Ich gebe auf, ich kapituliere, ich schwenke die weiße Fahne, ich streiche die Segel! Auch das jahrelange Üben, mit mehr oder weniger Blessuren, nutzten nichts, diese Erkenntnis steht so fest wie Zement.
Der erneute Versuch, auf höheren Schuhen durch unsere Stadt zu laufen und sich dabei nicht wie eine Schnecke oder ein krakeliges Hanghuhn zu bewegen, scheiterten kläglich. Famos amüsiert hat sich sicher der ein oder andere bei meinem Gang über das Kopfsteinpflaster, oder sollte ich sagen, beim Tanz auf dem Vulkan (ähnlich brannten meine Füße nämlich schon kurz nach Verlassen des Hauses).
Jetzt weiß ich auch, weshalb die Ostheopathin in der letzten Behandlung nach eventuellen Umknick-Erfahrungen fragte, während sie mein Wadenbein vom Knöchel aufwärts mit Kinesio-Tape stabilisierte. Ja, da gab’s doch die eine oder andere schmerzliche Erfahrung, die ich wohl ins hippokampale Abseits verdrängt hatte, um den wiederholten Kauf von nicht bewegungsförderlichen Schuhen zu rechtfertigen.
Ich bin zuletzt den Verlockungen eines modischen Keilabsatzschuhs in der Schuhabteilung der Galerie Lafayette in Perpignan erlegen. Wer kennt das nicht (als Frau jedenfalls), man betritt den Raum und eine Vielzahl (keine Ahnung, woran das liegt) an Schuhen zwingen einen gnadenlos zum Probieren. Nun, der blaue Keilabsatz-Bootie war meiner und ich lief wirklich gut darin – im Geschäft. Einmal hin, einmal her – jedoch kein Vergleich zu Kopfsteinpflaster und anderen Unebenheiten. Auch der durchgängige Absatz macht es nicht besser.
Deshalb brauchen wir auch gar nicht über andere hochragende Träume reden. Auch ich gerate in Verzückung bei nietenbesetzten Louboutins in der neuesten Modezeitschrift (das gebe ich gern zu), nur, auch bei denen scheint mir der Return of Investment eher im Bereich von schmerzhaften lumbo-sakralen Blockaden zu liegen, denn im Gefühl des königlichen Schwebens über den Asphalt.
Somit steht der Beschluss, angucken ja, doch ins Haus (oder besser, in den Schuhschrank) kommt nichts neues mehr über 5 cm Absatzhöhe. Im neuen Jahr gibt’s einen Verkauf bei meiner Freundin S. und da wird alles Höhere die Besitzerin wechseln – so soll es sein! Zwei Paar “Steh – Schuhe” (O-Ton mein Mann) bleiben für die Gelegenheiten, zu denen ich galant und eloquent in der Ecke stehe und an einem Glas Prosecco nippe ( soll ja auch mal vorkommen), alles andere verschwindet. Ein Hoch auf die neue Leichtigkeit!
Einen ungleich höheren Return of Investment erlangt man beim Kauf einer hochwertigen Valrhona-Schokolade mit mindestens 80% Kakaoanteil. Das erste Stück wandert in den Mund und sofort wähnt man sich auf der Kakaoplantage. Mit dunkler Schokolade ist es wie mit gutem Rotwein, es braucht einige Jahre stümperhaften Umherirrens bis man zu des Pudels kern kommt.
Ich empfehle in diesen Tagen eine Lieblingstasse heiße Schokolade mit einem Hauch Piment d’Espelette, gern ein kleiner vorweihnachtlicher Keks dazu und einen kuscheligen Nachmittag mit dem/der Liebsten – und wer braucht da schon Schuhe!
Das Wochenende klopft schon ganz zart an unsere Türen, die Temperaturen sollen sinken, also hübsch Schokolade einkaufen und dann einen gemütlichen zweiten Advent auf dem Sofa verbringen. Wenn das keine lohnende Investition ist…
Nicht nur für Wirtschaftswissenschaftler, hier das Rezept für die heiße Schokolade:
heiße Schokolade
für 2 Genießer mit großen Lieblingstassen:
500 ml Milch
100 g Creme fraiche
150 g Valrhona (mind. 80% Kakaoanteil), in kleine Stücke gehackt
2 EL Kakao (mit ebenfalls hohem Kakaoanteil)
½ TL Piment d’Espelette (alternativ Cayenne-Pfeffer)
Zucker nach Geschmack
In einem Topf die Milch mit der Creme fraiche erhitzen. Die Schokolade und den Kakao dazugeben und unter Rühren weiter erhitzen. Nun das Piment d’Espelette hineinstreuen und umrühren. Mit Zucker abschmecken. Mit dem Pürierstab oder Mixer leicht aufschlagen und in eine Tasse füllen.
Einen gemütlichen zweiten Advent!