonnener Mathelehrer in der zehnten Klasse sagte damals zu mir an einem Elternsprechtag folgenden klugen Satz: „Es ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Hoffentlich ist das nicht der entgegen kommende Zug.“ Bezogen auf „Return to Sender “ und dessen Hauptdarstellerin Rosamund Pike kann man getrost sagen: Es ist definitiv der entgegen kommende Zug. 
Pikes Stern schien – ihre Karriere verlief mal abgesehen von einem einmaligen Ausflug als Bond-Girl 2003 eher überschaubar erfolgreich . mit der Oscar-Nominierung für ihre Rolle in David Finchers „Gone Girl“endlich aufzugehen und der Grundgedanke von ihrem neusten Werk „Return to Sender“ (Regie: Fouad Mikati) ist eigentlich gar nicht so verkehrt. Uneigentlich ist der Film jedoch 75 Minuten ultrablöd, um dann in der restlichen guten Viertelstunde noch viel blöder zu werden. Und so urplötzlich Pikes Stern aufging, so schnell wird er wieder heruntergehen.

Sieht doch sympathisch aus, der Vergewaltiger...©Ascot Elite


Miranda (Pike) steht kurz vorm beruflichen Aufstieg. OP-Schwester möchte sie werden – sie repariert schließlich gerne Menschen! - und auch privat möchte sie endlich erwachsen werden. Ihr Papi (ist alt geworden: Nick Nolte) und dessen Hund - sein einziger Freund - nerven, also zieht die toughe Miranda aus. Ihr erstes eigenes Zuhause! Jetzt fehlt nur noch ein Mann an ihrer Seite, klar. Und der heißt Kevin, also soll Kevin heißen und ein Blind Date sein. Aber er kommt zu früh und er heißt gar nicht Kevin, sondern William Finn (könnte Mitglied einer Boygroup sein: Shiloh Fernandez). Aber das weiß Miranda nicht. Ist ja ein Blind Date. Sie lässt William in ihre Wohnung, er kaut Zahnstocher im Mund, ist auch klar. Und dann passiert's: Er lässt die Hosen runter, sie auch, aber unfreiwillig. William vergewaltigt die unschuldige Miranda. Lässt sie zurück, flieht, wird trotzdem gefasst, Knast.
So absurd klingt das bis jetzt natürlich alles noch nicht. Ein wenig konstruiert vielleicht: Mutter tot, Vater einsam mit dem Wauwau, sie auch einsam mit ihrem Job. Da überrascht nicht wirklich viel. Der Vergewaltiger arbeitet in Mirandas Lieblings-Lokal und hat natürlich auch sonst nicht so viel geschafft im Leben. Ja, das ist wirklich alles normal. Sie zieht aus, will ihr neues, unabhängiges Leben beginnen, am besten mit Mann und ohne Erzeuger. Auch das ist alles noch relativ nachvollziehbar, wenngleich die Figuren ziemlich banane gezeichnet sind und sehr Schema F. Angesichts der Tatsache, dass selbst Nolte schon dreimal für den Oscar (u.a. für Warrior) nominiert wurde, kommt man bei den darstellerischen Leistungen aus dem Staunen kaum heraus.

Nick Nolte mischt auch mit. Hätte er es mal lieber sein gelassen. ©Ascot Elite


Das Drehbuch von Patricia Beauchamp und Joe Gossett hat leider einen entscheidenden Haken: Es bewegt sich am Rande des Märchenhaften. Denn Miranda reagiert so, wie wohl die wenigsten Vergewaltigungs-Opfer reagieren würden. Erst regt sie sich ab, indem sie die Mitarbeiterin ihrer Wäscherei beleidigt oder mit dem Pflanzen von Rosenbüschen. Aber statt Therapie entscheidet sich unsere Hauptperson für einen sehr eigenwilligen und eigenartigen Weg des Drüberhinwegkommens:Sie schreibt ihrem Peiniger Briefe, die alle erst zurückkommen mit dem Vermerk „Return to Sender“. Irgendwann aber lässt William ihren Besuch zu. Sie fährt 57 km ins Gefängnis und quatscht mit ihm, fragt ihn nach dem Essen in den Knast und lauter anderes belangloses Zeug. Dabei macht sie sich hübsch, zieht sich ihre besten Kleider an, er zeigt ihr seine im Kittchen erlangten Wunden. Es entwickelt sich eine Art Freundschaft. Als er auf Bewährung rauskommt, hilft er ihr beim Renovieren des Hauses – er repariert schließlich gerne Dinge! - und zwischendurch trinken sie noch ein Kaltgetränk zur Erfrischung. Logisch, oder? Ein Kaffeklatsch mit dem eigenen Vergewaltiger. Sowas gibt’s sonst wohl sonst nur im Märchen.

Willkommen in Absurdistan!


75 Minuten lang ist man folglich mit Kopfschütteln beschäftigt, wird dabei von riesiger Langeweile heimgesucht. Der Ansatz der Vergebung und des Verzeihens einer solcher Tat ist zwar wirklich gut gemeint und interessant, die Herangehensweise würde aber keinen Realitätstest bestehen und spottet jeder Beschreibung. Und man ahnt die ganze Zeit: Da kommt noch irgendein Schlussakkord, der es in sich hat. Sowas kommt auch. Aber der schlägt dem Fass dann endgültig den Boden aus.

©Ascot Elite

Mein Mathelehrer hielt meine nächste Mathearbeit damals übrigens noch für ausreichend. „Return to Sender“ hat nichtmal ein mangelhaft verdient.
BEWERTUNG: 0,5/10Titel: Return to Sender - Das falsche OpferFSK: ab 16Laufzeit: 94Genre: ThrillerErscheinungsjahr: USA 2015, auf DVD & Blu-Ray erhältlich seit 08.09.2015Regisseur: Fouad Mikati Darsteller: u.a. Rosamund Pike, Nick Nolte, Shiloh Fernandez
  

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